[LE] Krawalle im Stadtzentrum

Leipzig 5. Juni 2015 (1)

Wie der Boulevardpresse derzeit zu entnehmen ist, gingen am Abend des 5.6 im Leipziger Zentrum ca. 120 Personen auf die Straße. Hierbei kam es zu Angriffen auf diverse städtische Einrichtungen, das Bundesverwaltungsgericht und vorrangig jedoch auf anrückende Polizeikräfte. Mehrere Schweine wurden verletzt, 3 ihrer Fahrzeuge zerstört.(1) Gerade im Hinblick auf die zeitnahe stattgefundenen G7-Demonstrationen in Bayern zeigt sich, dass Protest, der es ernst meint, sich nicht auf die Spielregeln der Schweine einlassen darf. Es ist nur folgerichtig Ort & Zeit für ein antagonistisches Zeichen so zu wählen, dass sich die Schweine nicht darauf einstellen können.


Die zeitliche Nähe zum G7 Gipfel mag der Anlass gewesen sein, sich die Straße zu nehmen, jedoch nicht der Grund. Solange die bestehende Ordnung auf Ausbeutung und Konkurrenz basiert, sich die konkurrierenden Zwangskollektive militärisch nach außen abschirmen und mittels nationalistischer Agitation nach innen konsolidieren, braucht es keinen Anlass, die Verhältnisse in Frage zu stellen. Besonders zynisch ist das rot/grüne Betroffenheitsgeheul über "eine unfassbare Gewalt" (Burkard Jung, SPD), von denselben Leuten, die eine überaus gewalttätige Gesellschaftsform politisch durchsetzen, von Protagonisten einer Politik, die Menschen vor Europas Küsten im Mittelmeer ertrinken lässt.


Wo sind die verlogenen Demagogen wie Merbitz, die jetzt öffentlich einen gesellschaftlichen Konsens gegen "linke Gewalt" einfordern, wenn seine KollegInnen den nächsten Menschen in einer Gewahrsamszelle anzünden/misshandeln, oder die deutsche Gesellschaftsmitte, angeheizt durch rassistische Mobilmachung, das nächste Flüchtlingsheim(wie zuletzt in Hoyerswerda) anzündet?


An dieser Stelle Grüße an alle Menschen, die ihrer Unversöhnlichkeit gegenüber der warenförmigen Gesellschaft tatkräftig Ausdruck verleihen. Kein Frieden mit Deutschland!

(1) Entgegen der Presseberichte wurde das amerikanische Generalkonsulat nicht angegriffen, es kam lediglich zu Auseinandersetzungen mit deutschen Schweinen, die als Bewachung davor standen. 

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"(1)Entgegen der Presseberichte wurde das amerikanische Generalkonsulat nicht angegriffen, es kam lediglich zu Auseinandersetzungen mit deutschen Schweinen, die als Bewachung davor standen."

 

Klar, weil das richtige Ziel sind die 6-Euro-Security-Jobber, nicht das Konsulat jenes Staates, der in aller Welt Kriege führt.

joah dat hätte man ruhig mal angreifen können. haste recht. vielleicht ging es in der situation gerade auch nich. wer weiß

Das US-Konsulat wird nicht von "6-Euro-Security-Jobbern" bewacht, sondern von deutschen Cops der Ü40-Generation. Und wenn das Angreifen eines Konsulates dein Dank für z.B. Luftangriffe auf den Islamischen Staat ist, dann solltest du dein Weltbild mal auf den Prüfstand stellen.

 

U.S. Consulate General Leipzig schrieb bei Facebook (der Passus "45 Minuten" stimmt nicht):

Medienberichten zufolge zog eine Gruppe von etwa 100 maskierten Demonstranten am Abend des 5. Juni vorbei am Bundesverwaltungsgericht unweit des US-Generalkonsulats Leipzig. Die Gruppe warf etwa 45 Minuten lang mit Farbbomben und Steinen, zerschmetterten Fenster und zündeten Autoreifen an. Einige Polizisten wurden verletzt. Das Bundesverwaltungsgericht und die umliegende Gegend wurde beschädigt, einige Bruchstücke landeten auf dem Parkplatz des Generalkonsulats. Das Generalkonsulat wurde nicht beschädigt und keine Angestellten des Generalkonsulats waren betroffen. Die örtliche Polizei untersucht den Vorfall. Die Polizei hat unserem Generalkonsul mitgeteilt, dass die Ausschreitungen augenscheinlich nicht gegen das Generalkonsulat sondern gegen das Bundesverwaltungsgericht gerichtet waren.

Die Bewachung vor dem Konsulat sind sächsische Streifen-Polizisten.

PS: Einmal" Schweine" im Text reicht sonst wirds albern.

Eine Person wurde wohl festgenommen. Bei dieser gab es am folgenden Dienstag bereits eine Hausdurchsuchung: https://linksunten.indymedia.org/de/node/145605

Einige Kommentare sind primitiv und beleidigend. Es steht doch verständlich geschrieben, worum es geht.

