Rechtsextremismus | NSU-Ausschuss: Polizei zweifelt nicht an der Suizid-These

Das Auto, in dem ein potenzieller Zeuge zum Mord an der Polizistin Kiesewetter verbrannte, auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart.
Erstveröffentlicht: 
10.03.2015

Ein Aussteiger aus der rechten Szene und Mitwisser im NSU-Mordfall Kiesewetter soll sich selbst getötet haben – davon ist die Polizei überzeugt. Die Familie von Florian H. sieht das anders.

 

Die Ermittler im Fall des Todes von Florian H., einem Aussteiger aus der rechten Szene, haben vor dem NSU-Untersuchungsausschuss an der Suizid-These festgehalten. "Für mich ist der Fall Florian H. ein sicherer Fall", sagte der Erste Kriminalhauptkommissar Helmut Hagner vom Polizeipräsidium Stuttgart am Montag. "Es gibt für mich keinerlei Anhaltspunkte, dass hier irgendjemand etwas von dritter Hand eingebracht hat, gezündet hat, um den Florian H. umzubringen."

Florian H. war im September 2013 in seinem Auto auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart verbrannt. Am selben Tag hatten ihn Beamte des Landeskriminalamtes befragen wollen. Florian H. soll gewusst haben, wer die Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn getötet haben soll. Der Mord wird dem rechtsextremen "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) zugerechnet. Der Landtagsausschuss soll Kontakte und Aktivitäten des NSU im Südwesten beleuchten sowie die Aufklärungsarbeit der Behörden.

Während das Landeskriminalamt nach Aussage von Hauptkommissar Achim Korge darauf gedrungen habe, stärker in die rechte Szene zu ermitteln, sah sich die Polizei dafür nicht zuständig. "Wir haben denen gesagt, wenn sie etwas wollen, dann sollen sie es tun, aber von uns aus nicht", sagte Korge. Zumal der zuständige Staatsanwalt im laufenden Todesermittlungsverfahren keine Rechtsgrundlage für die Ermittlungen gesehen habe. So soll auch der Vorschlag der Polizei, einen Durchsuchungsbeschluss für Florian H.s Zimmer zu erlassen, vom Staatsanwalt abgelehnt worden sein. Zuletzt hatten die Eltern vor dem Ausschuss den Ermittlern schlampige Arbeit vorgeworfen. Die Beamten seien von Anfang an von einem Suizid ausgegangen, sagte der Vater.

Die Polizeiführung hat nach eigener Aussage nichts über die Kontakte des Polizeibeamten Jörg B. und seines Bruders zum Ku-Klux-Klan gewusst. "Das war mir damals nicht bekannt", sagte Hagner.