Berlins marodeste Polizeiwache nun auch voller Schadstoffe

Das ist mehr als peinlich, Herr Polizeipräsident! "Strafanzeigen können z. Z. nicht entgegengenommen werden" Foto: Matthias Lukaschewitsch
Erstveröffentlicht: 
21.08.2015

Die alte Villa in der Schöneberger Hauptstraße ist schon lange baufällig. Jetzt wurde auch noch eine Vergiftung des Obergeschosses durch ein Holzschutzmittel festgestellt.

 

Das Dach ist undicht, die Mauer bröckelt, im Keller steht Wasser – im Abschnitt 42 der Berliner Polizei funktioniert schon lange nichts mehr! Jetzt kommt allerdings der Supergau!

Aktuelle Untersuchungen im Auftrag der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) haben zur kurzzeitigen Schließung des gesamten Altbaus in der Schöneberger Hauptstraße geführt. Diese ergaben, dass vom Dachstuhl eine erhöhte Schadstoffbelastung ausgeht. Diese soll durch die Verwendung eines Holzschutzmittels vor etlichen Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten, verursacht worden sein. Das geht aus einem internen Informationsschreiben hervor, das der B.Z. vorliegt.

Raumluftmessungen und Staubprobennahmen zeigten dem Schreiben nach im zweiten Obergeschoss sowie im Raum 206 (erster Obergeschoss) eine erhöhte Schadstoffbelastung, die zur sofortigen Schließung des Obergeschosses führte. Im Erdgeschoss konnte keine Belastungen festgestellt werden, weswegen es für den Dienstbetrieb der Wache und den Funkwageneinsatzdienst geöffnet bleiben kann.

Da die Reinigung des Obergeschosses erst am Montag und Dienstag erfolgen kann, werden alle Mitarbeiter, die im Obergeschoss arbeiten, ab Montag auf den Neubau verteilt, heißt es weiter. Wenn erneute Tests Ende der Woche eine erfolgreiche Reinigung zeigen, kann auch das Obergeschoss wieder bezogen werden.


Schon lange bröckelt’s im Gebäude des Abschnitts 42

Erst Ende Februar machte Berlins marodeste Polizeiwache mit anderen Mängeln Schlagzeilen. Der Bauzaun, der die schon abgetragene einsturzgefährdete Mauer ersetzte, war ein Sicherheitsrisiko für die Kinder, die vor der Polizeiwache spielen. Im Dach fehlten etliche Schiefer und die Decke der Umkleidekabine der Beamten wurde mit Holzbalken gestützt. Nicht zuletzt schimmelte die Fassade von außen.

Ob die Beamten des Abschnitts 42 jetzt endlich aus dem maroden Gebäude, das sie schon vor 50 Jahren bezogen haben ausziehen dürfen, bleibt weiter offen. Eigentlich sollte die Wache im Zuge der Zusammenlegung mehrerer Polizeiabschnitte schon lange aus der baufälligen Villa in Schöneberg ausziehen. Jetzt müssen die Beamten auch noch eine jahrelange Gesundheitsgefährdung fürchten.


Zuletzt wurden auch in der Notrufzentrale Schadstoffe gefunden

Erst im Juli wurde bekannt, dass auch die Notrufzentrale der Berliner Polizei am Platz der Luftbrücke vergiftet wurde. Beim Austausch von Lüftungsklappen unterhalb der Telefonzentrale wurden Schadstoffe freigesetzt. Die Notrufzentrale wurde mit Asbest verunreinigt.