Die Stimme der „Hooligans gegen Salafisten“ - Die rechte Band „Kategorie C“

Hannes Ostendorf sing für die "Hooligans gegen Salafisten" am 26. Oktober 2014 in Köln.

„Kategorie C“ ist 1997 aus einem Projekt mehrerer RechtsRock-Musiker entstanden und zählt heute zu den aktivsten Bands der extremen Rechten. Die Musiker um den Sänger Hannes Ostendorf haben vergeblich versucht, im Mainstream Fuß zu fassen. Es gelang ihnen zwar, eine Fanbasis aufzubauen, die über die klassische RechtsRock-Szene hinausreicht, den Makel, als Band der extremen Rechten wahrgenommen zu werden, konnte „Kategorie C“  jedoch nie abschütteln. Das Projekt Mainstream scheint mittlerweile abgeschrieben. Die Band hat sich wieder auf die rechte Szene zubewegt und setzte in den letzten Monaten viel Energie für die Unterstützung der „Hooligans gegen Salafisten“ ein.


Hannes Ostendorf, Sänger der Band „Kategorie C“ (KC), wusste, wie er sein Publikum ansprechen muss. Am 26. Oktober stand er beim Aufmarsch der „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) in Köln auf der Bühne und erklärte den versammelten „Fussballfans, Ultras, Hooligans“ und „Freunden der dritten Halbzeit“, sie würden hier schikaniert, obwohl sie doch „nur etwas Spaß haben“ wollten. Dann begann er den Song „Hooligans gegen Salafisten“ zu singen, den seine Band kurz zuvor veröffentlicht hatte. Und die Menge klatschte und grölte mit. Zuvor nutzte „Kategorie C“ ihre Beliebtheit unter rechten Hooligans und Fußballfans, um kräftig die Werbetrommel für den Kölner Aufmarsch zu rühren. Die Rechnung ging auf. Der überlange Werbe-Jingle ist in den sechs Tagen zwischen Veröffentlichung bei YouTube und Aufmarsch über 120.000 mal abgerufen worden.

Die HoGeSa-Veranstaltung endete in Ausschreitungen, die bundesweit Aufmerksamkeit erregten. JournalistInnen, PolizeibeamtInnen und PassantInnen wurden angegriffen, Geschäfte demoliert. Erst der Einsatz von Wasserwerfern, konnte die Lage halbwegs beruhigen. Doch die Aktivitäten von „Kategorie C“ sind auch jenseits ihres Engagements für die „Hooligans gegen Salafisten“ beachtenswert. Die Band ist eine der aktivsten der deutschen RechtsRock-Szene. Allein 2014 wurden 21 Konzerte angekündigt. Zudem ist eine deutliche Hinwendung zu den internationalen Musik-Netzwerken des offenen Neonazismus, vor allem zu „Blood & Honour“, festzustellen.

Fußball und Gewalt

Zunächst war „Kategorie C“ nur ein Projekt von Mitgliedern diverser neonazistischer Bands aus Bremen. Sie gingen 1997 gemeinsam ins Aufnahmestudio, um sich textlich ausnahmsweise nicht der Wehrmacht oder Rudolf Hess zu widmen. Stattdessen wurde die Fußball-Europameisterschaft 1998 zum Anlass genommen, um den geliebten Sport zum Vehikel der Weltmachtsphantasien umzufunktionieren: „Wir sehen uns in jedem Fall, im Sommer '98 beim Frankreichüberfall! Vier, Fünf! Wir sind wieder einmarschiert, wir sind wieder einmarschiert!“, heißt es im Titelsong der CD „Fußballfest '98“. Der Name „Kategorie C“ bezieht sich auf die Bezeichnung der Polizei für „gewaltsuchende Fans“. Dem Musikprojekt gelang es mit der Veröffentlichung tatsächlich, auch in der Fußball-Szene Verbreitung zu finden und so über den eng gesteckten Rahmen der neonazistischen Szene hinaus wahrgenommen zu werden. Dieser Erfolg führte dazu, dass aus dem Projekt eine eigenständige Band wurde.

