[HN] Aktion zum Antikriegstag 2015

Kundgebung Antikriegstag 2015 Heilbronn 1

Zum Antikriegstag am 1. September organisierten linke Gruppen aus Heilbronn auch dieses Jahr wieder einen eigenen antimilitaristischen Ausdruck. Unter dem Motto "Kein Werben für`s Sterben - Bundeswehrbüro schließen!" veranstalteten die Organisierte Linke Heilbronn (OL) und der Arbeitskreis Internationale Solidarität Heilbronn (AKISHN) eine spontane Kungebung mit etwa 30 Teilnehmer*innen vor dem "Karriere-Beratungs-Büro" der Bundeswehr in der Heilbronner Innenstadt. Mit Transparenten, Schildern, Flyern und thematisch passendem Konfetti wurde erneut auf die wichtige Rolle der "Karriereberatung" für die Bundeswehr als Berufs- und Interventionsarmee aufmerksam gemacht.

 

In einer Rede der Organisierten Linken Heilbronn (OL) wurde auf die Werbeoffensive der Bundeswehr in Radio, Zeitungen und Jugendmagazinen wie zum Beispiel der "BRAVO" eingegangen, durch welche speziell junge Menschen angesprochen und rekrutiert werden sollen. Während die Bundeswehr im Ausland Krieg führt versucht sie sich in Deutschland anhand einer sog. "Attraktivitätsoffensive" als normaler Arbeitgeber zu präsentieren. Durch Kindertagesstätten soll die familienfreundlichkeit gesteigert und mit riesen Events wie dem neu eingeführten "Tag der Bundeswehr" zivilgesellschaftliche Akzeptanz gewonnen werden. Das alles, um Nachwuchs zu gewinnen für blutige Kriege zur Wahrung deutscher Macht- und Wirtschaftsinteressen.

 

Das über dem Eingang hängende Transparent mit der Aufschrift "Krieg beginnt hier" und die überklebten Schilder des Beratungsbüros machten zumindest für kurze Zeit darauf aufmerksam, dass solche Kriege zwar in anderen Ländern stattfinden, aber vor unserer Haustüre vorbereitet und geplant werden. "Karriere-Beratungs-Büros" sind ein wichtiger Teil davon.

 

Durch unsere Teilnahme mit Transparenten und Schildern an der vorher statt findenden traditionellen Gedenkstunde des DGB, waren auch dort linke antimilitaristische Positionen sichtbar. Außerdem konnten sich dadurch Teilnehmer*innen der DGB-Kundgebung nach deren Ende an unserer antimilitaristischen Aktion beteiligen. Obwohl die diesjährige Aktion im Vorfeld weniger groß angelegt war als letztes Jahr, konnten einige Menschen für einen aktiven antimilitaristischen Ausdruck gewonnen werden.

 

Organisierte Linke Heilbronn (OL)

 

 


 

 

Im Folgenden dokumentieren wir unseren Redebeitrag:

 

In bester Innenstadtlage betreibt die Bundeswehr ein „Karriere-Beratungs-Büro“ in der Heilbronner Kaiserstraße. Seit die Wehrpflicht abgeschafft wurde, sind andere Wege notwendig geworden um neue Rekruten zu sichern. Berufsoffiziere besuchen Schulklassen, die Bundeswehr veranstaltet deutschlandweit unter dem Namen „Tag der Bundeswehr“ Familienfeste und mit „Karriere-Beratungs-Büros“ versuchen sie sich immer mehr in das öffentliche Stadtbild zu integrieren. Dabei wurde die Wehrpflicht abgeschafft aufgrund der Umstrukturierung der Bundeswehr zu einer „Armee im Einsatz“. Für diesen Umbau werden Berufssoldat*innen benötigt, denn einerseits können Wehrdienstleistende nicht in Auslandseinsätze geschickt werden und andererseits ist der halbjährige Wehrdienst für die komplexen Anforderungen an Soldat*innen einer Interventionsarmee ein zu kurzer Zeitraum für die Ausbildung.