Zudem bekommen diese Menschen Repressionen durch den Staat und Gewalt durch Nazis. Sie selbst, wie ich hier gerade gelesen habe (anderer Artikel), werden sogar von Nazis getötet. Das ist schlimm, dass so etwas heute wieder passiert und die Polizei das noch unterstützt. Es ist ein großer Fehler von den Verantwortlichen, nicht auf das Wissen und Erfahrungen der politischen Aktivisten zu hören. Sie sollten anfangen regelmäßig indymedia zu lesen und mit diesen erfahrenen Menschen sprechen, was zu tun ist. Auch ich hatte Vorurteile, aber ich lese regelmäßig hier und ich finde, die tun was. Nicht nur für die Deutschen, sondern sie möchten , dass es allen Menschen gut geht. Das hat mich tief beeindruckt und ich habe meine Meinung geändert, einiges schon gelernt und indymedia macht nicht blöd. Ganz im Gegnteil, es erweitert mein Wissen. Was es nicht alles gibt, wo und wie Menschen leiden, die Zusammenhänge, wie die Politik lügt u.s.w. Das liest man doch gar nicht in der Presse. Ich kann diese Seite nur empfehlen.

 Ich lehne es ab, dass gegen diese Menschen vorgegangen wird. Diese setzen sich für so vieles ein und so soll es auch bleiben.

 

Die Fotos finde ich auch schön. Das Feuer leuchtet bunt und kein Asylheim muss dafür brennen.

Ich komme aus Leipzig, und war da in den 90ern als Antifa in dem Versuch der national-befreiten Zone Leipzig Grünau aktiv. Ich stand auf ner Liste. Ca. 20 Überfälle gab's auf mich, einmal war ich über ne ganze Weile in der Gewalt einer Gruppe, zerschnitten Haare und Klamotten mit dem Taschenmesser, verbrannten Teile davon. Hatten scharfe Waffen dabei, das nächste Opfer wurde halbsseitig gelähmt geprügelt. Es wurde mit Schreckschusswaffen auf mich gefeuert. Meine Familie bedroht. Mir fehlt ein Teil eines Schneidezahns weil Faschos mit Springerstiefeln versuchten mir das Gesicht zu zerlegen, als ich schon lag.

 

Ich hab damals nicht zurückgeschlagen, keine Waffen genutzt, niemanden von den Tätern aufgelauert. Wir haben brav Anzeigen gemacht, die Leute in den Knast gebracht und mit den ganzen Anzeigen in der Hinterhand dann Büros im Rathaus besetzt, Presse auf unsere Seite gekriegt, Kontakte zu bürgerlichen Organisationen geknüpft, saßen am Ende in der Stadtratssitzung und konnten mit den Bullen direkt diskutieren.

 

Wir, die wir wohl der eigentlichen Leipziger Szene zu lasch gewesen sind, haben im Stadtrat eine drastische Änderung in Grünau erwirkt, gegen den Willen der Bullen.  Defacto Schließung von deren Clubs, komplette Zerlegung von deren Strukturen, Beendigung des Versuch der national befreiten Zone. Heutzutage weiß kaum noch einer dieser neuzugezogenen Connewitzer Krawallbrüder warum Grünau früher ein Nazi-Viertel war.

 

Das zu ändern haben wir nicht mit Gewalt erreicht. Die Aktionen der etablierten Leipziger Antifa haben eher geschadet. Man wollte den rechten Jugendclub mit Buttersäure zerstören, hat aber keine Leute aus dem Viertel dabeigehabt und hat so eine danebenliegende reguläre Hortbetreuung mit hunderten Spielen vernichtet. Tolle Presse!

 

Ich wüsste nicht, wann jemals einer aus der militanten Antifa-Szene was erreicht hat! Als wir damals Demos in Grünau machten, kamen ein paar dutzend, dem Rest wars zu gefährlich. Aber am ersten Mai immer schön zu tausenden in der sicheren Innenstadt rumgurken... .

 

Als wir Grünau dann sicherer gemacht hatten, so dass wir als Grünauer Antifa uns auch in Grünau und nicht im Plaque in Plagwitz treffen konnten, als alles vorbei war, hat uns die Connewitzer Antifa einen Kader geschickt der die Gruppe übernahm. Werd ich nie vergessen. Meine Meinung über die Connewitzer könnte nicht schlechter sein.

Die Leute die militant werden, waren noch nie diejenigen die in der Provinz oder in Trabantenstädten mit Nazis direkten Kontakt hatten, das waren immer gelangweilte Bürgersöhnchen, die gar nicht kapieren, dass sie ernsthaften Antifas so enorm schaden.

 

Fazit: Das wichtigste ist immer die Presse auf seine Seite zu bekommen, wer die nicht bekommt hat von vorneherein verloren. Gewaltlosigkeit ist das A und O dafür. Und ich gehöre wohl in Leipzig zu denjenigen, die am meisten gegen Faschos erreicht haben (was haben die Connewitzer jemals erreicht, ganz real?) und kann das einschätzen.

