In der Burschenschaft Normannia, die seit Jahrzehnten zum rechten Rand des ohnehin völkisch ausgerichteten Dachverbands der Deutschen Burschenschaft (DB) zählt, tummeln sich extrem rechte Positionen vom offenen Neofaschismus bis zum rechten Rand der CDU. Die Normannia ist seit Jahrzehnten für ihre antisemitischen, rassistischen und geschichtsrevisionistischen Ausfälle bekannt. So verteilten ihre Mitglieder mehrfach antisemitische Flugblätter, veranstalteten Vorträge mit verurteilten Rechtsterroristen wie dem „Südtirolbomber“ Erhart Hartung und organisierten klandestine Tagungen mit vorbestraften Volksverhetzern. Eine Distanzierung von ihren zahlreichen faschistischen und neonazistischen Ausfällen wird man in der Geschichte der Normannia vergebens suchen.
Dennoch halten auch vermeintlich 'liberalere' Normannen dem faschistischen Männerbund die Treue, auch wenn sie damit den Rauswurf aus ihrer Partei in Kauf nehmen.
Nachdem die Naziskandale in der DB nicht abrissen und in der Öffentlichkeit zunehmend für Negativschlagzeilen sorgten, hatte sich die SPD im Juni dieses Jahres endlich dazu durchgerungen, einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der DB zu verabschieden. Der Lasalle-Kreis (eine Lobbygruppe Korporierter in der SPD) zeigte sich wenig beeindruckt: „"Auf die praktische Umsetzung bin ich gespannt", erklärte sein Sprecher Florian Boenigk. Schließlich lägen zentral keine Informationen darüber vor, welcher Genosse auch Mitglied in einer Burschenschaft ist.
Wir helfen der SPD in die Strümpfe
Der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Alfter im Rhein-Sieg-Kreis, Helmut Teßmer, ist Mitglied der Heidelberger Rechtsaußenburschenschaft Normannia. Bereits 2006 hatte die SPD die Unvereinbarkeit von Parteimitgliedschaft und der Mitgliedschaft in der deutschnational-völkischen Pressure-Group der 'Burschenschaftlichen Gemeinschaft' (BG) beschlossen. Diesem Zusammenschluss gehörte die Normannia Heidelberg und damit Helmut Teßmer bis zum vergangenen Jahr an. Sein Bundesbruder David Milleker, Chefökonom der Union Investement und als Mitglied der BG öffentlich bekannt, zog damals die Konsequenz und trat aus der SPD aus. Sein Bundesbruder Teßmer zog lieber den Kopf ein in der Hoffnung, seine Mitgliedschaft in dem ultrarechten Männerclub würde nicht publik werden. Im Februar 2013 trat die Normannia aus taktischen Gründen aus der BG aus und Teßmer konnte aufatmen. (Die DB war zwischenzeitlich so weit nach rechts gerückt, dass eine völkische Interessenvertretung innerhalb des Verbandes ihren Sinn verloren hatte). Mit dem aktuellen Unvereinbarkeitsbeschluss dürfte Teßmer versuchen, erneut die Strategie des Abtauchens zu wählen. Die SPD kann nun jedenfalls nicht mehr behaupten, sie habe von der Mitgliedschaft ihres Funktionärs Helmut Teßmer nichts gewusst.
Nazi-Stiftungsfest auf dem Heidelberger Schloss?
Unterdessen wurde der Normanne und Republikaner-Funktionär Michael Paulwitz, der mit viel Getöse das Amt des Schriftleiters der Burschenschaftlichen Blätter als Nachfolger des multiplen Nazi-Funktionärs Norbert Weidner angetreten hatte, wegen kompletter Unfähigkeit in Schimpf und Schande davongejagt. Bei einigen schlagenden Heidelberger Verbindungen wird diskutiert, wie man am besten den Ausschluss der braunen Waffenbrüder von der Normannia aus dem lokalen Waffenring, der 'Heidelberger Interessengemeinschaft' bewerkstelligen könne, weil man angesichts der unverhohlenen Naziaffinitäten der Normannia um seinen Ruf in der Öffentlichkeit fürchtet. Dementsprechend lassen sich als Nachwuchs für die Normannia nur noch ‚Füxe‘ anwerben, die ohnehin bereits im rechten Spektrum fest verankert sind.
Es wird also spannend, wer außer braunen DB-Buxen überhaupt den Weg zum Normannenhaus am kurzen Buckel 7 findet, wenn die Heidelberger Normannia vom 29. bis zum 31. August dieses Jahres ihr Stiftungsfest feiert. Derweil verfährt man bei der Normannia weiter nach der Devise 'Augen zu und durch'. Für das 125. Stiftungsfest am 29.08.2015 wurde sogar der Königssaal im Heidelberger Schloss reserviert (vielleicht um nach dem Rausschmiss der DB aus der Wartburg doch noch etwas Burgromantik zu zelebrieren). Ob die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wirklich Interesse daran hat, eine überregional beworbene Naziversammlung auf dem Schloss stattfinden zu lassen, bleibt abzuwarten.
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