Sänger von „Kategorie C“ war und ist der Bremer Hannes Ostendorf (41). Ostendorf war, genau wie sein Bruder Hendrik, damals in der Bremer Hooligan-Gruppe „Standarte 88“, später „Standarte Bremen“, aktiv. Die „Standarte“ gab im Januar 2015, offenbar in Erwartung von Repressalien, ihre Auflösung bekannt. Während Hendrik zum Funktionär der NPD aufstieg, nutzte Hannes die erworbene Bekanntheit und „street credibility“ zur Etablierung von „Kategorie C“. In ihrer Anfangszeit versteckte die Band ihre Bezüge zur extremen Rechten nicht. Sie steuerte Lieder zu Samplern der RechtsRock-Szene bei und 2006 trat Sänger Hannes Ostendorf in Berlin auf einer von der NPD organisierten Kundgebung für den inhaftierten Michael Regner, Sänger der Neonazi-Band „Landser“, auf. Auch zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 veröffentlichte „Kategorie C“ einen passenden Song: „Deutschland dein Trikot. Das ist schwarz und weiß. Doch leider auch die Farbe deiner Spieler. In München, Rom und Bern, da gab's noch echte Deutsche.“ Es ist eins der letzten Lieder, in denen die Band noch offenen und platten Rassismus propagierte. Danach konzentrierte sie sich fast vollständig auf das Thema Fußball und Hooliganismus.

Fußball ist Fußball und Politik bleibt Politik

Ab jetzt wurde nach außen offensiv die Maxime „Fußball ist Fußball und Politik bleibt Politik“ vertreten. Dem Wandel lag vermutlich das Kalkül zugrunde, dem Vorbild der „Böhsen Onkelz“ folgend, als vermeintlich „unpolitische Band“ erfolgreich den Weg in Richtung Mainstream zu beschreiten. Auf der Reise dahin konnte die Band in der März-Ausgabe 2008 des Musik-Magazins „Metal Hammer“ sogar eine ganzseitige Anzeige für ihr Album „Für immer KC!“ schalten. „Kategorie C“ erschloss sich eine große AnhängerInnenschaft in Teilen der Fußballfan- und Hooliganszenen. Den Fans gelten Liedzeilen wie „Wir sind Hools und werden uns ewig jagen, gegenseitig auf die Schnauze schlagen, für immer Kategorie C. So sind wir.“ als authentische Beschreibung ihres Lebensgefühls.

Trotz aller Erfolge krachte es im Gebälk, die Konzerte der Band wurden immer wieder untersagt und die alten Kameraden aus der Neonaziszene nahmen den Musikern ihre vordergründige Distanzierung von der Politik übel. Vor allem konnte „Kategorie C“ den Makel, als Band der extremen Rechten wahrgenommen zu werden, auch mit erweiterter Fanbasis nicht abschütteln. Zu penetrant wiesen AntifaschistInnen regelmäßig auf den Background der Band hin. Es half auch nicht, dass der Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz“ die Band zumeist nicht als „rechtsextremistisch“ einstufte.

Diese Stagnation auf dem Weg in den Mainstream und damit zum kommerziellen Erfolgt führte zu Auseinandersetzungen zwischen den Bandmitgliedern. Ende 2012 verließen Gitarrist Rainer Friedrichs und der Schlagzeuger Magnus „Macke“ Ahlgrim „Kategorie C“. Sie wurden von Julian Keil (Schlagzeug), Florian Keil (Bass) sowie Gitarrist Marcel Achstätter ersetzt. Von der alten Besetzung blieben Ostendorf und Stefan „Ernie“ Behrens (Gitarre) übrig. Die erst Anfang 20-jährigen Brüder Keil und Marcel Achstätter stammen alle aus dem hessischen Odenwald und gründeten 2009 dort die Band „Hausverbot“. Mit dieser sind sie im Jahr 2012 mehrmals als Vorband von KC in Erscheinung getreten. Seit dem Einstieg bei „Kategorie C“ ist von „Hausverbot“ nichts mehr zu vernehmen.

