Demo-Abend in Stollberg - Asylpolitik: Befürworter und Kritiker gehen auf die Straße

Erstveröffentlicht: 
24.01.2016

Gleich zwei Demonstrationen hat das sonst eher beschauliche Erzgebirgsstädtchen Stollberg am Sonnabend erlebt. Es ging wieder einmal um das Thema Asylpolitik: Vielen Erzgebirgern machen die Flüchtlinge Sorgen, andere wiederum machen sich für eine Willkommenskultur stark. Der regionale CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz (Wahlkreis Chemnitzer Umland/Erzgebirgskreis II) versucht zu vermitteln und ist mit beiden Seiten im Gespräch. Der Christdemokrat kann manche Bedenken verstehen: Den Menschen gehe es "vorrangig um das Thema, wie findet die Unterbringung vor Ort in ihrer Heimatgemeinde statt. Und da gibt es sicher nicht nur ideal gelungene Fälle von Unterbringung und kann natürlich auch mal darüber reden, was kann man besser machen an dieser Stelle", sagte Wanderwitz.

 

Sympathisanten von Pegida machen mobil

 

Nach Veranstalterangaben trafen sich rund 3.000 Menschen aus verschiedenen Orten Südwestsachsens und des Erzgebirges, die mit der Pegida-Bewegung sympathisieren, auf dem Stollberger Marktplatz. In drei Zügen hatten sie sich zuvor zu einem symbolischen Sternmarsch aufgemacht.

Jürgen Claus von den sogenannten "Stollberger Patrioten" erklärte: "Es ist vor der Tür angekommen, wir haben die Probleme mit der Kriminalität." Er sieht nun die Politik in der Pflicht - "für uns als Steuerzahler endlich zu sorgen, dass wir um unsere Kinder und Frauen keine Angst mehr haben müssen", wie er sagte. Auf Transparenten forderten Demonstranten, die Grenzen zu schließen. Andere sprachen von einem "Wahnsinn der Islamisierung", der gestoppt werden müsse.

 

Zauberwort: Respekt voreinander


Zum Friedensgebet versammelten sich zeitgleich in Stollberg die Befürworter der Asylpolitik. Deutsche Traditionen sehen diese Erzgebirger nicht in Gefahr. Viele sind nach wie vor überzeugt davon, die rund 50.000 in Sachsen lebenden Flüchtlinge integrieren zu können. Ein Gemeindepädagoge sagte vor den etwa 250 Zuhörern: "Das Zauberwort ist Respekt voreinander." Allerdings sehen auch die Teilnehmer des Friedengebetes die Politik in Zugzwang, Lösungen für eine Einwanderungspolitik zu finden - länderübergreifend auf EU-Ebene.

Die Lage in Stollberg blieb nach Reporterangaben von einigen Wortgefechten abgesehen friedlich. Eine Hundertschaft der Polizei verstärkte die örtlichen Ordnungshüter und hielt die beiden Lager auf Abstand.