Die Organisatoren distanzieren sich von Aufrufen zu Gewalt und rassistischen Kommentaren. Die Anhänger zeigen Unverständnis.
Gewaltfrei und friedlich soll es auf den wöchentlichen Demonstrationen von „Freital wehrt sich – Nein zum Hotelheim“ am Platz des Friedens zugehen. Doch der Ton der Asylkritiker hat sich in den vergangenen Wochen deutlich verschärft. Jetzt reagierten die Organisatoren. „Wir als Bürgerinitiative Freital steht auf lehnen JEDE GEWALT ab“, heißt es in einer Mitteilung des Orga-Teams, die am Dienstagmittag auf der Facebook-Seite erschienen ist. „Da es in den letzten Tagen auch hier zu Verwirrungen kam möchten wir Euch mitteilen das Posts und Kommentare mit Aufrufen zur Gewalt im Namen der Freital wehrt sich Gruppe nicht von den richtigen Administratoren stammen.“ (*)
Ein Mitglied des etwa zehn Personen umfassenden Orga-Teams, das die Seite betreute, habe Passwörter an andere, „radikalere“ Personen weitergegeben, erklärt René Seyfried. „Das war nicht in unserem Sinne.“ Das Orga-Team habe für zwei Tage keinen Zugriff auf den Facebook-Account gehabt, sagt der 39-Jährige, der für die Initiative bei der Oberbürgermeisterwahl kandidieren soll. „Diesen Leuten wurde die Leitung der Seite entzogen und sie sind nicht mehr Teil des Orga-Teams.“
Erst am Anfang dieser Woche hatte sich auf der Facebook-Seite der Initiative eine wütende Diskussion entwickelt, weil sie ein Foto einer Gruppe junger Männer mit dunklem Teint, die in Döhlen an einer Ampel standen, online gestellt hatte. Die Botschaft dazu: „Zustände in Freital am Abend. Wollt ihr diesen Mob begegnen? Frauen wurden angepöbelt …“
In den Kommentaren riefen User dazu auf, sich zu „bewaffnen“ und „das Pack“ und „den Dreck“ „aus der Stadt zu jagen“. Binnen Stunden hagelte es etwa 100 hasserfüllte Kommentare. Aufgestachelte User verabredeten sich spontan zum Busbahnhof zu fahren, um „für Ordnung“ zu sorgen. Das Foto der Gruppe von Asylbewerbern, die mit Freiwilligen des Willkommensbündnisses auf dem Weg zum Sport in der Turnhalle des Weißeritzgymnasiums waren, wurde mittlerweile samt Kommentaren gelöscht.
Doch nicht nur im Netz, sondern auch auf den wöchentlichen Demonstrationen wurde die Stimmung in den letzten Wochen deutlich aggressiver. Viele Redner riefen auf, sich gegen die Asylbewerber „zu wehren“ und sie „in die Ecke zu drängen“. „Wenn die spontanen Sachen klappen, können sie sich frisch machen“, sagte Mario Wagner bei der Demo am 16. April. Der Freitaler hatte Anfang Mai eine Petition gegen die Unterbringung von Asylbewerbern im ehemaligen Leonardo-Hotel bei der Stadt und dem Landkreis eingereicht. Aus dem Publikum waren immer wieder Rufe wie „Raus mit den Schweinen!“, „Erschießen die Leute!“ und „Raus mit den Hunden!“ zu hören. „In letzter Zeit hat sich auch da der Ton verschärft und es fallen Slogans die nicht zu uns passen und von denen wir uns distanzieren“, schreiben die Organisatoren in der Mitteilung.
Die jetzigen Mitglieder der Initiative wollen eine politische Lösung, sagt René Seyfried. Der selbstständige Transportunternehmer will sich jedoch vorbehalten, zur Wahl am 7. Juni anzutreten. „Ich werde mich nicht vor eine Gruppe stellen, die zur Hetze aufruft“, sagte er.
Wie ernst die Organisatoren die Ansage meinen, bleibt fraglich. „Innerhalb von vier Minuten die Meinung geändert?“, fragte ein User auf Facebook. Kommentare wie „Da hilft nur mal nen richtiger Nackenschlag“, „Wir brauchen Krieg“, „Und die boote dann auch bitte kentern lassen!“ oder „Wie sagte einst Dr. Goebbels im Bezug auf die roten Horden: Terror wird nicht mit geistigen Argumenten, sondern nur mit Gegenterror gebrochen … Recht hatte er letztlich mit dieser Aussage“ konnten auch Stunden nach der Mitteilung noch auf der Seite abgegeben werden, ohne gelöscht zu werden. „Bei der Fülle an Kommentaren können wir nicht alles überblicken“, sagt Seyfried dazu.* alle Fehler im Original, Anm. d. R.