NSU-Ausschuss: Brandexperte verteidigt sich

Erstveröffentlicht: 
15.01.2016
Baden-Württemberger wies in Thüringen Kritik zurück

VON SEBASTIAN HAAK

 

Erfurt. Ein Brandursachenexperte hat Kritik an seinem Gutachten zurückgewiesen, das er zum Ausbruch des Feuers in dem von den mutmaßlichen NSU-Terroristen genutzten Wohnmobils erstellt hat. Er habe bei seinen Untersuchungen im Wesentlichen so gearbeitet, wie er das auch an anderen Tatorten getan habe, sagte der Baden-Württemberger gestern in Erfurt vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtages. Am 4. November 2011 waren in dem Mobil in Eisenach die Leichen der mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gefunden worden.

 

Während der Befragung vor dem Ausschuss hatten Abgeordnete immer wieder in Zweifel gezogen, der Mann habe wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die Brandursache zu ermitteln. Auch hatten sie hinterfragt, ob ihm die Thüringer Polizei zum Beispiel alle Unterlagen zur Verfügung gestellt habe, die er für seine Arbeit gebraucht habe. Daraufhin hatte der Sachverständige erklärt, zwar habe er weniger Dokumente gehabt, als das in Baden-Württemberg bei seiner Arbeit üblich sei. Trotzdem sei er sich sicher, herausgefunden zu haben, wie das Feuer in dem Fahrzeug entstanden sei.

 

Die Brandursache sei auch nicht schwierig zu ermitteln gewesen. Offenbar sei in einer Ecke des Wohnmobils ein Gegenstand mit einem Feuerzeug oder einem Streichholz entzündet worden und habe dann das Fahrzeug in Brand gesetzt, sagte der Sachverständige. Vermutlich sei die Ausbreitung noch dadurch unterstützt worden, dass Mundlos oder Böhnhardt den Gasherd so eingestellt hatte, dass Gas ausgeströmt sei. Welcher Gegenstand in der Ecke als Erster angezündet worden sei, sei aber unklar, sagte er.

 

Zeugenaussage zu Kompetenzgerangel

 

Ein ehemaliger Kriminaltechniker des Thüringer Landeskriminalamtes (LKA) warf später vor dem Untersuchungsausschuss dem Bundeskriminalamt schwere Versäumnisse bei den Ermittlungen vor. Bei der Übergabe verschlüsselter Festplatten des mutmaßlichen NSU-Unterstützers Ralf Wohlleben vom LKA an das BKA sei es zu einem erheblichen Kompetenzgerangel gekommen, sagte er. Die Festplatten, dazugehörige Protokolle sowie halbfertige Sicherungskopien seien auf Anweisung des BKA Ende 2011 plötzlich nach Meckenheim gebracht worden. Anschließend habe es von dort aber Nachfragen an ihn gegeben, aus denen klar geworden sei, dass nicht alle Zuständigen des BKA wussten, dass das Material schon dort lag, sagte der Ex-Beamte.

 

Wohlleben selbst erklärte gestern bei der Fortsetzung seiner Vernehmung im Münchner NSU-Prozess, dass er sich an viele Details gar nicht mehr erinnern könne. Vieles habe ihn auch nicht interessiert, sagte der Mitangeklagte. „Ich wollte ja so wenig wie möglich wissen.“ Jedoch wusste er noch, dass er sich im Frühjahr des Jahres 2001 ein weiteres Mal mit dem zu dieser Zeit in Zwickau abgetauchten NSU-Trio getroffen habe – konnte aber nicht mehr genau sagen, was dabei besprochen wurde.