Markranstädt. Mit fünf Ja- und zwei Nein-Stimmen bei sieben Enthaltungen hat der Bau- und Vergabeausschuss des Kreises am Donnerstagabend nach kon-troverser Diskussion dem Betreibervertrag zur Nutzung des Hotels Gutenberg als Not- und Gemeinschaftsunterkunft zugestimmt. Maximal 180 Flüchtlinge sollen dort untergebracht werden können.
Ein knappes Dutzend Markranstädter, darunter Nachbarn, Personal vom Hotel und Bürgermeister Jens Spiske, nahm an der Sitzung teil, machte seinem Unmut über die Veränderung immer wieder Luft. Fragen etwa zum Brandschutz blieben offen. So wurden laut Kreis bemängelte Brandschutzauflagen längst erledigt, allerdings ohne die Stadt zu informieren. Hotelmitarbeiter schwörten jedoch, es habe keine größere Maßnahmen im Haus gegeben. Eine Nachbarin sagte hinterher, zu ihrem Haus gebe es keine intakte Brandschutzmauer. Sozial-Dezernent Thomas Voigt erklärte, im Vertrag sei klar geregelt, dass der Betreiber den Brandschutz und die Auflagen des Bauordnungsamtes zu gewährleisten habe, sonst dürften dort keine Flüchtlinge einziehen. Dadurch könne es durchaus auch noch zu Verzögerungen beim Bezug kommen.
Die Nutzung sei aber notwendig.553 Flüchtlinge seien dem Kreis im Januar zur Aufnahme avisiert worden – trotz kaum gefüllter Erstaufnahme-Einrichtungen des Freistaates. Fünf Notunterkünfte habe der Kreis, zwei mit 200 Plätzen in Grimma und Buchheim würden im Januar und Februar entfallen. Voigt: „Wenn die Einrichtung in Markranstädt nicht kommt, müssen wir neue Notunterkünfte in Sporthallen suchen.“ Nach dem Entscheid versammelten sich auf dem Markranstädter Markt spontan knapp 30 Bürger, um über die Pläne des Kreises zu diskutieren.
Bürgermeister Spiske wies am Freitag in einer Erklärung auf Bemühungen der Stadt hin, anstelle des Hotels Alternativen für die Unterbringung zu finden: Die Fehrer-Immobilie, das DRK-Gelände am Schwarzen Weg und die Nußbaumvilla in der Nordstraße nannte er. „Für mich wird nicht nachvollziehbar, warum unsere Vorschläge allesamt sehr schnell beiseitegelegt wurden“, so Spiske. Wurden sie auch nicht alle. Voigt hatte Donnerstagabend angekündigt, dass es ums DRK-Gelände schon nächste Woche Verhandlungen gebe, um es eventuell ab März als Containerunterkunft nutzen zu können.