Idee für neues Connewitzer Wahrzeichen – ein Hochhaus mit 21 Etagen am Kreuz

Erstveröffentlicht: 
05.01.2016

Im ersten Moment mag es etwas verwegen klingen, was sich Thomas Hille für das Connewitzer Kreuz ausgedacht hat. Doch dass der 50-jährige Leiter der Entwurfsabteilung beim Leipziger Architekturbüro KLM kein Traumtänzer ist, hat sich erst vor wenigen Monaten bei seiner Idee für eine andere Brachfläche zwischen der Leplay- und Brüderstraße gezeigt.

 

Leipzig. Im ersten Moment mag es etwas verwegen klingen, was sich Thomas Hille für das Connewitzer Kreuz ausgedacht hat. Doch dass der 50-jährige Leiter der Entwurfsabteilung beim Leipziger Architekturbüro KLM kein Traumtänzer ist, hat sich erst vor wenigen Monaten bei seiner Idee für eine andere Brachfläche an prominentem Ort gezeigt. Wie berichtet, schlug Hille im März 2015 vor, einen Teil der freien Fläche zwischen der Leplay- und Brüderstraße mit einem öffentlichen Gebäude zu füllen. Schon wenige Monate darauf griff die Stadt diesen Vorschlag auf, plant nun den Bau einer Grundschule an genau jener Stelle.

 

Nun also das Connewitzer Kreuz, wo sich Hille durchaus ein Hochhaus mit 400 Studentenzimmern à 23 Quadratmeter vorstellen kann. Zwar dürfte es nicht ganz einfach sein, die dafür nötigen Grundstücke zusammenzuführen, weil sie sich teilweise in privatem, zum Großteil jedoch in kommunalem Besitz befinden. Doch wenn die Stadt im Vorfeld einen planerischen Rahmen schafft, der die in dem Stadtteil sicher schnell befürchtete Gentrifizierung ausschließt, ließe sich durchaus eine Symbiose der unterschiedlichen Interessen finden. Davon bringt den gebürtigen Stralsunder, der viele Jahre in Dresden und Frankfurt/Main arbeitete, bevor er 2014 nach Leipzig zog, so schnell auch niemand ab. Für KLM hat er seitdem mehrere Wettbewerbe gewonnen. Etwa für die Fassaden des künftigen „Hampton by Hilton“-Hotels in Dresden oder den vierten Winkel am Leipziger Bildermuseum, der ab kommendem Frühjahr unter dem Namen Bernsteincarree gebaut wird.

 

Seit dem Mittelalter markierte ein hölzernes Kreuz jenen Ort vor dem Dorf Connewitz, wo der Leipziger Stadtrechtsbereich endete. 1536 wurde es von Ratssteinmetz Hans Pfretzschner durch ein steinernes Kreuz aus Rochlitzer Porphyr ersetzt, das sich längst im Stadtgeschichtlichen Museum befindet. Am Ende der Karl-Liebknecht-Straße wurde stattdessen eine Nachbildung aufgestellt. „Fährt man heute mit dem Rad oder geht zu Fuß die Karli stadtauswärts, stellt sich dem Fremden in Höhe der HTWK-Bibliothek die Frage, was kommt dort wohl hinter dieser nahenden Kreuzung“, erklärt Hille seine Idee. „Einige wild parkende Autos, ein Gemüseschuppen, eine Straßenbahnwendeschleife und eben das Kreuz vor einem geschlossenen Kiosk bilden den Auftakt zu einem Stadtteil mit vielfältigsten Attributen. Der Bevölkerungszuwachs in Connewitz liegt erheblich höher als im Leipziger Durchschnitt. Jeder ankommende Erst-Semester wird vielleicht über Plagwitz gelesen oder etwas von Schleußig gehört haben. Eins aber ist gewiss – Connewitz ist niemandem unbekannt.“

 

Was also liege näher als dort ein Wahrzeichen, einen Wohnort für Studenten und andere junge Leute zu errichten, ein „Haus für Wohnen auf Zeit“, wie es der Fachmann formuliert. Bedarf sei jedenfalls genug vorhanden, zumal die Präsenz der Hochschule HTWK am nahe gelegenen Campus weiter wächst, so Hille. In fünfgeschossigen Basisgebäuden entlang der Biedermann- und Wolfgang-Heinze-Straße ließen sich auch größere Wohnungen für Familien sowie Läden und Praxen einrichten. Das Hochhaus für die Studenten, die dann zwischen Werk 2, UT Connewitz, Mutter Krause und HTWK leben könnten, hat er auf 16 Geschosse über dem Basisbau beziehungsweise insgesamt 82 Meter Höhe bis zur Attika veranschlagt. Zum Vergleich: Das Völkerschlachtdenkmal bringt es auf 91 Meter.

 

Der Streetballplatz unweit vom Kreuz müsste allerdings um etwa fünf Meter verschoben werden, erläutert er. Den Bau der Mini-Sportanlage hatten Anwohner jahrelang mit einer Klage blockiert.

 

Von Jens Rometsch