 

Wird wohl eh wieder gelöscht, ist hier wohl ein linkes p-i-news, zuviel Kritik ist wohl nicht erwünscht.

Hallo Ingmar, auch wenn ich in anderen Medien nicht immer deiner Meinung bin, so kann ich dir hier nur zustimmen. Wenn ich sehe, wie sich Plagwitz allein in den letzten zehn Jahren verändert hat, wird mir wirklich schlecht. Klar, es ist hier bunter und l(i)ebenswerter geworden. Aber mittlerweile ist es voll von diesen hippen, gelangweilten Bürgersöhnchen, und soviel Gleichberechtigung muss sein, -töchtern, die ihre politische Ausrichtung, von Überzeugung möchte ich nicht reden, da die spätestens mit der ersten Gehaltszahlungen hinfällig ist, mit der Immatrikulation erhalten. Eben jene haben richtige Nazis in freier Wildbahn sicher nie erlebt, außer in sicherer Entfernung bei den obligatorischen Demos. In der Nacht, wenn mal keine Party ist, werden sie zu den Rächern mit den Bechern, die in ihrer Zerstörungswut und geistigen Umnachtung noch nicht einmal vor dem eigenen(?) Viertel und Unschuldigen zurückschrecken. Aber klar, nach Ausbildung/Studium zieht man ja in ein schickes Reihenhäuschen in Markkleeberg oder in ein schickeres bürgerliches Viertel...

Dass Gruenau heute weniger braun ist, hatte was mit dem staatlichen Aufstand der Anstaendigen und dem Zuzug von MIgranten zu tun, nicht mit den wenigen Punks und Hippies in Gruenau. Ausserdem waren bei der Antifa, die du hier verleumdest, viele Gruenauer dabei.

Dass es nach Schließung des Kirschberghaus im Frühjahr 99 ziemlich schlagartig ruhig wurde, weil sich der Rest der harten Szene dann ins Cafe Dresden im Wintergartenhochhaus zurückzog, alles nur ein rein zufälliger Zusammenhang. Aufstand der Anständigen war gut 1,5Jahre später erst.

 

Wie genau hat der Zuzug der Migranten die gewachsenen Faschostrukturen zerstört? Erklär es mir.

Und wo ist die Verleumdung? Das sind Fakten. Kann man in Archiven noch nachvollziehen.

dabeigewesen ??? Häh. ? Aus Grünau ? Von was träumst du nachts . Du Spinner.

An die Person, die hier ständig Begründung für unsere Moderation einfordert: Wir zensieren Nazivergleiche, weil wir keinen geschichtsrevisionistischen Müll hier stehen lassen wollen. Deine Gleichsetzung von Indymedia mit PI-News fällt definitiv darunter. Deshalb würden wir normalerweise auch deinen Kommentar weiter oben zensieren und lassen ihn nur wegen der vielen darauf folgenden Kommentare stehen .

... war es die connewitzer antifa samt kader, die die ersten treffen der grünauer jugendlichen (erst in der ev paulusgemeinde, dann im plaque) und schließlich auch mit dem rathaus organisiert haben. was irmgard macht, ist legendenbildung und abspaltung: böse antifa, guter grünauer kids. dabei waren beide gut und böse. und einige grünauer kids wurden antifas und viele der connewitzer antifas waren in den frühen 90ern opfer in grünau gewesen.
... der antifa-kader hat in meiner grünauer schule einen vortrag gegen die nazis im kirschberghaus gemacht, da gab es dieses als nazijugenhaus noch. die grünauer kids wären ohne die connewitzer strukturen und impulse niemals aus der hefe (und von der bong weg) gekommen.

Offenbar waren diese Kader aber nicht wirklich in der Szene involviert, was man ja daran sah, dass man eben für Events in Grünau die Szene nicht mobilisieren konnte, man hat halt auch nur als Gruppe die Räume im Eiskeller genutzt.

Danke für deinen Kommentar!

Es ist sehr erfreulich zu lesen, dass du zwar Bedenken hattest, aber selbst recherchiert hast

und offen genug geblieben bist, um in Ruhe nachzuvollziehen, um was es den Leuten hier geht.

 

Sehr schade, dass (zumindest scheinbar) Linksunten nur selten direkt und mit ehrlichem Interesse von Nicht-Szene-Menschen besucht wird.

Das Ideal wäre ja gerade hier nicht ausschließlich interne Kommunikation unter den Augen der Repressionbehörden zu betreiben,

sondern Leuten darzulegen wofür wir kämpfen.

 

Womöglich wäre eine Initiative hilfreich, um mehr direkte Besuche von Aussenstehenden zu mehren?!

[D.h. von solchen Aussenstehenden, die hier nicht nur Gewaltfantasien gegen 'Zecken'

oder auswendig gelernte Bürgertums-Phrasen (,,ihr stellt euch mit xy nur ausserhalb unserer Gesellschaft")

abladen wollen.]

Gute Aktion, lieben Dank an alle Beteiligten!

Solidarische Grüße aus Thüringen!