Aus Anlass der Fußballweltmeisterschaft haben wir dieses Flugblatt der Genossen aus Brasilien bekommen und eine Übersetzung angefertigt. Bündnis gegen imperialistische Aggression – Hamburg
Am 12. Juni begann die Weltmeisterschaft der FIFA in Brasilien. Im Unterschied zu dem großen Fest, als das es angekündigt war, war die Eröffnung des Spektakels gekennzeichnet von der massiven Anwesenheit von hunderttausenden Soldaten von den Streitkräften und der Polizei, welche mit schonungsloser Gewalt die Proteste des Volkes, auf Befehl der „Präsidentin“ Dilma Roussef, in einer Atmosphäre von Empörung und Aufruhr unterdrückten.
Das brasilianische Volk ist in der Welt bekannt für seine Begeisterung für den Fußball. Seit den Kämpfen, die im Juni letzten Jahres angefangen haben ist einer der stärksten Schreie der großen Volksdemonstrationen, die die Straßen des Landes nahmen: Sie werden keine WM haben! Dieser Schrei ging um als ein Schrei des Aufstands, er repräsentiert nicht nur die Empörung des Volkes über die Beschlüsse und Taschenspielertricks, mit denen die FIFA-Mafia für die Durchführung der Fußballweltmeisterschaft vorgeht, sondern viel mehr einen Schrei gegen die ganze Ordnung von Ausbeutung und Unterdrückung in unserem Land.
Brasilien wurde der Welt vorgestellt als ein Modellland von „Entwicklung“, als ein neues Schwellenland und ein besonderes Mitglied der sogenannten BRICS-Länder usw. Inzwischen aber ist die Wirklichkeit des Landes, noch mehr als in allen anderen historischen Epochen, die vollständige halbkoloniale Herrschaft über das Land und die Aufrechterhaltung der Halbfeudalität, der größeres Elend, Landmangel, Arbeitslosigkeit, Rechtlosigkeit, hohe Lebenshaltungskosten und generalisierte Repression folgt.
Die aktuelle ökonomische Politik kann, wie nie zuvor, zusammen gefasst werden in zwei Säulen: 1.) Von der Regierung festgelegte hohe feste Zinsen, mit der Absicht ausländisches Kapital, das an der Spekulation interessiert ist anzuziehen. Gleichzeitig wechselt die Regierung Staatsanleihen gegen US-Dollar, mit der Absicht seine Wechselreserven zu stärken (heutzutage sind es mehr als 300 Milliarden Dollar) und mit dieser auch die Gewinne der Spekulanten; 2.) Totale Förderung der Herstellung von Stapelwaren für den Export und allem was der Imperialismus laut seiner Interessen diktiert, das heißt im Kern: Rohstoffe und Lebensmittel. Und so dirigieren sie ohne Ende finanzielle Mittel für die „Agrargeschäfte“ und den „Bergbau“ (Soja, Eisenerz, Rohrzucker für Alkohol, Öl, Rind-, Schweine- und Hähnchenfleisch usw.). So vertieft sich die Deindustrialisierung und erreicht, zusammen mit einer Invasion von ausländischem Kapital und dem Kapital der Transnationalen, vorher nie gesehene Niveaus der Entnationalisierung der Ökonomie des Landes.
Um diese Politik umzusetzen hat der alte Grundbesitzer- und bürokratische Staat als Antwort auf den wachsenden Widerstand der Massen – außer dass er versucht hat, durch die Horden des Opportunismus, durch seine opportunistischen Kommunikationskanäle in der Arbeiter-, Studenten- und Bauernbewegung, die Kämpfe des Volkes zu demobilisieren – einen wahren Krieg gegen das Volk entwickelt.
In den Favelas benutzen sie eine wahre Welle des reaktionären Terrors. In den letzten 10 Jahren, in Rio de Janeiro allein hat die Polizei mehr als 10.000 Menschen ermordet. Sie ist die Polizei, die am meisten tötet auf der Welt. Sie hat die ärmsten Bezirke der Städte durch die bekannten Einheiten der Befriedungspolizei (auf Portugiesisch abgekürzt UPP) besetzt, als Teil der Aufstandsbekämpfungspolitik, die vom Yankee-Imperialismus festgelegt ist. Unter dem Deckmantel des „Kriegs gegen die Drogen“ haben sie die Militarisierung und Kontrolle ganzer Armenviertel, sogar mit der Nutzung der Streitkräfte, als Ziel.
Die Fälle von Folter und Hinrichtungen von Arbeitern durch die Hand der UPP, wie der des Tagelöhners Amarildo und der des Jugendlichen Douglas Silva (bekannt als DG), wurden im ganzen Land bekannt. Tag für Tag erheben sich die Massen in den Favelas im ganzen Land gegen diese reaktionäre Politik. In großen Wellen der Wut setzen sie Busse in Brand und kämpfen gegen die Polizei und erheben die Fahne mit der Aufschrift „Nieder mit der UPP“.
