Am 21. Mai 2014 haben sich gefangene ArbeiterInnen im Knast JVA Tegel zur "Gefangenen-Gewerkschaft der JVA Tegel" zusammengeschlossen. Der Repressionsapparat liess nicht lange auf sich warten. Schon nach sechs Tagen wurde der beteiligte politische Gefangene Olli mit einer Zellenrazzia konfrontiert und ihm wird mit Verlegung gedroht.
Während die Spitzen der offiziellen Gewerkschaften in Europa zuverlässig dafür sorgen, dass sich die Kette der Sozialpartnerschaft immer enger um den Hals der ArbeiterInnenklasse wickelt, wagen die ArbeiterInnen im Knast "JVA Tegel" ausgerechnet dort eine Offensive, wo die Organisierungsbedingungen am schwierigsten sind.
Aber das ist kein Zufall! Es ist klar, dass die Arbeits und Lebensbedingungen im Knast prekär sind. Die Kapitalisten nutzen natürlich auch diese Unterdrückungsmaschinerie, um unsere Arbeitskraft in Profite umzuwandeln. So produzieren zehntausende KollegInnen hinter Gittern für private Unternehmen und staatliche Stellen. Die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft und bürgerlichen Ordnung, die uns draussen beschäftigen, kommen drinnen im Knast noch viel stärker zum Ausdruck. Weshalb also nicht genau dort die gleichen Mittel und die gleichen Forderungen der ArbeiterInnenklasse stellen?
Wir solidarisieren uns deshalb mit der gewerkschaftlichen Organisierungsoffensive der ArbeiterInnen im JVA Tegel im Kampf für die TagesForderungen nach Mindestlohn und Rentenversicherung. Und wir solidarisieren uns mit dem Genossen Olli, der wegen dieses Versuchs angegriffen wird.
Wir unterstützen diese Initiative aber auch, weil sie mit ihrer Tagesforderung eine Klassensolidarität von unten einfordert. Sie legt damit den Finger auf den wunden Punkt der Gewerkschaftsbewegung. Schon immer haben die Gewerkschaftsspitzen und Reformisten ihre Verwaltungsfunktion im Kapitalismus ausüben können, indem sie Forderungen nur für privilegiertere Teile des Proletariats, statt für die ganze Klasse stellten. Auch heute wird fleissig gespalten, sodass die zahme Forderung eines Mindestlohns von 8.50 Euro eben nicht für alle gilt. Die Gefangenen-Gewerkschaft will diese Spaltung der Klasse aufheben. Sie macht bewusst, dass alle, welche die "Freiheit" haben ihre Arbeitskraft zu verkaufen, den gleichen kapitalistischen Zwängen unterworfen sind. Sie stellt die Klassenfrage praktisch und muss deshalb auch aus einer revolutionären, kommunistischen Perspektive heraus unterstützt werden.
Solidarität mit dem Kampf der gefangenen ArbeiterInnen im Knast JVA Tegel!
Drinnen und draussen: Ein Kampf!
Rote Hilfe Schweiz | Arbeitskreis Arbeitskämpfe des Revolutionären Aufbau Schweiz
30. Mai 2014