Ich habe die Freude, die Organisation Ezra - mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Neudietendorf finanziell zu unterstützen. Im Folgenden möchte ich dennoch darstellen, warum ich das ungern tue.
Am 1. Mai verschaffte ich mir Zugang in die Nähe der Demonstrationsroute der Faschistinnen und Faschisten in Erfurt. Dabei passierte ich eine Gruppe von Polizist*innen in der Unterführung des Hauptbahnhofs. Dort wurde ich zu Boden gedrückt. Auf mir saßen uniformierte Testosteronbomben, die allerhand dummes Zeug brüllten, das mich zum Lachen brachte. Unter anderem, dass ich nach Gras riechen würde und das wurde sehr oft wiederholt. Ich wurde daraufhin aufgerichtet und zur Leibesvisitation in die Ladenzeile gebracht, dabei wurde mir ausgesprochen schmerzhaft das Handgelenk im 90-Grad-Winkel nach hinten verdreht. Den Beamten neben mit wies ich darauf hin, dass er mir das Handegelenk bricht. Er machte weiter. Nach einer ausgesprochen unprofessionellen Körperdurchsuchung, bei der ich wegen sich gegenseitig ausschließender Anweisungen der Beamt*innen beschimpft wurde, kam ich für ca. eine Stunde in Gewahrsam. Die Herausgabe eines Namens des Beamten, der mich verletzt hat, geschweige denn die Dienstnummer, wurde mir ausnahmslos von allen angesprochenen Beamt*innen verweigert. Am 2. Mai dann, dem zweiten Aufzug von Faschist*innen in Erfurt, ging ich zum Hauptbahnhof, um die Herausgabe der Dienstnummer vom Gruppenführer dieses Trupps der Bundespolizei zu erreichen. Sie waren erfreulicherweise an der gleichen Stelle am Hauptbahnhof Erfurt eingesetzt. Der Gruppenführer, ein ausgesprochen arroganter, großgewachsener Hautkopf, grinste mir als Antwort auf mein Anliegen ins Gesicht und sagte mir, dass ich diese Nummer nicht bekäme, ebenso reagierten daraufhin seine Untergebenen um ihn herum. Sie behaupteten, die Tatvorwürfe gegen mich, d.h. Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Versuchte Körperverletzung würden sich durch die Heranziehung des Videomaterials, über das sie verfügen, schon erhärten. Der Beamte, der mich verletzte, behauptete gar, er habe mich gar nicht auf der Seite geführt, auf der ich verletzt wurde, sondern auf der anderen. Er könne mich also gar nicht verletzt haben. Er fand dies sehr plausibel. Nach einigen Monaten ist vom 1. Mai in Erfurt für mich nichts geblieben: Keine bleibenden Verletzungen, keine Rechtsfolgen für die Beamt*innen, die zu keiner Zeit etwas zu befürchten hatten und auch ein Gerichtsverfahren, in dem der zuständige Richter Hauzel die Heranziehung des Videomaterials verweigerte, obwohl es schon nicht als Beweismaterial für den einzigen bleibenden Tatvorwurf, genauer Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte benannt wurde. Für den Prozess wurden trotz allem vier Beamte der Bundespolizei aus Bad Stüben geladen: Ausschließlich weil ich gegen die vier Bullen und ihren widerlichen Korpsgeist vor Gericht keinen Stich sehen kann, da alle Welt vier Bullen glaubt, was die so erzählen und das Videomaterial zu meiner Entlastung unterschlagen wird, habe ich mich zu einer Verhandlung dúrch meine Anwältin um Einstellung des Verfahrens entschieden. Allein deswegen erhält Ezra in den nächsten vier Monaten einen Betrag in Höhe von 750,00 Euro. Es steht Ihnen frei, diesen Betrag an mich zurück zu überweisen, damit ich die Folgekosten dieses und anderer Verfahren begleichen kann.
Bob
Bildrechte: Kai Mudra, Thüringer Allgemeine Zeitung