Das Antifa-Café im Kafe Marat wird 8 Jahre alt und das muss natürlich gebührend gefeiert werden. Am Freitag, den 11. April bescheren uns aus diesem Anlass Thomas Ebermann und Kristof Schreuf einen analytisch-satirischen Abend mit guter und schlechter Musik, zur Erforschung eines Phänomens, das Schlüsse auf die Verrücktheit des kapitalistischen Ganzen erlaubt.
Firmenhymnen
In den vergangen Jahren haben sich einige Tausend Unternehmen eine
Firmenhymne zugelegt. Sie versprechen sich davon – in Kombination mit
anderen Maßnahmen von Gehirnwäsche und corporate identity – dass die
Motivation der Belegschaft steige und der Krankenstand sinke. Wenn man
schon, um in der Arbeitswelt zu bestehen, immer neue Höchstleistungen
der Entsagung meistern muss, so soll man doch besingen, wie gut man es
gerade in dieser Firma mit ihren fairen Chefs und
menschheitsbeglückenden Produkten angetroffen hat.
Die Fernsehberichte, die infantile Belegschaften beim Singen ihrer Hymne
zeigen, lassen uns in scheinbar glückliche Gesichter blicken. Aber – so
lautet der letzte Hoffnungsstrohhalm der Gesellschafts-kritiker_innen –
vielleicht sind sie ja gar nicht freiwillig angetreten. Vielleicht
fürchten sie ja bloß die Repression, die allen Verweigerern des
gutgelaunten Mitmachens droht.
Vielleicht aber – das wäre die schrecklichere Variante – ist der
Fremdzwang, die Erniedrigung zum Humankapital, schon in das Fühlen und
Wollen der Lohnarbeiter_innen eingedrungen. Oder man kann die ganze
Scheiße – die Arbeitswelt und die ihr so ähnliche Gestaltung der
‘Freizeit’ – nur ertragen, indem man sich beides als erfüllt und
spannend zurecht lügt.
Thomas Ebermann (Autor des Theaterstücks “Der Firmenhymnenhandel”) reflektiert diese Zusammenhänge; Kristof Schreuff fällt ihm musikalisch ins Wort, bebildert und widerspricht.
Auf der Leinwand zelebrieren hochkarätige Musikerinnen und Musiker
absoluten Schund. Firmenhymnen wortgetreu, aber teilweise mit
verführerisch guter Musik unterlegt:
Bernadette La Hengst, Lisa Politt, Thomas Pigor, Dirk von Lowtzow
(Tocotronic), Gustav Peter Wöhler, Schorsch Kamerun (Die Goldenen
Zitronen), Rocko Schamoni, Harry Rowohlt, Horst Tomayer, Jens Rachut und
viele mehr…
Im Anschluss treffen New Wave Platten auf Post Disco Tunes, ein klirrendes Metal und Plastik Vergnügen stilvoll aufgelegt von „Der schreiende Gärtnerin“.