München: Aufregung um Versteckspiel des Burschenschafterballs

Erstveröffentlicht: 
24.04.2014

"Kleiner Bruder" des Wiener Akademikerballs

München - Am Samstag laden deutsche Burschenschaften in München zum Tanz. Der Burschenschafterball – er ist der einzige bedeutende Burschenschafterball in Deutschland – gilt in der  Szene als "kleiner Bruder" des Akademikerballs in Wien. Auf ihm kommen gemäßigte wie auch weit rechts stehende Verbindungen feiernd zusammen.

 

Auch die Burschenschaft Danubia, die manchen anderen Verbindungen im Alltag zu rechts ist. Denn über Mitglieder der Danubia wurde im deutschen Verfassungsschutzbericht für 2013 festgehalten, dass sie "revisionistisch" seien, mit einem "übersteigertem Nationalismus im völkischen Sinne". Die Burschenschaft selbst wird im Bericht als rechtsextremistische Organisation angeführt.

 

Geheimer Veranstaltungsort

 

Anders als in Wien hielt man den Veranstaltungsort des Balles geheim, um Protesten wie in Österreich gar nicht erst ausgesetzt werden zu können. Doch wie die antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle (Aida) auf ihrer Homepage berichtet, hielten offenbar nicht alle Burschenschaften dicht: Das Künstlerhaus am Lenbachplatz sei der Veranstaltungsort.

 

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung sei die Leiterin des Künstlerhauses und Präsidentin der Künstlerhaus-Stiftung, Maja Grassinger, entsetzt von dieser Nachricht gewesen, habe man den Vertrag für den Abend doch mit einer Einzelperson abgeschlossen – unwissentlich, dass sich dahinter ein rechter Aufmarsch mit Leuten wie den Danubia-Männern verberge. Auf Nachfrage des STANDARD wollte Grassinger am Donnerstag die Causa nicht mehr kommentieren. Auch nicht, ob sie tatsächlich den Vertrag am Mittwoch gekündigt habe, weil der Ruf ihrer Institution durch den Ball Schaden nehmen könne. Laut Süddeutscher tat sie das. Denn, wenn eine Veranstaltung "Ruf oder Sicherheit des Hauses" gefährde, könne das Künstlerhaus einen Vertrag auflösen. Ein Vorrecht, dass sich vielleicht auch Institutionen in Österreich sichern sollten.

 

In der antifaschistischen Szene geht man jedenfalls davon aus, dass die Burschenschafter tatsächlich aus dem Künstlerhaus geflogen sind. Christian Becker, selbst ausgetretener Burschenschafter, der in Deutschland die Initiative "Burschenschafter gegen Nazis" gründete und jetzt deren Sprecher ist, erzählt dem STANDARD: "Wie die Ballabsage zeigt, droht rechten Burschenschaften in Deutschland im Gegensatz zu Österreich, dass die Öffentlichkeit ihnen die politische Salonfähigkeit zunehmend abspricht."

 

Wo in München nun die Burschenschafter nun genau zum Tanz bitten werden, wird sich spätestens am Samstag zeigen. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 24.4.2014)