Diskussion Vordernberg ea Gibt es schöne Baukunst innerhalb ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse? Wie sieht kritische Planung innerhalb rassistischer Migrationsregimes aus? Und was hat Lampedusa mit österreichischem Architekturschaffen zu tun? Eine Diskussionsveranstaltung über Perspektiven und Utopien kritischer Architektur und Stadtplanung.
Es regt sich zunehmend Protest – und zwar dort, wo konkrete Bauvorhaben mit der Kommerzialisierung von öffentlichem Raum einhergehen, mit Verdrängungsprozessen (von Nicht-Kaufkräftigen) im Zuge des Städtewettbewerbs oder mit der "Verräumlichung" repressiver Politiken. Über die Disziplinen hinweg wächst das Interesse wie auch die Kritik an Architektur und Stadtplanung, gerade im Hinblick auf ihre politischen Bedingungen. Nicht selten treten PlanerInnen als KomplizInnen in Erscheinung, wenn sich die ungleiche Verteilung von Reichtum in gebauten Strukturen manifestiert – auch wenn sie ursprünglich beabsichtigten, Ungerechtigkeiten entgegenzuarbeiten.
Für Konflikte und Widersprüche sorgt bereits das dreifache Mandat in der Architektur: jenes der Auftraggebenden, der NutzerInnen und der Autonomie der Disziplin. Je nach Kontext können zentrale Aufgaben der Architektur – etwa die Auseinandersetzung mit formalen Kriterien, eine ästhetisierende Bildproduktion und natürlich die Raumqualität selbst – die Voraussetzungen der Bauaufgaben "beschönigen" oder bestätigen: seien es korrupte Bauwirtschaften, neoliberale Finanzierungsmodelle (wie etwa Private Public Partnerships für öffentliche Schulen) oder rassistische Ausschlüsse (siehe das Beispiel des Schubhaftzentrums Vordernberg).
Was bedeutet es, "Nein" zu sagen in der Architektur – gerade im Zusammenhang mit den prekären Arbeitsverhältnissen kleinerer Architekturbüros? Oft werden innerhalb der eigenen Profession Zwänge der Politik aber auch der Produktionsverhältnisse und des Wettbewerbs zur unhinterfragten Selbstverständlichkeit – wo bleibt hier Raum für Intervention? Wie sehen mögliche Alternativen im Rahmen der Planung aus, um ungerechter Raumproduktion entgegenzuhalten, und noch weiter gedacht: Wie könnte Architektur Agentin für eine gerechtere Raumproduktion werden?
Konzept: Gabu Heindl, Architektin, Vorstandsvorsitzende Österreichische Gesellschaft für Architektur
Mit Arno Brandlhuber (Architekt), Gabu Heindl (Architektin, Urbanistin), Otto Kapfinger (Architekturpublizist), Monika Mokre (Politikwissenschaftlerin), Johannes Puchleitner (Kunststudent, Mitglied von INURA – International Network for Urban Reserch and Action), Moderation: Ute Woltron (Journalistin, Autorin).