Am Dienstag den 30. Juni 2015 fand eine spontane Demonstration in Aachen statt. Anlass war die Tötung von Mitch Henriquez durch rassistische Polizeigewalt in der niederländischen Stadt Den Haag am vergangenen Samstag.
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Der 42-Jährige Arubaner war dort nach dem sogenannten „Night At The Park“ Festival von Polizeibeamt*innen bei einer Festnahme durch massive Gewalteinwirkung getötet worden.
Die Behauptung der Den Haager Behörden, Henriquez sei erst auf dem Weg zur
Wache „unwohl geworden“, erwiesen sich als unwahr. So zeigen im Internet
verbreitete Videos eindeutig, dass Henriquez bereits im Koma war, als er in den
Gefangenentransporter geworfen wurde.
Noch am selben Tag und in den Folgetagen wurde in Den Haag Schilderswijk gegen anhaltende
Polizeigewalt protestiert. Auch bei diesen Demonstrationen kam es wiederholt zu
gewaltsamen Übergriffen durch die Polizei. Die Polizei in Den Haag verursacht
seit Jahren Skandale durch rassistische Kontrollpraktiken (bspw. Racial
Profiling) und unverhältnismäßige Gewalt.
Die spontane Solidaritäts-Demonstration in Aachen begann
am Dienstagabend auf der Theaterstraße und zog unter Parolen wie „Mitch
Henriquez das war Mord - Widerstand an jedem Ort!“ durch die Innenstadt über
die Krämerstraße zum Marktplatz. Währenddessen wurden zahlreiche Flyer an interessierte
Passant*innen verteilt.
Auf dem Marktplatz angekommen wurde ein Transparent mit der Aufschrift „No
Justice – No Peace“ von den Rathaustreppen heruntergehängt.
Diese friedliche Protestaktion von etwa 20 Personen wurde
mit dem Eintreffen der Polizei beendet: Zwei Zivilpolizisten und eine
Streifenwagenbesatzung versuchten unter massivem Einsatz von Pfefferspray und
Schlagstöcken Aktivist*innen festzusetzen um deren Personalien festzustellen. Als
diese die Treppe verlassen wollten, kam es zu zahlreichen Verletzungen durch
den völlig unverhältnismäßigen Einsatz von Pfefferspray der Polizei.
Ein Demonstrant wurde die Treppe heruntergestoßen und verlor das Bewusstsein
beim Aufprall auf dem Kopfsteinpflaster. Das hinderte die Polizist*innen jedoch
nicht daran, ihn unmittelbar danach, zeitweilig zu dritt, unter dem Einsatz von
Schmerzgriffen auf den Boden zu drücken. Auf Hinweise von Umstehenden, dass die
am Boden liegende Person bewusstlos sei, antwortete ein Polizist sinngemäß: „Dem
geht’s gut, der atmet doch noch.“ Auch nachdem die Person mit Handschellen
fixiert worden war, ließen sie nicht von ihr ab. Anschließend wurde der
Aktivist festgenommen.
Die beiden eingesetzten Zivilpolizisten, die sich
nicht als solche zu erkennen gaben, wurden in der unübersichtlichen Situation
an der Treppe durch das Pfefferspray ihrer eigenen Kolleg*innen verletzt.
Einem durch Pfefferspray verletzten und mit Handschellen gefesselten Demonstranten gewährte die Polizei erst Zugang zu Wasser, als eine Gruppe Studierender sie fassungslos dazu aufforderte.
In der Zwischenzeit zog die Polizei auf dem
Marktplatz massiv Kräfte zusammen, die willkürlich Personalien aufnahmen und
Personen festsetzte. Im Einsatz war unter anderem eine Hundestaffel. Die
Willkür der Polizei ging dabei soweit, dass auch vollkommen unbeteiligte
Passant*innen kontrolliert und kriminalisiert wurden.
Neun von der Polizei eingekesselte Personen wurden anschließend in Gewahrsam
genommen und in die Gefangenensammelstelle des Polizeipräsidiums Aachen
gebracht. Erst gegen 4 Uhr morgens waren alle wieder auf freiem Fuß. Eine
Person wurde einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen.
Wir halten fest:
Eine Demonstration gegen rassistische Polizeigewalt wird durch massive
Polizeigewalt gesprengt. Anschließend wird der überzogene Einsatz damit
gerechtfertigt, dass Gewalt von den Aktivist*innen ausgegangen sei. Die Verletzungen
wurden jedoch nicht – wie in der Pressemitteilung der Polizei behauptet – durch
Schläge und Tritte gewalttätiger Demonstrant*innen verursacht, sondern durch
das von den Beamt*innen selbst eingesetzte Pfefferspray. Ein Polizist und ein
Demonstrant wurden anschließend ambulant im Krankenhaus behandelt, die Anzahl
der Verletzten war aber deutlich höher.
Neun Ingewahrsamnahmen und eine Festnahme nach einer friedlichen Aktion, sowie der Vorwurf der Körperverletzung und des Landfriedensbruchs gegen die Betroffenen sind Sinnbild für die Unverhältnismäßigkeit dieses Einsatzes und zeigen, dass Polizeiwillkür und Repression in Aachen alltäglich sind.
