Leipzig. Der LVZ-Bericht über die nächtliche Abschiebung einer 18-jährigen Tschetschenin kurz vor Weihnachten hat Wellen geschlagen. Zahlreiche Reaktionen gingen und gehen seitdem ein.
Als einer der ersten meldete sich Ex-Thomaskirchenpfarrer Christian
Wolff, der das Drama zum Anlass genommen hat, einen Blog im Internet
einzurichten. "Was kurz vor Weihnachten in Leipzig geschah, ist leider
kein Einzelfall", schreibt er. In Sachsen habe es sich inzwischen zum
schändlichen Ritual entwickelt, dass nachts entweder der Vater oder ein
gerade volljährig gewordenes Kind einer Familie abgeschoben wird - in
der Erwartung, dass die ganze Familie "freiwillig" nachreise. Zugleich
prahle Innenminister Markus Ulbig (CDU), der für dieses Vorgehen die
politische Verantwortung trage, damit, dass Sachsen bundesweit die
höchste Abschiebequote hat. Dies seien "Nacht- und Nebelaktionen, die
eines demokratischen Staatswesens unwürdig sind", so Wolff. In einem
Schreiben an die sächsischen Bischöfe fordert der Theologe, dass beide
Kirchen "zeitnah, unmissverständlich und vor allem öffentlich gegen
diese Praxis" protestieren.
"Mit Bestürzung" hat LVZ-Leser Bernd
Pietsch den Artikel gelesen. Ein solches Vorgehen sei "ein beschämendes
Armutszeugnis für unsere Gesellschaft und die Politik". SPD-Stadtrat
Christopher Zenker erklärt: "Die Umstände der Abschiebung der jungen
Tschetschenin sind menschenunwürdig, unethisch und unchristlich."
Ähnlich äußerten sich Gisela Kallenbach (Grüne) und viele weitere.
Unter dem Motto "Keine Winterabschiebung in Sachsen: Asyl ist eine
Frage der Menschlichkeit!" haben Leipziger Pfarrer eine
Weihnachtskampagne gestartet sowie eine
Online-Petition auf der Plattform "Open Petition"
initiiert (die LVZ berichtete). Die Initiative soll Druck für die Entscheidungssitzung im Innenausschuss am 15. Januar machen.