Die großen Bauprojekte der Regierung, im Dienste der Großbourgeoisie und des Imperialismus, schafften eine große Konzentration von zehntausenden Arbeitern in Fabriken, wie die von Jirau, San Antonio, Belo Monte, SUAPE. Zusammengedrückt unter Bedingungen brutaler Ausbeutung sind die Tode der Arbeiter auf den Baustellen und jeder Typ von Übergriff ständig präsent. Gegen diese Situation erheben sich die Arbeiter in kämpferischen Streiks, sie setzen die Baustellen, die Baracken und die Maschinen in Brand. Diese Aufstände werden von der PT-Regierung als Terrorismus bezeichnet und sie schickt die Fuerza Nacional (Sonderkommandos der Polizei, die die PT-Regierung aufgestellt hat), um diesen Aufruhr zu zerschlagen und die Durchführung der Arbeiten zu Ende zu bringen. Auf diesen Baustellen arbeiten die Arbeiter buchstäblich im Fadenkreuz der Polizisten. Inmitten dieser Kämpfe stellt sich die Arbeiterbewegung wieder her und befreit sich von der alten bürokratischen, opportunistischen und wahlversessenen Führung und organisiert sich in klassenbewussten und unabhängigen Komitees und erhebt sich in kämpferischen Streiks und Demonstrationen. Der Kampf der armen Bauern für den Boden entwickelt sich im Sinne der Agrarrevolution und das führt zum Versagen der Offensive des alten Staates mit seiner sogenannten „Bodenreform“ und seiner systematischen Kampagne von Repression und selektiver Ermordung der Führer der Bauernbewegung. Die in Gang gesetzte Agrarrevolution schafft neue Kapitel und Grundlagen durch die sich der Kampf der Massen in Stadt und Land schrittweise vereint und so entsteht sich ein Bündnis zwischen den Arbeitern, den Bauern, der kleinen und mittleren Bourgeoisie gegen die Grundbesitzer, die Großbourgeoisie und den Imperialismus, vor allem den Yankee-Imperialismus.
Zusammen mit den armen Bauern haben die indigenen Völker, so wie Tupinambás im südlichen Teil von Bahia, die Terenas im Süden von Mato Grosso, die Xacriabás im nördlichen Teil von Minas Gerais, die Guaraní Kaiowas in Mato Grosso und andere, sich von den NGO und staatlichen Organisationen befreit und sie haben gekämpft und sich gegen die brutale Repression erhoben und so haben sie einen wahren bewaffneten Kampf gegen die Großgrundbesitzer und Polizeikräfte entwickelt. Die Durchführung von „Mega-Events“ in Brasilien (die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016) haben einen doppelten Zweck: 1.) Das Bild des Landes als „ein Entwicklungsmodell für die dritte Welt“ zu verbreiten, mit der Durchführung einer großen „Werbung“ für die opportunistische PT-Regierung, mit dem Zweck die Massen mit deren alter Maxime „Brot und Spiele“ zu betäuben, damit ihr Wahlsieg in den nächsten Wahlen garantiert wird. Das ist natürlich verbunden mit ihrer intensiven Verteilung von Geld und korrupten Verträgen, was notwendig ist, um ihr zukünftiges Wahlbündnis aufzubauen. 2.) Zur Erschaffung fabulöser
Gewinne für die Transnationalen des Imperialismus und die lokalen Monopole mit großen Bauprojekten und exklusiven Verträgen, die für diese Events unterzeichnet wurden.
Um diese Ziele durchzusetzen betreiben der alte brasilianische Staat und seine Verwalter die größte Verteilung von öffentlichen Geldern mit den Steuerbefreiungen, die Beschneidung der Ausgaben für Gesundheit und Ausbildung, mit überteuerten Bauprojekten, der generalisierten Korruption, den verfassungswidrigen Abkommen zur Erlaubnis von Bauprojekten zur Anpassung an die Forderungen der FIFA und der ausländischen Monopole. So vervielfältigen sich die Verdrängung von hunderttausenden von Familien in Stadt und Land, die Massaker in den Favelas mit der kompletten Militarisierung durch die UPP.
