Sektenbeauftragter sieht Radikalisierung bei Pegida
dresden. Trotz der zunehmenden Radikalisierung bei Pegida plädiert der Beauftragte für Weltanschauungs- und Sektenfragen der evangelischen Landeskirche Sachsens, Harald Lamprecht, für den Dialog mit der fremdenfeindlichen Bewegung. „Es braucht das direkte Gespräch, aber das ist um Dimensionen mühsamer“, sagte er in Dresden. „Solange die Auseinandersetzungen auf zwei voneinander getrennten Straßenseiten stattfinden und sich die Lager gegenüberstehen, bringt das wenig“, erklärte er. Sorge bereite ihm die zunehmende Radikalisierung bei Pegida und die damit verbundene Spaltung der Gesellschaft.
„Was man zunehmend bei den Demonstrationen der Bewegung beobachten muss, ist ein platter Rassismus“, sagt Lamprecht weiter. Es sei „ein dumpfer Ausländerhass“, der sich dort vielfach manifestiere: „Da kann man nicht einfach darüber hinwegsehen und sagen, das sind besorgte Bürger, die ihre berechtigten Ängste artikulieren.“ Einem „solchen dumpfen, undifferenzierten Ausländerhass muss man heftig und deutlich widersprechen“, fordert Lamprecht.
Der Gesprächsfaden dürfe dennoch nicht abreißen. Lamprecht rief dazu auf, „dass die Vernünftigen nicht nachlassen, sich argumentativ um die anderen zu bemühen“. Dabei „können wir nicht anders, als durch das bessere Argument Menschen zu werben und unsere Werte und Ideale zu beschreiben. Mit Beschimpfungen erreichen wir nichts, sondern verfestigen feindlich gesinnte Positionen“, sagte Lamprecht weiter. Allerdings dürfe es auch keine „Hätschel- und Tätschelpolitik für diese Gruppe geben“, weil sie das salonfähig mache.
Auch brauche es einen Gegenprotest, der erkennbar ist. Sonst denke Pegida, sie könnten die schweigende Mehrheit vertreten. Es sei aber eher eine isolierte Minderheit, die da lautstark demonstriert. Dennoch habe Pegida Dresden einen schweren Imageschaden beigefügt. „Die Außenwirkung ist fatal“, sagte Lamprecht. Von Anfang an sei die Bewegung „ein Sammelbecken für Unzufriedene gewesen, und das aus den unterschiedlichsten Gründen“. „In diesem Mulm, der dort entstanden ist, ist es dann schwierig zu diskutieren“, sagt Lamprecht.
Nach der zunehmenden Radikalisierung der Bewegung blieben jetzt Teilnehmer weg. Es habe sich „schon sortiert“, sagte Lamprecht. Er „kenne durchaus Leute, die nicht mehr hingehen“. Dass immer noch jede Woche mehrere Tausend Menschen an den fremdenfeindlichen Demonstrationen in Sachsens Landeshauptstadt teilnehmen, erklärte Lamprecht unter anderem mit dem Phänomen der Gewohnheit: „Man kennt die Atmosphäre und den Rahmen und nimmt nicht mehr so genau die Veränderungan der Spitze wahr.“ Da werde auch „nicht wahrgenommen, dass man sich selber mit dem ganzen Pulk nach rechts bewegt“. Katharina Rögner