[B] Einige Gedanken zu AntiRep14

Polizeigewalt

Was gestern in Moabit, Kreuzberg und Friedrichshain los war, spottet jeder Beschreibung. Es sollte ein kämpferischer Tag gegen die Repression sein, gegen die gesellschaftlichen Machtverhältnisse und gegen politische Justiz. Es wurde ein grauer Frühlingstag, der mit einer Menge Festnahmen und einem verwirrten Publikum endete.

 

Dabei sollte die Veranstaltung nach den Vorstellungen der Veranstalter wohl ein zweites Hamburg werden. Im Klein-Klein wurde - fast auschließlich über das Internet - die Eskalationsstrategie der Unruhestiftung beschrieben. Kein schlechter Gedanke, der bürgerlichen Gesellschaft das bisschen Unkontrollierbarkeit vorzuführen, dass sie uns noch lässt, ist ja ehrenwert. Doch schon vorher war klar, dass die aufgeführten Regeln zur Demovorbereitung und die beschworene Eskalation keinen mobilisierenden Effekt hat - im Gegenteil: viele Berliner_innen fühlten sich durch die ausschließlich militante Szenarienfindung ausgeschlossen. Weil sie sich keine Festnahme leisten können, aus den unterschiedlichen Gründen. Weil sie auf andere Arten der Repression als nur Bullengewalt aufmerksam machen wollten. Oder weil sie sich den Szenecodes und dem Duktus der Mobilisierung nicht unterordnen wollten.

 

Hinzu kam, dass die Verknüpfung zur Betroffenheit aller sozialen Kämpfe durch Repression eine Fußnote im Aufruf blieb. Schon in der theoretischen Ausführung nahm sie den Platz des schmückenden Beiwerks zur Eskalationsphantasie ein, in der Praxis gab es keinen Versuch oder die strikte Ablehnung der bündnisartigen Zusammenarbeit. Die Unterschiede zu HH2112 werden durch den Text "Von der Turmstraße bis zum Moritzplatz" präzise herausgearbeitet. Hier wurde nichtmal eine Szenedemo organisiert, hier wurde eine reine Spartendemo eines großmäuligen 80er-Jahre-Westberlins feiernden Umfeldes auf die Beine gestellt. Entsprechend nahm dann auch die Medienlandschaft die Veranstaltung war: als ein Kampf gegen den Endboss in Stage 10 der Berlin Smash Brothers Inc. - aber nicht als legitimes Anliegen, gesellschaftliche Repression zu thematisieren und theoretisch wie praktisch anzugehen.

 

Umso erschreckender ist dann, wie grottenschlecht die Demonstrationsvorbereitung ob der angekündigten detailgenauen Anweisungen, wie Mensch sich zu verhalten habe, war. Abgesehen davon, dass es um 16 Uhr keine Kundgebung gab, und um 17 Uhr nicht pünktlich losgegangen wurde, gab es keine organisatorische und nur schwache verbale Reaktion auf die schon im Vorfeld stattfindenden brutalen Festnahmen einer mit Koks zugedröhnten Berliner Polizei, die ihren Kollegen aus dem Norden mal zeigen wollte, dass man anders als in Hamburg nicht nur Steine fressen möchte, sondern die Endboss-Mobilisierung wörtlich nimmt und beim kleinsten Anlass austickt. Wir hätten uns hier eine nachdenkliche und vorbereitete Demonstrationsorganisation gewünscht, stattdessen haben wir einen Haufen Spinner bekommen, die die simpelsten Regeln der Demonstrationsvorbereitungen missachtet haben und sich der Zusammenarbeit selbst mit den elementarsten Berliner Organisationen verweigerten.

 

Wir halten es zudem für unglaublich fährlässig, einen Frontblock ohne nennenswerte Organisation loslaufen zu lassen. Während sich in Berlin inzwischen wieder der aufmerksame Trend, in Reihen zu laufen, etabliert hat (und damit noch schlimmeres immer wieder abwenden konnte), hat man anscheinend total vergessen, dass Transpis einen elementaren Schutz vor Zugriffen bieten - anders können wir es uns nicht erklären, warum gefühlte drei Transpis den Block umgaben und nach 3 Reihen Schluss damit war und den Rest der Menschen ungeschützt laufen ließ. Das hatte unserer Beobachtung zur Folge, dass die Bullen sich weit vorne tief in die Demo von rechts  postieren konnten und zT zwischen den äußersten drei Menschen zwischen den Reihen liefen.