Wir erklären unsere Solidarität mit den antirassistischen Protesten in Den Haag und verurteilen die gewaltsame Auflösung der Proteste!
Stellungnahme der Antifa Den Haag (inkl. Links zu
den Videos von Henriquez‘ Festnahme):
https://linksunten.indymedia.org/de/node/147007
Die durch Falschdarstellung geprägte Stellungnahme
der Polizei Aachen:
http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11559/3060828
English version
Spontaneous Demonstration in Aachen was clouded by police violence
On tuesday 30th june 2015 a spontaneous demonstration took place in Aachen. Cause for this action was the killing of Mitch Henriquez by the use of racist policeviolence in The Hague last Saturday. The 42 year old Arubian was beaten to death by police officers during his arrest after the festival „Night at the Park“.
From the very beginning the police lied about what actual happenend so they said that Henrique started „to feel bad“ on the way to the police station but video recordings show clearly that Henrique already was out cold while the officers were sitting on him and afterwards throwing him into the police van.
On the very same day and the following days people went on the street in Schilderswijk, The Hague to demonstrate against the ongoing police violence and again a lot of violation by the police took place. For
years The Hague police department is well known for its execessive use of force and has been at the center of many scandals because of (racist) police brutality.
The spontaneous demonstration in Aachen started on tuesday evening at the theater at went through the inner city to the market place. While shouting slogans like „Mitch Henriquez das war Mord – Widerstand an jedem Ort!“ infoflyers were spreaded to interested passers-by.
At the market place a banner with the inscription „No Justice – No Peace“ was placed at the stairs of the city hall. This action which should have center Aachens attention on the incident in The Hague (cause obviously there was no statement at all in the german mainstream media about what happened with Mitch Henriquez) was terminated with the arrival of the cops. Two civilcops and a crew of a patrol car tried with massive use of peppespray and baton to detain the activists and check their identity cards. While some activists tried to leave the stairs of the city hall they were injured by pepperspray of the police. One person was pushed down the stairs and lost consciousness after hitting the cobbled street with his head. That didn‘t prevent the police to sit with three officers on this person while holding him in pain compliance hold. To the information of bystanders that the person on the ground is unconscious one police guy just answered: „He’s fine, he’s still beathing.“ Eventhough after this person got handcuffed the
police didn‘t bring him to the hospital but the police station.
The two civilcops (btw who didn‘t prove their identity) were also injured by the pepperspray of their colleagues.
Just after a group of students insistently called on the police to give another handcuffed and heavy peppersprayed demonstrant some water they did so.
In the meantime more and more police forces appeared on the market place who started to check peoples ID and detain bystanders at random so that even totally univolved pedestrian were controlled and criminalized.
10 of the detained people were brought to the police station. At 4am everyone got out, one person has been ID‘d (fingerprinted, photographed..).
We state:
A demonstration against police violence got breakup by police violence. Afterwards the police trys to justify the excessive mission with pointing the finger on the allegedly violent activists.
Fact is: all injury on the demonstrants side as well on the polices side were caused by the pepperspray used by the police forces and not as written in the police report from kicks and hits by the activists.
One police officer and one demonstrant were ambulant treated in the hospital but the number of injured people was clearly higher. 10 detained people after a peaceful action, as well as the accusation of
bodily harm and breach of the public peace. This bill shows the incredible disproportion of the current police mission and is an ensign for the daily arbitrary practice of the police and repression in Aachen.
Polizeigewalt in Aachen
Es gibt genügend Anlässe gegen Polizeigewalt Aktionen zu unternehmen und dieses auch publik zu machen. Aber das was da in Aachen passierte, gerade die absolute Explosion von Gewalt ohne dem Dialog eine Chance zu geben, der Polizei zuzuschreiben ist (sorry) totaler Shit. In diesem Fall ging die Gewalt alleine von den Aktivisten aus.
Wenn Aktionen Erfolg habe sollen, dann bitte einigermaßen wahrheitsgemäß berichten oder besser garnicht ...
aha
du warst also dabei? dann berichte doch mal deine total wahrheitsgemäße sicht der dinge. mir ist nämlich unklar wie unbewaffnete demonstranten gegen hochgerüstete bullen eine "absolute expolsion der gewalt" betreiben sollten.
muss er/sie nicht
Wer den AC-Cop-Sprecher in der Aktuellen Stunde gesehen hat, als er die Version seiner KollegInnen oder Chefs herbetete weiss, dass er seinen KollegInnen und oder Chefs nicht glaubt. Vielleicht, weil er ein Cop ist und berufserfahren. Und weiss, wann er angelogen wird.
Dass er ein schlechter Schauspieler ist, ist ein Beitrag zur Wahrheitsfindung und sollte bei der Pensionsberechnung berücksichtigt werden.
