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Gestern abend startete gegen etwa 22 Uhr am Reuterplatz in Berlin-Neukoelln eine spontan organisierte und unangemeldete Demo. Anlass waren die Ereignisse des Tages rund um die immernoch besetzte Schule in Kreuzberg: ein seit nun 4 Tagen andauernder Belagerungszustand der Polizei, die dreisten Luegen und leeren Versprechungen der Politik, eine brutalst geraeumte Sitzblockade bei der Menschen gefoltert, verpruegelt und eine Person sogar bewusstlos wurde. Aber auch eine beeindruckende Entschlossenheit von den Kaempfenden in der Schule und ein Drang nach Solidaritaet auf der Strasze - hier liegt definitiv eine Menge Spannung und Konflikt in der Luft. Und genau deshalb hatten sich um die 60 Leute entschlossen, ohne Absprachen mit irgendwem - auszer den eigenen Vertrauten - durch Neukoelln zu ziehen.

Zahlreiche der Teilnehmenden waren vermummt, es wurden sehr viele Barrikaden auf dem Weg errichtet, u.a. wurde auch das Quartiersmanagement Reuterkiez entglast, welches als Akteur einer brutalen und rassistischen Verdraengungs- und Verwertungspolitik in Erscheinung tritt. Es sei nur an die Ruetlischule, die Saeuberung des Reuterplatzes von allem was nach Unterschicht aussieht oder die Forcierung einer Konsummeile um die Weserstr. und eines gewaltigen Mietanstiegs erinnert. Was allerdings am erstaunlichsten und beeindruckendsten diesen Abend war, war der teilweise enorme Zuspruch von Passanten. Ich habe noch nie in Berlin erlebt, wie Leute die Fenster oeffnen und begeistert jubeln oder die Parolen mitrufen: "No Border No Nation - Stop Deportation" oder "Die Schule denen, die drin wohnen" schallte es von der Strasze und von den Fenstern. Teilweise kamen Jugendliche aus den Bars gesprungen und rannten der Demo hinterher um mitzulaufen. Manchmal stimmten Leute vor Bars oder in ihren Wohnungen eigene Parolen an ("Wir bleiben alle" oder "Ganz Berlin hasst die Polizei"), welche dann von der Demo aufgenommen wurden. Einige Umstehende halfen spontan mit, Barrikaden zu errichten. Und das sind keine Einzelfaelle waehrend dieser Demo gewesen, sondern das war die ueberwiegende Interaktion zwischen jenen auf der Strasze und in ihren Wohnungen.

Die Polizei brauchte enorm lange - etwa eine halbe Stunde - bevor sie auftauchte. Sei es, weil niemand es fuer wichtig erachtete, sie zu rufen und die Demo erst spaet durch patroullierende Zivilcops entdeckt wurde, oder weil auch 900 Bullen nicht ausreichen, um alles im Griff zu haben. Als sie sich mit Wannen naeherten wurde ihnen mit improvisierten Barrikaden der Weg versperrt, einige Sachen flogen in ihre Richtung und die Leute verstreuten sich schnell in kleineren Gruppen in unterschiedliche Richtungen. Es wurden keine Festnahmen beobachtet, wenn doch, bitte ergaenzen.

Die naechste Stunde fuhren die Bullen hilflos in der Gegend herum und waren scheinbar auch mit einem Autobrand im naheliegenden Alt-Treptow beschaeftigt.  Immer wieder hier und da Blaulicht, scheint so als haette es noch an mehreren Ecken geknallt und die Polizei ziemlich gestresst. Interessant, dass dazu keinerlei Pressemitteilungen seitens der Polizei rauskommen, aber wie die Pressearbeit von dieser Konfliktseite aussieht wurde ja schon die letzten Tage gesehen.

Auch wurde wohl ein Brandanschlag aufs Amtsgericht Friedrichshain-Kreuzberg veruebt sowie ein Parteibuero der Gruenen in Prenzlauerberg mit Schriftzuegen versehen.    

Gruesze an all die Kaempfenden, ob auf dem Dach, auf der Strasze oder beim Strukturen aufbauen! Wir kaempfen zusammen und wir sind mehr als es scheint.

Haltet euch auf dem Laufenden, kommt vorbei und bringt euch ein!

14 Uhr ist Pressekonferenz der Leute in der Schule.

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