Sportlich bleiben - Nationalismus wegkicken!

Public Greeting in Freiburg am 18.06.2010

Antinationale Demonstration: Fr, 04.07. 15h | Jena Holzmarkt

Am 4. Juli 1998 verlor die deutsche Männerfußballmannschaft bei der WM in Frankreich gegen Kroatien und schied so frühzeitig aus. Neonazis nahmen die Niederlage zum Anlass, Jagd auf Migrant_innen zu machen. Dies hatte tödliche Folgen für Nuno Lourenço, der wegen eines Montageauftrags für ein halbes Jahr nach Leipzig gekommen war. Er und seine Kollegen wurden mit Eisenketten brutal angegriffen und rassistisch beschimpft. Nuno Lourenço starb am 29. Dezember 1998 an den Folgen des Angriffs.

 

Das Landgericht Leipzig spielte die Tat nicht bloß herunter, indem es den Haupttäter wegen Körperverletzung statt Mord verurteilte. Auch wurde kein Antrittstermin für die 4jährige Haftstrafe festgelegt, was sich erst änderte, nachdem das ARD-Magazin Monitor den Fall skandalisierte. Dass Nuno Lourenço als Opfer rechter Gewalt begriffen wird, konnte erst 10 Jahre später erreicht werden. 

 

Auch im Zuge der diesjährigen WM kam es bereits zu gewalttätigen Übergriffen von Nazis. Rassistische Äußerungen bei Fußballspielen sind keine Ausnahme, sondern gehören für viele leider dazu.

 

Dass rechte Ressentiments gerade zur WM Konjunktur haben, ist kein Zufall. Studien zeigen, dass der vermeintlich harmlose, „unverkrampfte Party-Patriotismus“ in Wahrheit Nationalismus ist. Beim Fahnenschwenken in der Masse geht es nicht nur um Spaß oder die sportlichen Leistungen eines Teams. Es geht um ein nationales Wir-Gefühl. Die schwarz-rot-goldenen Accessoires stehen für die Identifikation mit der eigenen Nation – einer angeblichen Gemeinschaft von Menschen, die zufällig im selben Gebiet geboren sind. Nicht bedacht wird dabei, dass eine solche Gruppe allein durch Abgrenzung nach außen hin definiert wird; ebenso wenig wie die Tatsache, dass hierzulande nicht der Geburtsort darüber entscheidet, ob ein Mensch als "Deutscher" angesehen wird, sondern dessen vermeintliche genetische Abstammung. Deutsch-Sein heißt Weißsein.

 

Nicht zuletzt wird die Unterhaltung der europäischen Welt durch die Männerfußball-WM auf dem Rücken der Armen Brasiliens ausgetragen. Für große Teile der brasilianischen Bevölkerung bedeutet das Spektakel Kriminalisierung, Verdrängung und die Einschränkung von Grund- und Menschenrechten – eine Tatsache, die der unverkrampfte deutsche Party- Patriot gern ausblendet.

 

Ganze Stadtviertel der Unterklassen wurden von der Polizei geräumt oder besetzt, um der WM-Infrastruktur Platz zu machen. Die Kosten der Weltmeisterschaft stehen in schreiendem Widerspruch zu den Millionen von Menschen, die ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser leben müssen. Obwohl die WM zu 80% aus Steuermitteln finanziert wird, sind angeblich keine ausreichenden staatlichen Mittel für den Ausbau des Sozialsystems vorhanden. Nicht von ungefähr entwickelt sich seit mehreren Monaten eine soziale Revolte gegen das Großevent.

 

Deswegen: Schluss mit dem nationalistischen, rassistischen und sexistischen Normalzustand, der sich zur WM besonders ekelhaft zeigt!

 

Kommt alle am Freitag, dem 04.07., nach Jena zur antinationalen Demo. Sie beginnt 15:00 am Holzmarkt!