Zurück zum offenen Neonazismus

Der Mainstream als Ziel scheint mittlerweile abgeschrieben zu sein. Im Herbst 2013 kehrte die Band zu der in der Szene üblichen Praxis der Untergrundkonzerte zurück. Sie würden „Konzerte von KC in der BRD nicht mehr über die Internetseite bewerben und es wird auch ab sofort keinen Vorverkauf mehr geben. Die Konzerte werden geheim gehalten und nicht mehr öffentlich beworben“, ließ die Band wissen. Auslöser war ein geplatzter Auftritt am 2. Oktober 2014 in Ostwestfalen, das nach der Kündigung des Raums durch den Vermieter abgesagt werden musste. Tatsächlich werden die Termine der meisten Konzerte weiterhin offen beworben. Die Band sichert sich ab, indem sie nur grobe Ortsangaben macht und die BesucherInnen am Konzertabend über Schleusungspunkte zum Veranstaltungsort führt. Der Weg vom Schleusungspunkt zum eigentlichen Auftrittsort ist dann oft lang – vielfach wich die Band in Nachbarländer aus. Allein 2014 fanden sechs für die BRD angekündigte Auftritte im nahegelegenen Ausland statt. Von NRW führte der Weg zumeist in die Niederlande oder nach Belgien, statt in Karlsruhe oder Kaiserslautern trat die Band in Frankreich auf. Auch ein für die Schweiz angekündigtes Konzert fand später in Frankreich statt. Bei einigen Konzerten hat „Kategorie C“ tatsächlich auf öffentliche Bewerbung verzichtet. Beispielsweise für ihren Auftritt mit der schwedischen Band „Pitbullfarm“ am 5. September 2014 in Marl. Die Band scheint zu befürchten, dass Konzerte, die in Deutschland stattfinden sollen und zu denen öffentlich mobilisiert wird, verboten oder verhindert werden.

Die Rückkehr zum offenen Rassismus tritt bei den Auftritten der Band im Ausland am deutlichsten zu Tage. Die Einbindung der Band in das internationale RechtsRock-Netzwerk und speziell in das von „Blood & Honour“ ist offensichtlich: Für den 29. März 2014 war ein Auftritt der Band in Italien angekündigt, der von den „Veneto Fronte Skins“, dem italienischen Arm des in Deutschland verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerkes, organisiert wurde. Für den 7. Juni 2014 mobilisierte die französische „Blood & Honour Sektion Hexagone“ zu einen Event mit Kampfsport und Musik, bei dem auch KC angekündigt waren. Am 25. Oktober 2014 trat die Band dann zusammen mit „Pitbullfarm“ und der RechtRock-Legende „Brutal Attack“ für „Blood & Honour Slovenia“ auf. Fotos des Auftritts zeigen die mit einer Hakenkreuzfahne ausstaffierte Halle, ein Hakenkreuz „schmückt“ auch das T-Shirt des Gitarristen von „Pitbullfarm“.

Dass Hannes Ostendorf selbst nicht mehr an einen Erfolg jenseits der extremen Rechten glaubt, belegt auch eine andere Entwicklung. Für den 5. April 2014 war unter dem Motto „Support the movement“ ein Konzert in „Western Europe“ angekündigt, welches vermutlich in Belgien stattfand. Mit von der Partie sollte die RechtsRock-Band „Nahkampf“ sein. Jene Bremer Band, für die Ostendorf schon in seiner Jugend gesungen haben soll. Während ein Verbot des von Patrick Schröder organisierten „Live H8 II“ am 14. Mai 2014 den Auftritt von „Nahkampf“ in diesem Rahmen verhinderte, stand Ostendorf am 23. August im thüringischen Hildburghausen im Rahmen einer „Kundgebung“ des NPD-nahen „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ als Sänger von „Nahkampf“ auf der Bühne.

