Freistaat plant in Dölitz 501 Flüchtlings-Plätze

Erstveröffentlicht: 
26.02.2015

Protest gegen Wohncontainer in Friederikenstraße Von Jens Rometsch Das künftige Erstaufnahmeheim für Asylbewerber in der Friederikenstraße soll nicht nur 350 Menschen beherbergen. "500 plus 1 Platz" sehe die neueste Planung des Freistaates Sachsen vor, sagte Dietrich Gökelmann, Präsident der Landesdirektion Sachsen, bei einer Bürgerinformationsveranstaltung am Montagabend im Connewitzer Werk II.


"Wir starten mit 350 Plätzen am 1. Juli", erläuterte er. Der Umbau der früheren Ingenieurschule samt Wohnheim habe schon begonnen. Außerdem hänge es von der Genehmigung durch die Bauverwaltung der Stadt Leipzig ab, ob auf demselben Grundstück noch weitere 151 Plätze "in Containern, die extra für Wohnzwecke konstruiert wurden" entstehen. Falls ja, hätte dies zwei Vorteile. Erstens könne der Freistaat seine akuten Probleme bei der Flüchtlingsunterbringung lindern. Zweitens gebe es eine Zusage vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF), bei mehr als 500 Plätzen sofort eine Außenstelle in Leipzig einzurichten. Die Bewohner wären dann nicht mehr gezwungen, für Formalitäten und Befragungen mit Bussen nach Chemnitz zu reisen. Dies würde auch die Asylverfahren beschleunigen.


Laut Gökelmann wird das Heim in Dölitz durch die Malteser Werke gGmbH betreut - in einem Personalschlüssel von 24 zu 1. Um das Grundstück entstehe ein Zaun "mit Wärmebild-Kameras und Übersteigungsschutz". Das Sicherheitskonzept folge den Empfehlungen des Landeskriminalamtes (LKA), wende sich aber nicht gegen die Bewohner, die zwischen 1,5 und 3 Monaten in den Erstaufnahmeeinrichtungen verbleiben. "Der Zaun dient ihrem Schutz. Sie können jederzeit rein und raus", sagte er. Vor der Eröffnung im Juli gebe es für alle Interessierten einen Tag der offenen Tür.


Die von über 500 Zuhörern besuchte Veranstaltung war die erste seit Monaten in Leipzig, bei der es so gut wie keine Proteste gegen eine neue Flüchtlingsunterkunft gab. Gerlind Berndt vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) lobte die Friederikenstraße 37 als "von der Bausubstanz sehr gut erhalten". Die Größe des Grundstücks, Nähe zur Straßenbahn und einem Aldi seien hervorragend geeignet. Dennoch bleibe es nur eine Übergangslösung - bis im Herbst 2017 eine dauerhafte Erstaufnahmeeinrichtung mit 700 Plätzen in Gohlis fertig wird.


Kritik aus dem Publikum gab es vor allem an drei Punkten. "Wir haben seit fünf Jahren in Leipzig erfolgreich dafür gekämpft, dass hier keine Menschen in Containern leben müssen", sagte Stadtrat Siegfried Schlegel (Linke). Der Freistaat solle lieber noch ein zweites Objekt für die 151 Plätze suchen. Sabine Winkelmann, Chefin im Bürgerverein Dölitz, protestierte scharf, weil das Land komplett über die Köpfe der Einwohner hinweg entschieden habe. Ihr Mitstreiter Wolfgang Weber: "Ich will keinen Stacheldraht in meinem Stadtteil sehen."