Hildburghausen: Nazis auf Menschenjagd

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Wie aus verschiedenen Presseartikeln hervorging, hat in der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober in Hildburghausen eine aus Neonazis bestehende selbsternannte „Bügerwehr“ Jagd auf vermeintliche „ausländlische Einbrecherbanden“ gemacht. Getroffen hat es in dieser Nacht rumänische Arbeiter_innen, welche eine Lieferung für eine Firma in Hildburghausen übermitteln wollten.

 

Rassistische Bürgerwehr

 

In regionalen und überregionalen Medien machte die Nachricht schnell die Runde. Über Facebook hatten sich bereits seit ca. zwei Wochen Neonazis zusammengeschlossen, um eine Art „Bürgerwehr“ zu gründen. So fuhren die Neonazis nächtlich Streife und suchten nach allem und jedem was nicht in ihr Raster passte. So kam es dann auch, dass eine dieser „Streifen“ einen Transporter mit rumänischen Kennzeichen entdeckte und die Schlussfolgerung gezogen wurde, dass es sich dabei um eine rumänische Einbrecherbande handle. Schnell wurde in der Bürgerwehr mobil gemacht und es kamen ca. 15 Autos in kurzer Zeit zusammen.

 

Der rumänische Transporter und die drei Insassen parkten zu dieser Zeit vor dem Tor einer Firma in Hildburghausen, für die sie eine Lieferung überbringen sollten. Die Mob von Nazis näherte sich schließlich dem Transporter, wobei es die drei Insassen mit der Angst zu tun bekamen und versuchten davonzufahren. Die Nazis nahmen schließlich die Verfolgung auf und versuchten den Transporter zu stoppen. Dabei kam es zu kleineren Sachschäden durch Unfälle, wie die Polizei gegenüber der Presse erklärte. Infolgedessen versuchte einer der Verfolger den Fahrer des Transporters, welcher sich in einen Polizeiwagen flüchtete, noch im Polizeiwagen selbst anzugreifen. Der MDR berichtet, dass sich diese Person „beleidigend und möglicherweise auch ausländerfeindlich geäußert“ habe. Auf das zynische „möglicherweise“ hätte an dieser Stelle wohl auch gänzlich verzichtet werden können, sind die Motive der rassistischen „Bürgerwehr“ wohl mehr als deutlich geworden. Insgesamt wurden von 12 Verfolgern die Personalien festgestellt.

 

Initiatoren

 

Die Neonazis verabredeten sich über Facebook über verschiedene Gruppen zu der „Bürgerwehr“. Einer der Gründer und Initiatoren ist der Schleusinger Neonazi Tommy Frenck. Frenck, welcher in verschiedenen Gruppen auf Facebook immer wieder die Hetze gegen Flüchtlinge und vermeintlich „kriminelle Einbrecherbanden“ aus Osteuropa schürt, ist wohl auch der Ziehvater der „Bürgerwehr“ in Hildburghausen. Die Neonazis aus dem Landkreis Hildburghausen sind in Gruppen mit dem eher unverfänglich klingenden Namen wie z.B. „HBN Blitzer & Kriminalitätsinfo“ vertreten. In dieser Gruppe sind rund 750 Mitglieder, die meisten Aktiven sind Neonazis wie Tommy Frenck.

 

Nachdem die Eskalation für Schlagzeilen sorgte, versucht Tommy Frenck nun die Aktion zu rechtfertigen. Natürlich ist der notorische missverstandene Neonazi darauf erpicht, den Vorfall noch irgendwie zu seinen Gunsten zu drehen. Die Begründung, dass der rumänische Transporter ja zuerst ein deutsches Auto gerammt hätte und es daraufhin eskaliert sei, ist mehr als lächerlich, passt aber gut in das Schema von Frencks verwirrter Argumentationsweise.

 

Reaktionen

 

Seit vielen Jahren konnte Tommy Frenck im Landkreis Hildburghausen fast ungestört eine flächendeckend aufgestellte Naziorganisation mit Strukturen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen (Sport, Kultur, Politik, Sicherheit, etc.) aufbauen. Die neueste Eskalation ist für antifaschistische Beobachter keine Überraschung, weil die „Bürgerwehr“ nicht vom Himmel fiel, sondern Resultat des Aufbaus einer immer schon zur Militanz neigenden Organisation ist.

 

Trotzdem scheint die Abschiebepartei SPD darüber erschüttert zu sein, dass im Landkreis Nicht-Deutsche mit außergesetzlicher Gewalt verfolgt werden, statt wie üblich durch die Gesetze befolgende Polizei und ihr „Racial Profiling“ oder die Grenzschützer der EU. Auch die Nachtwächter vom Thüringer Verfassungsschutz, bei denen noch nicht ganz klar ist, ob sie den NSU aus Überzeugung oder aus Dummheit protegiert haben, meldeten sich zu Wort. Freilich wussten sie davon zu berichten, dass die Administratoren der Facebook-Gruppen bisher nicht „in rechtsextremistischen Zusammenhängen bekannt geworden“ waren.

 

Weil in seinem Denken Nazis auch bloß im Einzelnen übermotivierte, aber im Grunde ganz anständige Deutsche sind, will Bürgermeister Holger Obst (CDU) laut MDR untersuchen, ob die Ängste gegenüber Ausländern „berechtigt seien oder von irgendwelchen Kreisen geschürt würden“. Irgendein Trottel weiß rassistischen Hass ja immer als „Ängste“ zu verharmlosen. Diesmal war es eben der städtische Vorsteher höchstpersönlich. Wenn es beim Landeskriminalamt nicht auch vor Ignoranten, Rassisten und Dummköpfen nur so wimmeln würde, sollte man ihnen empfehlen an erster Stelle gegen diesen Bürgermeister zu ermitteln.

 

http://www.agst.afaction.info/