Bornas Verwaltung mit Galgen bedroht

Erstveröffentlicht: 
23.10.2015

Die Flüchtlingskrise bringt Bürgermeister in besondere Nöte. Mittlerweile werden die Rathauschefs auch persönlich angegriffen, wie das Attentat auf die designierte Kölner Oberbürgermeisterin (OBM) Henriette Reker und die Morddrohungen gegen den Leipzigs OBM Burkhardt Jung deutlich machen. Das ist in Wurzen, Regis-Breitingen oder Colditz bisher glücklicherweise nicht der Fall. Anders bei der Bornaer Rathauschefin Simone Luedtke (Linke).

 

Landkreis Leipzig. Es sind tatsächlich alles andere als vergnügungssteuerpflichtige Termine, wenn Verantwortungsträger wie Luedtke vor Bürgern in einer Versammlung sitzen, um denen zu erklären, dass demnächst ganz in ihrer Nähe Asylbewerber untergebracht werden. So geschehen kürzlich, als es um die Unterbringung von etwa 280 Asylbewerbern in Witznitz ging. "Aber da haben wir keine Handlungsspielraum", was sie als Oberbürgermeisterin auch immer wieder klarmachen muss. Dafür erhält Luedtke jetzt auch Anfeindungen. So sei auf einer Bornaer Facebook-Seite ein Galgen abgebildet worden - mit dem Zusatz "Reserviert für Stadtverwaltung". Die Bornaer Oberbürgermeisterin: "Das ist makaber", und es erinnert an die Galgen für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf der vorletzten Dresdner Pegida-Demonstration. Luedtke hat deshalb Anzeige erstattet. Und sei weiß, dass die Situation trotz großer Hilfsbereitschaft nicht leichter wird. Demnächst wird es mehr als 600 Asylbewerber in Borna geben. Und das Damoklesschwert der Einrichtung eines Erstaufnahmelagers schwebt weiter über Borna.

 

Ruhe in anderen Kommunen des Landkreises


In Groitzsch sind die Gemüter derzeit noch nicht so sehr erhitzt. Obwohl die große Flüchtlingswelle auch die Bürger in Groitzsch beschäftigt, wie Bürgermeiser Maik Kunze (CDU) weiß. Derzeit leben aber gerade einmal 24 Asylbewerber in der Stadt, alle dezentral, also in Wohnungen untergebracht und von der evangelischen Gemeinde betreut. In Groitzsch prägen die Neuankömmlinge noch nicht das Stadtbild. "Aber wir kommunizieren alles, was damit zu tun hat", so Kunze.

 

In persönliche Schwierigkeiten ist Gerald Lehne (CDU) bisher noch nicht gekommen, als Beigeordneter und Bürgermeister in Wurzen qua Amtes für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständig. Lehne weicht Gesprächen nicht aus, wenn er angesprochen oder angerufen wird. "Wir müssen die Leute und ihre Sorgen ernst nehmen." In Wurzen sind derzeit 87 Flüchtlinge untergebracht, bisher alle dezentral. "Und wenn es Konflikte gibt, kommen die Asylbewerber wieder in die zentralen Unterkünfte", sagt Lehne mit Verweis auf die Linie, die Landrat Henry Graichen (CDU) vorgegeben hat.

 

In Rötha leben seit mehreren Jahren Asylbewerber. Ihre Zahl schwankt, sagt Bürgermeister Ditmar Haym (parteilos). "So zwischen 110 und 140." Teilweise leben sie im Röthaer Aparthotel und teilweise auch in Wohnungen. Obwohl es immer wieder Probleme gibt, die letztlich das Eingreifen der Polizei erfordern, sind dem Röthaer Bürgermeister persönliche Angriffe erspart geblieben. Dennoch stöhnt der altgediente Bürgermeister mit Blick auf die steigenden Asylbewerberzahlen. "Wir kommen an unsere Leistungsgrenze."

 

Anfeindungen hat Wolfram Lenk (Linke), der Bürgermeister von Regis-Breitingen, bisher nicht erleben müssen. Dabei gibt es in Regis-Breitingen etwa 120 Flüchtlinge, von denen das Gros, etwa 80, 90, in der ehemaligen Berufsschule lebt. Bisher aber sei es ruhig geblieben.

 

Das ist auch in Colditz so, wo Lenks Colditzer Amtskollege Matthias Schmiedel (parteilos) noch keine Schmähungen erhalten hat. In Colditz leben 40 Asylbewerber, aber Schmiedel weiß aus der westdeutschen Partnerstadt von Colditz, dass das noch keine Dimensionen sind. "Aber die Leute diskutieren am Straßenrand und am Biertisch." Schmiedel weiß, "dass es viele besorgte Bürger gibt". Und weiter: "Dass sind aber keine Rechten."

 

Angst vor Anfeindungen treibt Matthias Berger (parteilos), einen Mann klarer Worte, nicht um. Der Grimmaer Oberbürgermeister, in dessen Stadt mehr als 300 Asylbewerber untergebracht sind, verweist aber auf die Probleme, die durch die sächsische Bürokratie entstehen.