Straßenschlachten in Zürich

Erstveröffentlicht: 
14.12.2014

Aktivisten der Revolutionären Jugend Zürich (RJZ) und der ​Besetzer Szene riefen am Freitag per SMS zu einer unangekündigten Reclaim-The-Streets-Demonstration in Zürich auf: „On the one & only dancefloor, the streets of zureich: heute megageil äRTeäS! 22:00-sihlhölzlipark komm pünktlich. Sgit drinks, sound, gold & ä überraschig! weiterleiten!"

 

In der Folge haben sich am Freitagabend dann mehrere hundert Demonstranten versammelt. Die Demonstration zog kurz gegen 22:00 Uhr mit zwei basslastigen Sound-Mobilen und einem Reclaim-The-Streets-Transparent los. 

 

Es wurden Flyer mit der Aufschrift „Kollektiv Anonym Feiern" verteilt, mit denen Demonstranten aufgefordert wurden, sich zu vermummen. Weiter war auf den Flyern zu lesen: „Heute Abend haben wir die Möglichkeit, unsere Wut auf die eigentlichen Gewalttäter zusammenzubringen und auf verschiedenste Weise auszudrücken; ob wildes Tanzen, farbige Fassaden oder fliegende Steine gegen die Wachhunde und Verantwortlichen des Status Quo."

 

Während bei früheren RTS-Demos zumindest zu Beginn der Demo noch ein friedlicher Party-Aspekt im Vordergrund stand, war der destruktive Charakter der gestrigen Demo schon von Anfang an omnipräsent; im Laufe des Abends gingen etliche Scheiben zu Bruch, Container, Autos und sogar Bäume wurden in Brand gesetzt sowie Fassaden versprayt und sieben Polizisten mussten im Krankenhaus behandelt werden.

 

Die Polizei, die mit mehreren Einsatzwagen vor Ort war, versuchte die Demonstration zu Beginn im Keim zu ersticken. Sie war jedoch erfolglos. Einige Demonstranten attackierten die überforderten Beamten mit Schlagstöcken, Steinen und Feuerwerkskörpern und schlugen sie somit in die Flucht.

 

Danach zogen die Demonstranten mit Pyros und Böllern weiter Richtung Bahnhof Wiedikon. Auf dem Weg wurden diverse Wände und Trams besprayt und Parolen wie: „Whose Streets? Our Streets!" oder „A-Anti-Anticapitalista" gerufen.

 

Beim Bahnhof Wiedikon stellte die Polizei erneut eine Blockade auf und setzte Gummischrot ein, um die Demonstration zu stoppen. Als Antwort wurden sie mit Pyros, Böllern, Flaschen und Steinen zugedeckt; es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen, wobei sie schließlich fluchtartig das Weite suchen mussten.

 

Eine brennende Fackel wurde in ein Einsatzfahrzeug geworfen, in dem sich Polizisten in Sicherheit brachten. Laut Polizei entriss der Mob den Einsatzkräften zudem ein Mehrzweckwerfer, ein Schutzschild sowie eine Einsatztasche.

 

Danach zog die Demonstration weiter in den Kreis 4. Die sichtlich überraschte und überforderte Polizei musste zusätzliche Einsatzkräfte einberufen. In der Zwischenzeit zogen die Demonstranten via Helvetiaplatz weiter die Langstrasse hinunter, wobei viel Glas klirrte, Tische und Stühle durch die Luft flogen und die Luft den Geruch frischer Sprayfarbe annahm.

 

Die Polizei—nun in Riot-Uniform—musste sich wieder mit einem schnellen, taktischen Rückzug begnügen und dabei zusehen, wie die Europaallee Meter für Meter verwüstet wurde. Die Demonstranten drehten schließlich um und zogen in Richtung Schöneggstraße/Feldstraße weiter.

 

Ein Polizeirevier wurde dabei attackiert und unter anderem mit Rauchbomben beworfen. Die Polizisten mussten aus dem Gebäude heraus mit Gummischrot schießen, um die Attacke abzuwenden.

 

Der nun ziemlich in die Länge gezogene Demonstrationszug marschierte weiter in Richtung Bäckeranlage. Sobald sich die Polizei blicken ließ, wurde sie mit allem, was nicht niet- und nagelfest verankert war, beworfen. 

 

Die Demonstration endete schlussendlich bei der Ecke Hohlstraße/Kernstraße, wo ein weißer Mercedes und Container in Brand gesteckt wurden. Die Polizei hatte nun die Umgebung der Langstraße mit mehreren Einsatzwagen und einem Wasserwerfer abgesperrt und die Demonstranten vermischten sich mit dem Partyvolk.

 

Die Polizei ließ verlauten, dass der angerichtete Sachschaden mehrere hunderttausend Franken betragen dürfte.

 

m Zusammenhang mit den massiven Ausschreitungen wurden vier Personen wegen Landfriedensbruch und/oder Sachbeschädigung festgenommen.