Gleich zwei Demonstrationen hat das sonst eher beschauliche Erzgebirgsstädtchen Stollberg am Sonnabend erlebt. Es ging wieder einmal um das Thema Asylpolitik: Vielen Erzgebirgern machen die Flüchtlinge Sorgen, andere wiederum machen sich für eine Willkommenskultur stark. Der regionale CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz (Wahlkreis Chemnitzer Umland/Erzgebirgskreis II) versucht zu vermitteln und ist mit beiden Seiten im Gespräch. Der Christdemokrat kann manche Bedenken verstehen: Den Menschen gehe es "vorrangig um das Thema, wie findet die Unterbringung vor Ort in ihrer Heimatgemeinde statt. Und da gibt es sicher nicht nur ideal gelungene Fälle von Unterbringung und kann natürlich auch mal darüber reden, was kann man besser machen an dieser Stelle", sagte Wanderwitz.
Sympathisanten von Pegida machen mobil
Nach Veranstalterangaben trafen sich
rund 3.000 Menschen aus verschiedenen Orten Südwestsachsens und des
Erzgebirges, die mit der Pegida-Bewegung sympathisieren, auf dem
Stollberger Marktplatz. In drei Zügen hatten sie sich zuvor zu einem
symbolischen Sternmarsch aufgemacht.
Jürgen Claus von den
sogenannten "Stollberger Patrioten" erklärte: "Es ist vor der Tür
angekommen, wir haben die Probleme mit der Kriminalität." Er sieht nun
die Politik in der Pflicht - "für uns als Steuerzahler endlich zu
sorgen, dass wir um unsere Kinder und Frauen keine Angst mehr haben
müssen", wie er sagte. Auf Transparenten forderten Demonstranten, die
Grenzen zu schließen. Andere sprachen von einem "Wahnsinn der
Islamisierung", der gestoppt werden müsse.
Zauberwort: Respekt voreinander
Zum Friedensgebet versammelten sich zeitgleich in Stollberg die
Befürworter der Asylpolitik. Deutsche Traditionen sehen diese
Erzgebirger nicht in Gefahr. Viele sind nach wie vor überzeugt davon,
die rund 50.000 in Sachsen lebenden Flüchtlinge integrieren zu können.
Ein Gemeindepädagoge sagte vor den etwa 250 Zuhörern: "Das Zauberwort
ist Respekt voreinander." Allerdings sehen auch die Teilnehmer des
Friedengebetes die Politik in Zugzwang, Lösungen für eine
Einwanderungspolitik zu finden - länderübergreifend auf EU-Ebene.
Die
Lage in Stollberg blieb nach Reporterangaben von einigen Wortgefechten
abgesehen friedlich. Eine Hundertschaft der Polizei verstärkte die
örtlichen Ordnungshüter und hielt die beiden Lager auf Abstand.