 

Während die Bullen ca. 20min offen darüber lamentierten, dass sie einen Zugriff vorbereiten und auf welcher Höhe sie den Aufzug stoppen wollen, hat die Weitergabe diese Information beim Lauti absolut keine Wirkung gehabt - und so halten rechnen wir es der organisierenden Gruppe zu, dass diese hohe Zahl der Festnahmen für die Bullen ohne Weiteres möglich war. Es wäre strategisch deutlich sinnvoller gewesen, die Demonstration auf der Rathenower Str. / Seydlitzsstr. aufzulösen und den entstehenden Freiraum durch die Grünflächen zu nutzen. Umso erschreckender fanden wir dann, dass wir unsere Freund_innen auch noch alleine von der GeSa abholen durften, zu diesem Thema und an diesem Tag kein Prisoners Support zu organisieren halten wir für absolute Scheiße.

 

Über die 22 Uhr Aktion in Kreuzberg gibt es dann nicht mehr viel zu erzählen. Enttäuscht von der schlechten Organisation der 17-Uhr-Demo und der Auswahl des Ortes in Kreuzberg und in direkter Nähe zum Oranienplatz (fanden da überhaupt mal mit den Menschen Absprachen vorher statt?) erhofften wir uns kaum noch Potential. Anstatt die Diskussionsergebnisse der letzten Monate durch die Wahl des Ortes in einem anderen Teil der Stadt - und sei es Neukölln (die Unkontrolliertheit hat man dort zuletzt am 26.02.2014 gesehen) - zu würdigen, entschied man sich wieder für Kreuzberg. Hunderte Leute, die aufgrund der Mobilisierung (anders als bei spontanen, anonymen Indyaufrufen) darauf vertrauten, dass hier eine organisierte, entschlossene Gruppe das vereinbarte Zeichen geben würde und ein Plan hatte mit der hohen Bullenpräsenz umzugehen, wurden so ein leichter Fang für die gut aufgestellten und hochpuschten Robocops der Berliner Polizei, weil die organisierende Gruppe anscheinend sich lieber ein kühles Bier genehmigte.

 

Wir hoffen, dass sich die organisierende Gruppe hier reflektiert damit auseinandersetzt, welche persönliche Schuld sie mit ihrer miserablen Aktion auf sich geladen hat - das mögen harte Worte sein, aber wir halten dieses Verhalten für nicht vertretbar, vor allem, wenn man vorher den Eindruck erweckt, man hat die strategische Weisheit mit Löffeln gefressen. Im Nachgang bemerken wir außerdem, dass sich eine große Menge unverpixelter Fotos in den sozialen Netzwerken verbreitet (aus reiner Unbedarfheit oder - schlimmer - aus technischer Unkenntnis heraus) - ein Unding, mit dem ein Umgang gefunden werden muss. In Zeiten, wo sich inzwischen Jungautonome mit ihren Accounts gegenseitig auf Facebook-Bildern markieren, während sie dort vollvermummt zu sehen sind, scheint jedoch eh schon alles verloren. Und währenddessen twittert die Polizei, dass man seine Vermummung abnehmen solle. Wir verstehen die Welt nicht mehr.

 

So kommt am Ende alles zusammen: schlechter theoretischer Input führt dazu, dass Menschen heute nicht mehr verstehen, dass ihr Verhalten selbst der konkreten Repression in die Hände spielt - und die miserable Organisation leistet ihr Übriges. Den Endboss freut es, und mit ihm den konservativen Teil der Öffentlichkeit.

 

Den festgenommenen und verletzten Genoss_innen wünschen wir alles erdenklich Gute. Unsere Solidarität heute in Wort und bald in Tat.

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War defintiv vorerst das letzte mal, das ich nach Berlin zu einer Demo abseits der Großevents fahre.

 

Zu den "anonymen Aufrufen" ... sogar die waren besser! z.B. "Das Experiment" wo sich 200 Teilnehmer am Kurfürstendamm versammelten, bei -15 Grad. In solchen Aufrufen werden wenigstens keine großen Töne gespuckt und klar benannt, das sich jeder selber mit in die Demo einbringen muss, da niemand die Führung übernimmt.

