Demos um Asylpolitik in Künzelsau

Erstveröffentlicht: 
15.02.2016

Es waren weniger Gegner der Flüchtlingspolitik als erwartet, die sich am Samstag in Künzelsau trafen. Zur Gegendemo kamen rund 500 Künzelsauer Bürger zusammen. Zwischenfälle blieben aus.

 

Sie wollten ein Zeichen für Toleranz setzen: Unter dem Motto "Künzelsau für Menschlichkeit" demonstrierten die Künzelsauer gegen die Kundgebung von Asylgegnern auf den Wertwiesen.

 

Ein breites Bündnis aus Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Vereinen hatte dazu aufgerufen, nachdem eine Gruppe namens "Widerstand Baden-Württemberg" die Demonstration gegen die Flüchtlingspolitik angemeldet hatte.

 

Zu der Kundgebung der Asylgegner selbst waren nur rund 60 Personen gekommen. Die Organisatoren hatten mit 300 Teilnehmern gerechnet.

 

Regelmäßige Kundgebungen geplant


Die Polizei war mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort. Das rechts gerichtete Bündnis "Widerstand Baden-Württemberg" will künftig alle zwei Wochen in Künzelsau eine solche Kundgebung halten.

 

Bisher gab es Demonstrationen von Flüchtlingsgegnern im Hohenlohekreis vorwiegend in Öhringen - laut Landesamt für Verfassungsschutz auch gerne von Rechtsextremisten besucht - vorwiegend aus dem Umfeld der NPD.

 

Vergangenes Wochenende aber musste die Demonstration in Öhringen ausfallen. Dort war am Wochenende Pferdemarkt.

 

"Widerstand Baden-Württemberg"


Wer im Internet nach der Gruppe "Widerstand Baden-Württemberg" sucht, kommt auf eine Seite, auf der "Freie Patrioten und Pegida-Unterstützer" steht. In einem Positionspapier heißt es wörtlich, der Widerstand Deutschland "besteht aus aktiven, motivierten Bürgern, die bereit sind, gegen den Staat und seine Entscheidungen vorzugehen."

 

Verbindung zu Öhringer Asyl-Gegnern


Im Fokus stünden die Interessen des deutschen Volkes, heißt es. Nicht nur die Überfremdung sei ein wichtiges Thema, alle anderen Bereiche wie die sozialen Zustände würden unzensiert angesprochen und kritisiert. Und abschließend steht dort: "Also Volk, steh auf und eine Dich. Die Zeit ist überreif."

 

Wie die Polizei auf SWR Anfrage bestätigte, gibt es Verbindungen zwischen den Demonstranten aus dem rechten Spektrum in Öhringen und den Demo-Organisatoren in Künzelsau. In Öhringen nennt sich das Bündnis "Hohenlohe wacht auf".

 

Es gibt wohl den Plan, sich gegenseitig zu unterstützen. Die späte Uhrzeit, 18.00 Uhr, ist offenbar bewusst gewählt. So können Teilnehmer in Zukunft erst nach Öhringen auf die Kundgebung und danach noch nach Künzelsau.

 

Dubioser "Bund für Gotterkenntnis"


Recherchen zur Asyl-Demonstration ergeben noch mehr: Im Zusammenhang mit den Kundgebungen taucht auch ein "Bund für Gotterkenntnis" auf. Dessen Spuren führen in die Region: Eine junge Rednerin auf der Kundgebung in Öhringen gehört diesem Bund an, der auch dem Landesamt für Verfassungsschutz bekannt ist. Dort ordnet man das Gedankengut antiparlamentarisch, rassistisch und antisemitisch ein.

 

In der Gruppierung huldigt man den Lehren von Mathilde Ludendorff. Sie war die Witwe des Generals Erich Ludendorff, der 1923 mit Adolf Hitler in München putschen wollte.

Spannend bleibt nun, ob die Rednerin auch auf der Kundgebung in Künzelsau am Samstag sprechen wird.