Was läuft da mit den PEGIDA-Spendengeldern?

Erstveröffentlicht: 
20.02.2015

Von Stefan Ulmen

Dresden - Um PEGIDA-Mitbegründer Lutz Bachmann (42) kehrt keine Ruhe ein. Nach fremdenfeindlichen Äußerungen und Rücktritt, der dann keiner war, kursieren nun Dokumente, die auf eine fragwürdige Verwendung von Spendengeldern schließen lassen, sowie dubiose Geschäftspraktiken ans Tageslicht bringen.

 

Es beginnt mit einem Kontoauszug des PEGIDA-Vereins, der der MOPO-Redaktion vorliegt. Neben dem Eingang von Spendengeld ist auch eine Überweisung von etwa 4.800 Euro an die Firma „DD-Werbung.EU“ zu sehen (siehe Abbildung).

Schaut man, wem die Firma „DD-Werbung.EU“ gehört, findet man im Impressum den Namen Vicky Bachmann (31), Ehefrau von Lutz Bachmann. Komisch! Denn die Firma wird eindeutig von Lutz Bachmann geleitet, seine Gattin arbeitet im Vertrieb von EC-Karten-Geräten.

 

Wählt man die Telefonnummer von „DD-Werbung.EU“, geht Lutz Bachmann ran. Die Ehefrau als Strohmann? Möglich.

 

Doch wofür waren die 4800 Euro von den PEGIDA-Spenden?

Kathrin Oertel (37), damalige Kassiererin bei PEGIDA, erinnert sich an die Überweisung: „Ich hatte die freigegeben. Es war eine Rechnung für Werbemittel. Doch weil angeblich eine Rechnungsnummer falsch darauf war, nahm Lutz sie wieder mit und wollte sie korrigiert nachreichen. Die neue Rechnung hatte dann aber ganz andere Posten.“

 

MOPO liegt das Dokument vor. Darauf werden u. a. Videoleinwände in Rechnung gestellt, die bei einer bevorstehenden Veranstaltung am 23. Februar gebraucht werden. Lutz Bachmann: „Die Technik war für eine Groß-Veranstaltung mit 40.000 bis 50.000 Leuten in der Flutrinne gedacht. Die musste aber wegen Absage des Stargastes auf den 23. März verschoben werden.“

 

Kathrin Oertel weiß von so einer Veranstaltung nichts.

Oertel zur MOPO: „Als ich diese Rechnung sah, fiel ich aus allen Wolken!“ Auch dem Ordnungsamt ist keine Anmeldung dafür bekannt.

 

Lutz Bachmann äußerte sich am Freitagmorgen via Facebook zu den Vorgängen.

"Warum sollte eine Kassenwartin eine Zahlung freigegeben, welche komischerweise nun als dubios eingestuft wird, nachdem man nicht mehr im Verein ist?". Der PEGIDA-Gründer weiter: "Und die Agentur ist zwischengeschaltet, da man auf den Namen PEGIDA in Dresden nicht einmal einen Saal gemietet bekommt, deshalb wurde die Technik über DD-Werbung angefordert."

 

Schlammschlacht hinter den Kulissen.

 

Die beiden Ex-Vorstände Kathrin Oertel und Rene Jahn (49) fürchten nun, für weitere Ungereimtheiten den Kopf hinhalten zu müssen, und legten beim Registergericht am Mittwoch einen Antrag auf „Einsetzung eines Notvorstandes“ für den Verein PEGIDA vor.

Grund: Der Verein habe „noch erhebliche Verbindlichkeiten“, und „alle Handlungen Bachmanns seit dem 21. Januar seien nicht mit dem Vorstand abgesprochen“, wie es in dem Schreiben heißt. PEGIDA tut sich seit der Aufspaltung schwer, einen neuen Vorstand zu benennen. Sicher sind die Ungereimtheiten ein Grund. Wer will dafür schon Verantwortung übernehmen?

 

Am meisten ärgern dürfte es die Spender. Mehr als 21.000 Euro waren eingegangen. Die Sparkasse hatte wegen Mangels eines neuen Vereinsvorstandes das Konto gesperrt. Kurz nachdem Bachmann noch die 4.800 Euro überwiesen bekam ...