„Pro NRW“ und das Hooligan-Problem

Dominik Roeseler Pro-NRW Vorsitzender als Redner auf einer Kundgebung
Erstveröffentlicht: 
17.10.2014

Dominik Roeseler, stellvertretender „pro NRW“-Vorsitzender und eine der führenden Figuren der „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa), muss an diesem Wochenende zum Rapport bei seinem Parteichef Markus Beisicht antreten. Zu einer HoGeSa-Kundgebung am 26. Oktober in Köln erwarten die Organisatoren nach derzeitigem Stand 1500 Teilnehmer.

 

Wochenlang hatte Markus Beisicht seinen Vize öffentlich unbeanstandet gewähren lassen bei dessen Versuch, das HoGeSA-Netzwerk („Hooligans gegen Salafisten“) unter Beteiligung gewaltbereiter und rechtsextremer Hooligans aufzubauen. Dabei war Roeseler wiederholt auch in den Fokus der Medien geraten. Nach einer HoGeSa-Aktion mit rund 80 Teilnehmern in Essen kursierten Fotos, die zeigen, wie Polizeibeamte ihn abführen. (bnr.de berichtete) Eine Woche darauf dirigierte der „pro NRW“-Funktionär, der dem Mönchengladbacher Stadtrat angehört, bei einer Kundgebung in Dortmund rund 300 Hooligans, darunter auch Mitglieder der Neonazi-Partei „Die Rechte“. (bnr.de berichtete)

 

Zum öffentlichen Einschreiten sah „pro NRW-Chef Beisicht zunächst offenbar keinen Anlass. Erst jetzt, eine Woche vor einer weiteren, von Roeseler angemeldeten Aktion der Hooligans in Köln, versucht er, die Notbremse zu ziehen. Offenbar ist der Leverkusener Anwalt in Sorge, dass der ohnehin lädierte Ruf seiner selbst ernannten, vom Verfassungsschutz beobachteten „Bürgerbewegung“ weiter Schaden nimmt. Und noch mehr jener Mitglieder, die sich ohnehin Sorgen um ihr „bürgerliches“ Renommee machen müssen, könnten sich von „pro NRW“ abwenden, wenn die Partei gemeinsame Sache mit gewaltbereiten Hooligans macht.

 

Am Sonntag „klare und verbindliche Beschlüsse fällen“

Eine Zusammenarbeit von „pro NRW“ mit „so genannten Hooligans“ gebe es „selbstverständlich nicht“, behauptet Beisicht auf der Internetseite seiner Partei. „Wer sich unter dem Label Hooligan versammelt, kann für uns kein Partner sein.“ Der Begriff Hooligan stehe für ihn „für Gewalt, für Schlägereien und Pöbeleien gegen Polizeibeamte“. Wer unter diesem Label gegen Salafisten demonstriere, schade einer „seriösen Islamkritik“. Der „geschäftsführende Parteivorstand“ werde am Sonntag in Leverkusen zusammenkommen und „die Angelegenheit noch einmal diskutieren und dann auch klare und verbindliche Beschlüsse fällen“, kündigte Beisicht an.

Nachdem sich die „Hooligans gegen Salafisten“ in zwei Gruppen aufgespalten haben, fungiert Roeseler beim aktivistischeren Teil des Netzwerks mittlerweile als stellvertretender Regionalleiter für Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Nach einem Treffen der „Führungskräfte“ seines HoGeSa-Flügels am vorigen Sonntag in Frankfurt/Main wurde eine Art Grundsatzerklärung veröffentlicht. „Wir sind Deutsche und kämpfen für unsere Heimat. Bei uns ist jeder willkommen, der ebenso denkt und fühlt. Wir fragen niemanden, wo er/sie herkommt, sondern wo er/sie hin will“, heißt es darin. Man grenze „niemanden aus, der sich patriotisch für Deutschland einsetzt“ – nur mit „rechtsextremen Neo-Nazis“ will man angeblich nichts zu tun haben.

 

Auch „SS-Siggi“ will kommen

Eine Drohung darf in der Erklärung der „Führungskräfte“ nicht fehlen: „Sollte sich die Politik weiterhin unfähig zeigen, das Thema Salafisten in Deutschland in den Griff zu bekommen, werden wir uns zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, ob und inwieweit wir als ,Hooligans’ aktiv werden.“

Zu der Kundgebung am 26. Oktober vorm Kölner Dom erwarten die Organisatoren nach derzeitigem Stand 1500 Teilnehmer. Am Donnerstag freuten sie sich „über die Zusage von europäischen Hools aus Italien, Belgien, Niederlande, Frankreich, Polen, Schweiz usw.“ Und nicht nur sie wollen offenbar an den Rhein kommen. Trotz der verbalen Absage an „rechtsextreme Neo-Nazis“ will sich auch Siegfried Borchardt („SS-Siggi“), Gründer der braunen „Borussenfront“ und „Die Rechte“-Funktionär, auf den Weg machen: „Nächsten Sonntag (26. Oktober) alle nach Köln zu ,Hooligans gegen Salafisten’! Setzen wir ein Zeichen gegen die Islamisierung unseres Landes!“, appellierte er an seine Kameraden.