Paranoia
Die Polizei"gewerkshaften" (die DPolG im Beamtenbund wie auch schändlicherweise die DGB-Polizeigewerkschaft) reden ihren Mitgliedern seit ca. 5 Jahren eine Rolle als ohnmächtiges Opfer ein. Ganz schön gewagt, die wenigsten Opfer haben Knüppel, Pfefferspray und Knarren sowie in beliebiger Anzahl rund um die Uhr herbeizurufender KollegInnen bis hin zum SEK, Bundeswehr, NATO.... Anyway, es verfehlt das Ziel nicht. Die Cops werden "scharf gemacht". Bei den DDR-Grenztruppen erzielte deren Führung eine ähnliche Wirkung, indem sie vor Deserteuren den Soviet-Armee warnte, die ihre Waffen zum Zwecke des Grenzdurchbruchs einsetzen könnten: Wer die Grenze durchbricht ist kein Hippie aus Prenzelberg, sondern ein bewaffneter, ausgebildeter Soldat und Verräter. Und auch kein Bunthaariger aus Aachen, sondern....
Sorry für die Formulierung "scharf machen", Menschen sollten nicht mit Tieren vergleichen werden, allein: ich widme sie der Polizistin, die damals so ein herrlich-freudiges Machtgefühl hatte als sie anlässlich eines Fussballspiels feststellte, dass ein Kumpel von mir panische Angst vor Hunden hat. Anders als sie hatte der Hund keinen Spaß dabei. Insofern: Entschuldige ich bei Euren Hunden. Wuff.
https://www.youtube.com/watch?v=QJuMGYNjQlM
Cop culture
Den Cops geht es, vermutlich nach US-Vorbild darum, den Leuten das "I know my rights" auszutreiben. Einfach den Links in dem unten verlinkten Artikel nachgehen. Da ist jemand von der Polizei ermordet worden, weil sie einem Cop gegenüber auf ihren Rechten bestanden hat. Es steht zu befürchten, dass die NRW/BRD-Cops das auch wollen: "I gave you a lawfull order" - und wer nicht pariert, wird getötet, falls er oder sie nicht aufgibt. Was für ein Kontrast: Vor 10 Jahren konnte man wie frau bei der NRW-Landeszentrale für Politische Bildung noch Bücher bestellen, die über "Meine Grundrechte" aufklärten. Heute gilt nur noch das offenbar nicht mehr. Heute belehrt die NRW-Polizei statt der Landeszentrale die Leute über ihre Rechte. Mit dem Knüppel, mit Pfefferspray und notfalls Knarre statt mit Büchern. Ausser, Deine Demo ruft dazu auf, zugewanderte Teile der Bevölkerung zu ermorden, z.B. durch Abschiebung oder durch Solidarität mit dem NSU. Dann werden die Rechte der Gegendemonstrant_innen mit Tonfas niedergeprügelt, bis (so sinngemäss ein Polizeigewerkschafter anlässlich der Einführung dieser neuen Waffe für die Polizei Anfang der 90 Jahre) "auch der härteste Schädel bricht".
Was daraus folgt, weiss ich nicht. Damals war der Rat, nicht von mir, von der Landeszentrale, den Bullen gegenüber auf seinen Rechten zu bestehen. Aber, wenn man und frau dafür geschlagen, verhaftet, ermordet wird... Sagt bersser einfach Yebo Bwana, insbesondere, wenn ihr schwarz seid-
https://www.taz.de/Afroamerikanerin-stirbt-in-Gefaengniszelle/!5216070/
Zur Erläuterung
Schade, einer der Links in dem oben angeführten Artikel wurde inzwischen von Youtube- ganz in der Rolle eines Gesellschaftlichen Mitarbeiters Sicherheit - glöscht. Dieser Link unten sollte vorläufig noch funktionieren. And please notice: Der Cop wollte sich anlässlich einer Banalität einfach nur um jeden Preis gegen ihre Beharrung auf Rechten gegenüber der Polizei durchsetzen. Und wir alle lernen: Beharre auf deinen Rechten, und wir bringen dich um. Demnächst auch in D´land? Gemäß dem Willen der DPolG?
https://www.youtube.com/watch?v=JDt_im-exX0
Gewerkschaften vs Ausbildung
Ja. Ausgehend von den jüngsten Presseveröffentlichungen zu den USA könnte da was dran sein. Bzw. ließe sich zugespitzt sagen, die DPolG setzt der offiziellen Ausbildung der Polizeien ein inoffizielles Kurrikulum entgegen (oder zur Seite) welches in den USA zur Zeit stark kritisiert wird:
http://www.theatlantic.com/national/archive/2014/12/police-gun-shooting-...
Und, so ließe sich für NRW ergänzen, darauf drängt, rassistische Unterscheidungen nicht als Hemmnis sondern als Grundlage professioneller Polizeiarbeit zu werten:
http://www.welt.de/regionales/nrw/article143833364/Das-gefaehrliche-Unwi...
Die professionelle Sicht auf solche Fragen gibt´s leider nur auf Englisch. Zu viel, so steht es zu befürchten, für NRW-Cops (kein Bayern-Abitur, quasi Analphabeten aus Sicht der DPolG).
https://www.youtube.com/watch?v=KLXxF_Wgx5g&index=4&list=PL57B44827AA6EE588