Landesdirektion im Visier von Linksautonomen

Erstveröffentlicht: 
13.11.2015
VON FRANK DöRING Zu dem Anschlag auf die Landesdirektion in der Braustraße ist jetzt ein Bekennerschreiben auf einer Internetseite der linken Szene aufgetaucht. „Mit Hämmern zerstörten wir den gläsernen Eingangsbereich und verschönerten ihn anschließend mit Farbe“, heißt es in dem Text auf dem Portal Indymedia. „Dieser Angriff speziell auf die Leipziger Landesdirektion steht für einen Angriff auf alle Landesdirektionen, alle Politiker_innen, die uns erklären wollen, dass es zu viele Geflüchtete in Deutschland gebe, dass es nötig sei, sie in Turnhallen und Baumärkten unterzubringen und die Bundeswehr einzusetzen.“

 

Die Verfasser unter dem Pseudonym „deine Nachbar_innen“ meinen, die „vermeintliche Flüchtlingskrise“ sei „inszeniert“. Es sei in Deutschland „genug Reichtum vorhanden, um Geflüchteten hier eine erholsame Zeit zu ermöglichen“. Doch stattdessen würden „Staat und Kapital es sich einrichten, auch hier wieder zu profitieren“. Fluchtursachen seien nicht selten „unter anderem made in Germany“. Ferner wird in dem Schreiben klargestellt: „Wir brauchen keine Regierung, die uns erzählt, wer zu viel ist, keine Verwaltung, die Menschen wegsortiert und keine Bullen, die die Unterdrückung ausführen – machen wir’s kurz: Wir brauchen keinen Staat und wir brauchen keine Bullen.“

 

Dass ausgerechnet die Leipziger Landesdirektion ins Fadenkreuz mutmaßlicher Linksautonomer geriet, hängt offenbar auch mit den Auseinandersetzungen rund um die Räumung der HTWK-Turnhalle in der Arno-Nitzsche-Straße zusammen. Im August hatten sich knapp 30 Flüchtlinge geweigert, das baufällige Übergangsquartier wieder zu verlassen – massiv unterstützt von linken Aktivisten (die LVZ berichtete). Darauf verweisen die Autoren des Bekennerschreibens und bezichtigen die Behörde, sich „immer wieder durch widerliche, und zutiefst menschenverachtende Äußerungen hervorgetan“ zu haben.

 

Die Polizei geht aufgrund des Schreibens von einem politischen Hintergrund der Tat aus. Bei dem Anschlag auf die Landesdirektion in der Nacht zum Mittwoch hatten Unbekannte nach Angaben der Polizei insgesamt 14 Scheiben eingeschlagen. Außerdem flogen gegen das Gebäude Glasbehälter, die mit Bitumen gefüllt waren. Die Höhe des Schadens war noch unklar.