Ausnahmegesetze wie das „FIFA-Gesetz“, setzen die Monopole und Verkauf von Produkten der Veranstalter oder Sponsoren der Weltmeisterschaft um die Fußballstadien herum durch, sowie das sogenannte Budweiser-Gesetz, das nur den Verkauf von diesem Bier innerhalb eines Radius von 2 Kilometern um die Stadien erlaubt. Die politischen Kundgebungen sind innerhalb dieses Radius verboten und die ausländischen Sicherheitskräfte und Agenten können brasilianische Bürger verhaften, wenn sie innerhalb dieser Anlagen Proteste machen. Um dieses „Unterwerfungsabkommen“ zu garantieren sind zehntausende Soldaten von den Streitkräften, der Polizei und privaten Sicherheitsfirmen – einheimische sowie ausländische – mobilisiert worden, mit Kosten von dutzenden von Millionen von Reales, alles um den Terror durchzusetzen und den Protesten mit Massenverhaftungen vorweg zu greifen.
Das heißt, die Durchführung von diesen Mega-Events dient nur dazu die Halbkolonialität und die schon furchtbaren Lebensbedingungen der Massen zu vertiefen.
Gegen den wachsenden Volkswiderstand und für die Sicherstellung der Interessen des Imperialismus und der Großbourgeoisie betreibt der alte Grundbesitzer- und bürokratische Staat einen wahren Krieg gegen das Volk und er benutzt den ganzen Repressionsapparat der nötig ist, um die Millionenverträge die unterschrieben wurden sicher zu stellen. Seit dem Anfang der Proteste im Juni 2013 wurden dutzende Personen ermordet, tausende verhaftet und das Verfahren geht weiter.
Trotz allem hat das Projekt mit dem die Regierung und die PT prahlen schon versagt. Auch jetzt wenn das Event im Gange ist, ist es nicht die „Weltmeisterschaft der Weltmeisterschaften“, sowie die Regierung erklärt hat. Die kämpfende Jugend kämpft ohne Angst gegen den repressiven Apparat des alten Staates und führt die Proteste weiter und versammelt tausende von Menschen, enthüllt so für das Land und die Welt die wahre Wirklichkeit in der unser Volk lebt.
Diese Straßenproteste repräsentieren die Gefühle von Millionen von Brasilianern und den Fortschritt der spezifischen Forderungen, die übersetzt werden in politische Parolen für die Revolution. In unterschiedlichen Teilen des Landes entwickeln sich revolutionäre Volksorganisationen und die Bildung der Unabhängigen Volksfront (auf Portugiesisch abgekürzt FIP), in welcher ein großer Teil der Kämpfe der Jugend sich sammelt, schreitet vorwärts.
In den Kämpfen 2014 wurden, außer der Parole „Sie werden kein WM haben“, Plakate und Fahnen der klassenbewussten und kämpfenden Bewegung erhoben, Parolen gegen die bürgerlichen Wahlen wurden gerufen, sie rufen auf: Nicht Wählen! Nieder mit der Wahlfarce! Und zur Notwendigkeit die demokratische und antiimperialistische Agrarrevolution zu verteidigen, was große Auswirkungen auf die überwältigende Mehrheit des Volkes hatte.
Die unwiderlegbare Wahrheit ist, dass sich eine neue Phase des Klassenkampfes eröffnet, in dieser Situation kann irgendeine Kraft das ganze Land in Brand setzen und hunderttausende auf die Straßen bringen. Das brasilianische Volk erhebt sich als ein großer Sturm für eine große historische Rechnungsbegleichung, die diese gesamte alte Ordnung von Grund auf zerstören wird. Es ist in diesem Feuer, in dem das brasilianische Volk die notwendigen Werkzeuge für die Vorantreibung der Neudemokratischen Revolution schmiedet, die die Halbfeudalität, den bürokratischen Kapitalismus und die imperialistische Herrschaft aus unserem Land wegfegen wird.
Der Kampf des brasilianischen Volkes ist ein gerechtfertigter Kampf gegen die imperialistische Herrschaft, die Großbourgeoisie und Grundbesitzer. Das ist ein Teil des Kampfes der Völker gegen den Imperialismus und ein Teil der Hauptfront der proletarischen Weltrevolution der dritten Welt. Die Massen in unserem Land sprengen die Zwangsjacke des Opportunismus und des Reformismus der Revisionisten und öffnen die Bresche für den revolutionären Weg und entwickeln ihre Kampfmethoden durch die revolutionäre Gewalt, die Massen zielen mit ihren Kämpfen jedes mal mehr auf die Notwendigkeit diese gesamte alte Ordnung zu zerstören und für die Errichtung einer neuen Ordnung, der Neuen Demokratie.
FIFA GO HOME!
Nieder mit dem alten faschistischen Staat!
Es lebe die demokratische, antiimperialistische und Agrarrevolution!
Nicht wählen! Nieder mit der Wahlfarce!
Juni 2014
Revolutionäre Front zur Verteidigung der Rechte des Volkes (FRDDP) – Brasilien
Bündnis gegen imperialistische Aggression - http://buendnisonline.jimdo.com