Zoff um den „roten Platz“ in Connewitz

Streetball-Anlage Connewitz

Vor einer Woche wurde „feierlich“ ein neuer Basketballplatz am Connewitzer Kreuz eröffnet. Er soll einen Bolzplatz (besser bekannt als „roter Platz“) ersetzen, den es bis 2008 in der Biedermannstraße gab, wo heute eine Kita steht. Doch der neue Platz bleibt ein Politikum. Denn erst wurde der Bau sechs Jahre lang verzögert (mehr zur Vorgeschichte) und jetzt darf nur unter unsinnigen Auflagen gespielt werden.

Zunächst hatte eine AnwohnerIn gegen den geplanten Neubau wegen befürchteter Lärmbelästigung vor dem Verwaltungsgericht geklagt. In der Zwischenzeit wurden die Vorstellungen von Jugendlichen kassiert, die in die Planungen einbezogen waren: Sie wünschten sich einen echten Bolzplatz mit Fußballtoren, Tischtennisplatte und Kletterwand. Davon blieb nichts übrig, obwohl die Klage abgewiesen wurde und es an Fläche nicht mangelt.

 

Streetball mit Wachschutz


Stattdessen wurde ein einziger Basketballkorb aufgestellt – eingeschlossen von einer vier Meter hohen Betonmauer („Lärmschutzwand“) und einem abschließbaren, „geräuscharmen Ballfangzaun“. Kostenpunkt für den Käfig: 69.000 Euro. Benutzt werden darf die Anlage nur zwischen 10 und 21 Uhr und die Stadt hat einen Wachdienst engagiert, der täglich auf- und zuschließen soll.

 

Der Platz bleibt somit die längste Zeit geschlossen. Ein Beitrag zum Lärmschutz ist das nicht, denn die nebenan liegenden Glascontainer dürfen länger befüllt werden, als das Spielen erlaubt ist. Zur Begründung verwies Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (aus irgendeinem Grund gehört er der Partei DIE LINKE an) auf die außergewöhnlichen Umstände: Es sei zum ersten Mal vorgekommen, dass schon gegen die Idee einer solchen Anlage der Klageweg beschritten wurde. Dass die Klage abgewiesen wurde, erwähnte er nicht (hier nachzuhören).

 

Das Ergebnis ist eine neue Sonderregelung für Connewitz, die einigermaßen verwirrend ist. Denn die Polizeiverordnung der Stadt Leipzig besagt, dass Sport außerhalb von Sportanlagen in der Zeit von 7 bis 22 Uhr getrieben werden darf (§5). Nach dem abendlichen Abschließen des Basketballplatzes kann also eine Stunde weiter gespielt werden. Zwar außerhalb des Platzes, aber beispielsweise vor dem Fenster der angeblich lärmgeplagten KlägerIn. Auch Fußballpartien am Connewitzer Kreuz sind dadurch möglich. Die älteren ConnewitzerInnen werden sich an diesen traditionellen Kiezspaß noch erinnern.

 

Großes Interesse am Eröffnungstag


Ein weiterer Clou an der neuesten Sonderregelung für den Stadtteil ist, dass sie nicht funktioniert. Am Eröffnungstag und dem erstmaligen „Aufschluss“ zeigte sich sogleich, dass das Interesse am Platz wohl den Zeitrahmen sprengt: Um die 80 Menschen fanden sich kurz vor Spielschluss zu Musik und kühlen Getränken ein. Der Schließer konnte nicht abschließen. Die Polizei kam kurz vorbei, tat ihre Pflicht, notierte also eine „Störung“, und fuhr wieder davon.

 

Seit diesem Abend fehlt dem Basketballplatz die zum Abschließen dringend benötigte Metalltür, wie die Leipziger Volkszeitung gestern mit medienüblicher Verspätung berichtete:

  • „Ein von der Stadt beauftragtes Security-Unternehmen soll die Einhaltung kontrollieren und den ‚Soccer-Käfig’ auch abschließen. Nur: Die Zugangstür wurde kurz nach der Eröffnung vorigen Freitag gestohlen. Die Stadt hat, wie Umwelt- und Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) gestern auf Anfrage sagte, Anzeige erstattet. Und eine neue Tür bestellt. ‚Der Auftrag ist ausgelöst.’“

Die Einhaltung der Öffnungszeiten, so Rosenthal weiter, sei nämlich eine Auflage der Baugenehmigung:

  • „Würden die Auflagen nicht eingehalten, schreite die Bauaufsicht ein. ‚Das kann bis zur Schließung führen. Und das will keiner’, meint der Bürgermeister. Er sei ‚ganz optimistisch’, dass der zweite Anlauf klappt.“

 

Wird auch die Mauer gestohlen?


Angesichts der Gestaltung des Platzes, die mit den Wünschen von NutzerInnen und AnwohnerInnen nicht viel zu tun hat, der jahrelangen Verschleppung des Baus und der sowieso fehlenden Möglichkeit einer „Schließung“ klingt die Drohung einigermaßen albern.

 

Auch nicht alberner wäre es da, den Ball zurückzuspielen: Lässt die Stadt mit Hilfe des Vereins „Südpol“ erneut Graffitis von der Mauer entfernen – was direkt vor der Eröffnung passierte –, muss die Mauer eben ganz fallen und den QuerulantInnen, die um ihre Ruhe nach 21 Uhr fürchten, zum Umzug in ein totes Viertel ihrer Wahl verholfen werden.

 

So weit muss es natürlich nicht kommen, solange sich Türen aus den Angeln heben lassen.