 

Besonders tun mir die Festgenommenen und Verletzten leid, welche nun Anzeigen am Hals stecken haben, sich mit kaputten Brillen rumplagen müssen oder gar Ihre Bahn zurück nach Dresden/Magdeburg verpasst haben etc.

 

Also in Zukunft besser bei 1-2 anonymen Aufrufen bleiben. Die Erfahrenen Menschen nehmen so oder so kaum noch an solchen Demos teil ...

In der Nacht vom 22.3. auf den 23.3. haben wir in Berlin die nigerianische Botschaft mit Farbbomben angegriffen, um auf die andauernde Kollaboration mit dem deutschen Abschiebestaat aufmerksam zu machen.
Der Widerstand gegen die Kollaboration der nigerianischen Botschaft mit dem deutschen Abschiebestaat dauert an.
Wie Freund_innen und Aktivist_innen von The Voice schreiben, ist "diese unsägliche Praxis sogenannter Botschaftsanhörungen durch Botschaftsvertreter des nigerianischen Staates seit mindestens 10 Jahren bekannt. Eine der ersten, digital heute noch nachvollziehbaren Erwähnungen auf der Homepage von The VOICE Refugee Forum Germany findet sich unter dem Datum 5.8.2008 unter dem Titel „Ein anderes Gesicht des Kolonialismus“ und ist von Rex Osa verfasst (http://thevoiceforum.org/node/899). Dieser Text beschreibt bereits ausführlich die unzulässigen Machenschaften und enthält eine Erklärung an den damaligen Botschafter Nigerias. (https://linksunten.indymedia.org/de/node/97099)

Mit unserer Aktion solidarisieren wir uns mit diesem Widerstand, und all den von Repression Betroffenen, die sich diesem Widerstand ebenfalls angeschlossen haben (http://thevoiceforum.org/node/3265).

Wir nutzten für die Aktion den Rahmen des Aktionstages gegen Repression (AntiRep14) aus, um deutlich zu machen, dass auch Abschiebungen ein Teil des Repressionsapparates sind.

Lasst uns den Kampf gegen Repression, Rassismus und Unterdrückung insgesamt intensivieren! Eine Möglichkeit dafür ist die Unterstützung des Protestmarsches der Refugees von Straßburg nach Brüssel im Mai und Juni 2014. Checkt das aus unter https://linksunten.indymedia.org/de/node/107803

 

STOP DEPORTATION! STOP COLLABORATION!

wieso friedrichshain?

die anti-repressions-demo und die richtige kritik daran, die hier in einigen postings geäußert wird, erinnert daran, dass es letztes jahr schon einmal sehr ähnliche kritik an ähnlichen veranstaltungen gab.
vielleicht bringt es ja was, diese verschiedenen berichte und kritiken mal über einen längeren zeitraum wahrzunehmen und zu verbinden.

letztes jahr ging es um die demo gegen den polizeikongress in berlin:

"Es ist eine Szene, die vor lauter rebellischer Aufgeregtheit den vielgeliebten Kapuzenpulli falsch herum angezogen hat. Und was passiert dann? Richtig: die Sicht (auf die gesellschaftliche Realität) ist verhindert, es herrscht (politisch-analytische) Dunkelheit und man kriegt (polizeilich) auf die Fresse. Wie am „16. Februar in Kreuzberg“."

https://linksunten.indymedia.org/en/node/79996

"nichts hat sich geändert." oder?

"nichts hat sich geändert." oder?

 

Stimmt so nicht ganz. Immerhin werden die Teilnehmerzahlen dieser inhaltslosen, selbstdarstellerischen Kindergartenveranstaltungen von mal zu mal kleiner. Darüberhinaus scheint das ein vorallem Berliner Problem zu sein, heißt das es zumindestens außerhalb Berlins voran und nicht zurück geht. Und solang alle ernsten Berliner Zusammenhänge diesem pseudopolitischen Flohzirkus weiterhin alleine lassen in ihrer Selbstzerstörung erledigt sich mit etwas Glück diese Angelegenheit in 1-2Jahren von allein.