 

Aufgrund dieser neuen Lage müssen die freien Stellen in der Armee gut präsentiert werden. Der Beruf des Soldaten wird als attraktiv und vielseitig dargestellt und die Armee als Arbeitgeber mit Herz. Anreize wie beispielsweise die Möglichkeit eines bezahlten Studiums und Überzeugungsarbeit durch Jugendoffiziere nutzt die Bundeswehr um für den „Dienst an der Waffe“ zu werben. Mit einer „Attraktivitätsoffensive“ in den Medien wie Fernseher, Radio oder sogar der Zeitschrift BRAVO, wird der Wehrdienst als DAS Abenteuer unseres Lebens dargestellt.

 

Dazu kommt, dass die Bundeswehr immer stärker versucht als familienfreundlich wahrgenommen zu werden. Familie und der Dienst an der Waffe sollen vereinbar wirken. Durch eigene Kindertagesstätten und Kinderfeste wird dieses Bild verstärkt in die Öffentlichkeit getragen. Dabei wird nicht erwähnt was aus der Familie wird, wenn der Vater oder die Mutter tot oder traumatisiert aus einem Bundeswehreinsatz zurück kommt.

Über 100 deutsche Soldaten sind bereits bei Auslandseinsätzen gestorben und 22 haben während eines solchen Einsatzes Selbstmord begangen.

 

Umso zynischer wirkt es, wenn die Arbeit an der Waffe als „Karriere mit Zukunft“, mit vielfältigen Handlungsfeldern sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich, angepriesen wird. Dabei blenden sie absichtlich aus, was der Beruf des Soldaten bedeutet – Töten und Sterben für wirtschaftliche Interessen anderer! Es geht bei den Einsätzen der Bundeswehr nicht um „Verantwortung in der Welt“, um „Frauenrechte“, „Brunnen bauen“ und „humanitäre Hilfe“! Ganz konkret zeigt sich das zum Beispiel in Afghanistan. In diesem Land diente unter anderem die Verteidigung der Frauenrechte als Rechtfertigung für die Intervention. Dabei ging es nie um Frauenrechte, sondern um Einfluss in der Region und die Sicherung der eigenen Wirtschaftsinteressen mit Waffengewalt. Aus diesem Grund verwundert es auch nicht, dass sich nach jahrelangem Einsatz für die Frauen dort nichts zum Positiven verändert hat.

 

Seit Jahren ist die Bundeswehr sogar an völkerrechtswidrigen Kriegen beteiligt und mittlerweile in 13 Ländern vor Ort, angefangen 1999 in Jugoslawien, dem heutigen Kosovo. Frieden hat das bisher nirgends gebracht. Im Gegenteil. Seit Jahren steigt die Anzahl der Kriege und bewaffneten Konflikte, wo die Bundeswehr eingreift kommt kein Frieden und sie bringt auch keine Völkerverständigung, sondern es werden sogar Zivilisten brutal ermordet ohne dass es für die Befehlshaber Konsequenzen hat. So geschehen am 4. September 2009 in Afghanistan, wo bei einem vom damaligen Oberst Klein befohlenen Luftangriff über 100 Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, starben.

 

In Folge dieser Politik sind die Flüchtlingszahlen mit über 50 Mio. Menschen so hoch wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Dafür sind die Kriegseinsätze der Bundeswehr wie in Afghanistan mit verantwortlich! Um solche Einsätze zu legitimieren muss sich die Bundeswehr als „humanitär“ verkaufen – denn die Mehrheit der Bevölkerung will keinen Krieg.

Mit ihrem Beratungsbüro in der Heilbronner Innenstadt verfolgen sie das Ziel als normale Institution des öffentlichen Lebens wahrgenommen zu werden und somit eine größere Akzeptanz für ihre Einsätze zu bekommen. Wir lassen uns davon nicht blenden! Die Bundeswehr ist kein „normaler“ Arbeitgeber. Ihre „Arbeit“ bedeutet Krieg, Tot und Elend. Dazu gibt es immer eine Alternative!

 

Kein Werben für's Sterben – Bundeswehrbüro schließen!

Hoch die internationale Solidarität!