Ermittlungsgruppen der Berliner Polizei - Warum Biber in Berlin Autodiebe bekämpft

Erstveröffentlicht: 
27.03.2015

Um Kriminalität gezielt zu bekämpfen, gibt es bei der Berliner Polizei elf Ermittlungsgruppen. Diese haben oft fantasievoll Namen. Die Morgenpost gibt einen Überblick - von EG Biber bis EG Latakia.

 

Was ist eine "wilde Sonne" und was hat die mit dem kriminellen Geschäft der Geldwäsche zu tun? Was verbirgt sich hinter dem Begriff "Latakia" und was verbindet Biber mit Autodieben? Die Fragen klingen absurd, und Antworten dürfen den meisten Menschen ausgesprochen schwerfallen. Es sei denn, sie sind Angehörige der Polizei, dort kann man mit den sonderbaren Begriffen durchaus etwas anfangen.

 

Wenn in Berlin die Bekämpfung eines besonderen Kriminalitätsschwerpunkts einen erhöhten Aufwand erfordert, werden häufig spezielle Ermittlungsgruppen (EG) gebildet. Und nicht selten mit fantasievollen Namen belegt.

 

Elf solcher Ermittlungsgruppen gibt es aktuell bei der Berliner Polizei. Das geht aus der Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des Abgeordneten Christopher Lauer (Piraten) hervor. Bearbeitet werden dort vor allem Fälle aus der organisierten Kriminalität (OK) und Taten mit einem politischen Hintergrund. Dabei geht es sowohl um Einzeltaten wie auch um Serien. Die Berliner Morgenpost listet die einzelnen Ermittlungsgruppen und ihre Aufgaben auf.

 

EG Westwind

Die Einheit ist unter den derzeit bestehenden Ermittlungsgruppen die mit Abstand älteste, sie wurde bereits im Januar 2009 gebildet und ist auf die Bekämpfung internationaler Kfz-Kriminalität, begangen durch litauische Tätergruppen spezialisiert. Ihr gehören fünf Beamte aus der Abteilung 4 (qualifizierte Bandendelikte) des Landeskriminalamtes an.

 

EG Biber

Neben litauischen Banden spielen nach wie vor auch polnische Gruppen eine führende Rolle auf diesem Kriminalitätssektor. Um die kümmert sich seit Dezember 2011 gezielt die EG Biber. Deren sieben Mitarbeiter kommen ebenfalls aus der LKA-Abteilung 4 und verfügen ebenso wie ihre Kollegen von der EG Westwind über viel Erfahrung im Bereich der organisierten Kriminalität.

 

EG Sondersachbearbeitung links

Unter diesem etwas sperrigen Namen ermitteln zwei Spezialisten des Staatsschutzes seit April vergangenen Jahres in mehreren Fällen schwerer Gewaltkriminalität, hinter denen Täter aus der linken Szene vermutet werden. Unter anderem geht es um einen Übergriff auf einen Rechtsextremisten, der als versuchter Mord gilt.

 

EG Latakia

In dieser Ermittlungsgruppe beschäftigen sich zehn Beamte des Staatsschutzes mit dem Bereich Radikalislamismus/Terrorismus. Sie konzentrieren sich dabei seit Juni 2013 im wesentlichen auf Rückkehrer aus dem syrischen Bürgerkriegsgebiet und mutmaßliche Terrorunterstützer. Die EG-Bezeichnung ist dem Namen einer syrischen Hafenstadt entlehnt.

 

EG Nord

Unter dieser Bezeichnung bearbeiten seit Juli 2014 zwei Beamte des Staatsschutzes eine Straftatenserie im Norden Berlins, die der linken Szene zugeschrieben werden. Es handelt sich dabei vor allem um Brandstiftung und Sachbeschädigung.

 

EG Skalitzer Straße

Hier arbeiten sieben Staatsschützer an der Aufklärung des Brandanschlags auf die Mevlana-Moschee in Kreuzberg am 11. August 2014. Die Hintergründe sind unklar.

 

EG Wilde Sonne

Die Ermittlungen zweier LKA-Spezialisten für Wirtschaftsdelikte gelten dem Erwerb zweier Immobilien, bei denen der dringende Verdacht der Geldwäsche besteht. Der Name ist eine Kombination zweier Straßen, an denen die Immobilien liegen (unter anderem Sonnenallee).

 

EG Roedeliusplatz

Die Ermittlungsgruppe, der fünf Beamte des Staatsschutzes angehören, wurde nach einem Brandanschlag auf die koptisch-orthodoxe Kirche am Roedeliusplatz in Lichtenberg im Oktober vergangenen Jahres gebildet. Auch in diesem Fall fehlt von den Tätern noch jede Spur.

 

EG Südost

Im Zusammenhang mit einer Serie von Pkw-Brandstiftungen im Südosten Berlins ermitteln seit Januar dieses Jahres vier Staatsschützer. Sie gehen dabei Hinweisen auf Täter aus dem rechten Spektrum nach.

 

EG Hütchenspieler

Dem Dauerproblem widmen sich seit Mai 2013 gezielt vier Beamte der Direktionen 2 (West) und 3 (Mitte). Sie kümmern sich vor allem um die organisierten Betrüger in Mitte und der City West.

 

EG JVA

Seit der spektakulären Flucht zweier Häftlinge aus der JVA Moabit ermitteln zwei Beamte der Direktion 3 zu den bis heute nicht vollständig aufgeklärten Hintergründen.