Naja, das Scheitern der Orga-Gruppe zuschreiben, oder dem Ort, oder der Anzahl an Demo-Teilnehmer_innen geht wohl etwas am Leben vorbei. Wir begeben uns immer wieder in die selbe Art von Auseinandersetzung. Klar, macht manchmal auch Laune, geht aber auch oft genug nach hinten los. Ganz abgesehen davon was so eine "gescheiterte" Demo für den/die Einzelne/n bedeutet wenn der Abend in der GeSa oder dem Krankenhaus endet.

So langsam sollten Konsequenzen aus M31, Blockupy, HH_2112 und jetzt Berlin gezogen werden. Wofür ist das gut was da passiert. Was erreicht Mensch mit so einer Demo? Aufwand, Verletzungen, Verhaftungen, Folge-Repressionen im Gegensatz zu dem was erhofft wurde. Was wurde sich eigentlich erhofft?

 

Wenn sich eben rausstellt das angemeldete Großdemos abseits von mobilisierungsstarken Terminen eher sinnfrei sind, dann nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern überlegen wie die politische Praxis an einen übermächtigen (zum. in militärischer Hinsicht) Gegner angepasst werden kann. Macht Mensch im Kleinen doch auch, wenn du alleine unterwegs bist, und 5 Nazis kommen auf dich zu, hält auch niemand an seinem Plan fest jetzt weiter zu gehen. Wer es doch macht bekommt im dümmsten Fall was auf die Mütze. 1000 Leute die 2000 Cops gegenüberstehen ziehen aber das Ritual durch. Da muss es was besseres geben.

Es sollte sich einfach wieder mehr auf politische Arbeit konzentriert werden. Seit dem Ende der globalisierungskritischen, friedens- und Antiatombewegungen gibt es schon lange keinen Konsens mehr zwischen den radikalen Gruppen, und noch viel weniger eine Verbindung zur restlichen Gesellschaft. Nötig ist wieder mehr Forschung, Werbung, Nähe! Es ist Zeit, wieder Zeitungen herauszubringen (on- und offline), Plakate zu machen, die nicht nur zur nächsten Latschdemo aufrufen, sondern Inhalte verbreiten; Kleinspontis NUR über Telefonketten zu organisieren und die Militanz mal für ein paar Jahre stecken zu lassen.

 

Das Experiment wird sich wiederholen, und wir sollten alle daran teilnehmen, um etwas wunderschönes zu schaffen. Denn das wir dazu in der Lage sind, davon bin ich überzeugt.

Klar, Basisarbeit statt subkulturelle Aufstandsromantik wäre der Hit. Aber was ist denn für DIE sozialen Bewegungen Basisarbeit? Mit Zeitungen, die vielleicht mal eine Auflage von 1000, 2000, vielleicht sogar 5000 haben, ist doch noch keine Basis organisiert. Wenn das passieren soll, müssen wir raus aus unserem gemachten Nest und Tag für Tag mit den Menschen zusammenarbeiten, die ähnlich wie wir in der Scheiße sind. Gesellschaftlichen Abfuck gibts genug, Jobcenter, schlechte Jobs, Abschiebungen, Räumungen. Wir müssen nur mal aus der Hüfte kommen. Sich in diese Richtung zu bewegen ist aber auch aufreibenend und produziert keine flashigen Poster oder Youtube-Videos. Man findet sich eher in kleinteiliger und anstrengender Basisarbeit im besten Sinne wieder, wo es darum geht, lieber mit 100 Leuten im Jobcenter oder beim Arbeitgeber Stress zu machen, statt mit 10.000 für den RBB eine Krawallnacht am Heinrichplatz zu machen. Und die 100 Leute zu kennen, obwohl sie noch nie den Stressfaktor-Terminkalender angeklickt haben, das bedeutet Basisarbeit und bringt wirklich Punkte. Das muss ja auch nicht ausschließen, dass es ab und zu fetzige Demos geben kann die Spaß machen, aber sich darauf zu beschränken, geht völlig an den fiesen Realitäten vorbei und gleicht selbstbezogener Selbstinszenierung.

Nicht soviel rumheulen und selber was organisieren .

Auch wen es eine art demo orga gibt solte sich jedeR selbst gedanken machen und sich einbringen .

GENAU !!!

Video der Demo mit zahlreichen Festnahmen

https://www.youtube.com/watch?v=x5LUFjINt_Q

der tag war scheiße und ich stimm euch in so einigem zu, aber... wo genau ist der inhalt eures beitrages? der tag war scheiße, die orga war schlecht oder ließ sich nicht umsetzen, das konzept war vielleicht sowieso von anfang an kacke und sowieso hätte einiges anders laufen können. aber das wissen glaub ich alle.