Sprachrohr der Bewegung

„Musik schweisst zusammen und jeder der gegen Salafisten ist sollte sich nicht wegen Kleinigkeiten und persönlichen Anfeindungen auseinander bringen lassen. HOGESA, GEMEINSAM SIND WIR STARK und wie sie auch alle heißen, es geht um die Sache und nichts anderes, es geht um Deutschland“, mahnt Hannes Ostendorf zum Jahresende 2014. Denn die HoGeSa-Akteure haben sich mittlerweile zerstritten. Die Mahnung hat nicht viel geholfen, vor allem der nordrhein-westfälische Teil steht isoliert da. Auch wenn die HoGeSa-Euphorie inzwischen der Ernüchterung gewichen ist, Ostendorf macht weiter. „Kategorie C“ war der Headliner eines für den 24. Januar angekündigten HoGeSa-Solidaritätskonzerts im „Ruhrpott“. Mit ihnen auf der Bühne stehen sollte das Berliner Duo „A3stus“, bestehend aus dem Berliner Rapper Patrick Killat alias „Villain051“ und dem Liedermacher „Recht auf Wahrheit“. „Villain051“ stand zusammen mit Karin Mundt, Sängerin der RechtsRock-Band „Wut aus Liebe“, bereits bei den HoGeSa-Versammlungen in Köln und Hannover auf der Bühne. Auch der dritte angekündigte Act, der Sänger der Band „F.i.e.L“, entstammt der neonazistischen Musikszene. „F.i.e.L“ veröffentlichten 2012 das Album „Fremde im eigenen Land“ beim Chemnitzer Label „PC Records“, das Album wurde im selben Jahr von der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ indiziert.

Aus dem Konzert wurde nichts. Die Organisatoren hatten den „Kulturbunker“ in Duisburg-Marxloh unter falschen Angaben gemietet. Als die Vermieter feststellten, was genau in ihren Räumen stattfinden sollte, kündigten sie den Vertrag und setzten die angereisten Neonazis und Hooligans auf der Straße. Ostendorf übte nach dem Konzert verhalten Kritik: „Leider haben die Veranstalter enscheidene Fehler gemacht, man muss es leider so deutlich ansprechen. Wenn Verträge ohne Vertragsstrafe ausgehandelt werden, wenn nicht ans Infotelefon gegangen wird, dann kann ein Konzert nicht klappen.“ Zum Bruch führte die Konzertpleite allerdings nicht. Gemeinsam versuchten „Kategorie C“ und HoGeSa die umsonst angereisten ZuschauerInnen zu besänftigen. Alle bekämen „beim nächsten Konzert freien Eintritt“, das sei „so mit Hogesa abgesprochen, die leisten auch ihren Beitrag“, schreibt Ostendorf bei Facebook.

Bedingter Erfolg mit deutlichem Bekenntnis

Trotz der Reorientierung auf die extreme Rechte hat „Kategorie C“ bis heute nicht davon gelassen, zu behaupten, die Band habe mit Politik nichts am Hut. In ihren Texten konzentriert sie sich in ihren Texten thematisch weiterhin auf „Fußball und Gewalt“. Gleichzeitig bedient sie sich jedoch klassischer Feindbilder der extremen Rechten. Die Mischung ist krude, doch die Band trifft damit den Nerv des Spektrums der „Hooligans gegen Salafisten“, die vorwiegend ihr Gewalthabitus und Rassismus sowie der Fußball eint. Unter rechten Hooligans gilt Ostendorf als „authentisch“, als einer von ihnen. Er scheint begriffen zu haben, dass seine Karriere nicht in den Mainstream führen wird. Er nimmt nun mit, was er kann, und versucht, seinen Lebensunterhalt in und durch die rechte Szene zu verdienen. Die internationalen Events und die enorme Anzahl der Konzerte dürften ebenso Geld in seine Kassen spülen, wie der 56-seitige Katalog mit professionellem Band-Merchandising. Selbst eine App für Smartphones bietet KC an. Ostendorf, ganz findiger Geschäftsmann, nutzte auch die HoGeSa-Kundgebung in Köln, um Geschäfte zu machen. Aus einem Bulli heraus wurden Band-Klamotten und eigens gedruckte T-Shirts mit der Aufschrift „Hoolizei. Anti-Sharia-Team“ verkauft. AbnehmerInnen fand Ostendorf genug.

 

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