 

ihr schreibt:

Wir hätten uns hier eine nachdenkliche und vorbereitete Demonstrationsorganisation gewünscht, stattdessen haben wir einen Haufen Spinner bekommen, die die simpelsten Regeln der Demonstrationsvorbereitungen missachtet haben und sich der Zusammenarbeit selbst mit den elementarsten Berliner Organisationen verweigerten.

 

was genau das für gruppen sein sollen, frag ich mich. kein event ohne die anführer der bewegung?

Ohne jetzt direkt auf einzelne Passagen obigen Textes einzugehen und mich in Orga-Bashing zu verlieren, kann ich als nicht zuletzt für die Demo nach Berlin gereister Mensch festhalten, daß sich nichts als Frust in mir und den Menschen meiner Bezugsgruppe hat breitgemacht. Wir haben nicht ansatzweise verstanden, wieso die Demo plötzlich abgeblasen wurde und das auch noch - nach meiner Erinnerung - einzig die Bullenlautis bekanntgaben. Zunächst hielten wir das für eine Finte der Bullen, um deren Aggression gänzlich freien Lauf zu lassen. Keine Erklärung, nichts, stattdessen Ratlosigkeit und der Versuch einzelner, quasi auf eigene Faust weiter die Straße, nun "illegal", zu nutzen. So funktioniert aus meiner bescheidenen Sicht kein Widerstand gegen den immer aggressiveren Staat, dem eine ganze Armada von Bullen und Gerät zur Verfügung steht. Hiermit wäre ich bei dem Gedanken, ob Antirepressionsdemos, so wichtig diese auch sein mögen, heute noch zeitgemäß sind, um gerade bei den Bullen einen nennenswerten Frust aufzubauen. Machbar wären aus meiner Sicht in vielen Städten angemeldete Großdemos entweder gleichzeitig oder bundesweit in verschiedenen, möglichst weit auseinanderliegenden Städten. Warum? Ganz einfach, auch wenn es schwerfällt, im zugekoksten Robocop einen Menschen zu sehen, es handelt sich von der Spezies her um solche und Menschen haben Bedürfnisse, zum Beispiel nach Freizeit, nach Familie. An dieser Stelle ist es möglich, die Nervensäge anzusetzen, nämlich genau das Ausleben dieser Bedürfnisse gewissermaßen durch DDoS-Attacken zu verunmöglichen. Dies ist sogar aus Szenesicht mit minimalem Aufwand zu bewerkstelligen, zum Beispiel durch das Streuen von Gerüchten. Die Bullen werden sich auf den Weg machen und finden genau niemanden vor, an dem sie mal wieder brutale Niederschlagung von Widerstand üben können. Das kann so lange getrieben werden, bis die Bullen selbst nicht mehr in nennenswerter Anzahl anreisen und dann gäbe es immer noch Möglichkeiten, etwaige Aktionen spontan und erfolgreich durchzuziehen. Geplant werden kann ja schon im Vorfeld im kleinen Kreis.

Drehen wir den Spieß der Frustration kreativ um!

Den neuen Strategien stehen aber einige Eigenheiten der "Post-Autonomen", Rest-Antifa, radikalen Linken, wie auch immer, entgegen. Ohne größere Vernetzungen lässt sich sowas kaum auf die Beine stellen.

Unser Zirkel-Wesen erlaubt es eigentlich nicht die offene Konfrontation auf der Straße zu suchen. Es gibt sicherlich viele andere Möglichkeiten aktiv zu werden, Widerstand zu leisten, vielleicht sogar mal den ein oder anderen Inhalt zu vermitteln. Aber das hat dann eben nicht den "Spaßfaktor". Und Massenmilitanz braucht eben auch Masse. Wenn die Masse aber nicht nur aus Event-Konsument_innen bestehen soll, dann braucht es eine Bewegung bzw. eine wie auch immer geartete Organisation.

Entweder Kleingruppen und Polit-Zirkel, dann geht aber 80er-Stil nicht. Oder versuchen sich wieder mehr zu vernetzen - mit allen Risiken die sowas mit sich bringt.