[Wien] Polizeiliche Räumung von Wohnquartieren auf der Donauinsel gestört

Zelt auf der Donauinsel in Wien

Gestern, Montag, wurden Gerüchte bekannt, dass auf der Donauinsel im Bereich Donaustadtbrücke Schlaflager von Wohnunglosen geräumt werden sollen. Wie schon im Stadtpark im Herbst 2013, sollten für die Stadt- und Staatsbehörden unerwünschte Menschen weiter verdrängt werden. Auch bereits in den letzten Wochen wurden auf der Donauinsel die Repressionsbehörden aktiv und sondierten die Schlafstellen und zwangen bereits einige Menschen zum Aufgeben derselben.

 

Trotz kurzfristigem Bekanntwerden der Polizeiaktion sammelten sich um 8 Uhr früh eine Gruppe von 25 Menschen an der U-Bahn-Station Donaustadtbrücke, um die bekanntgewordene Räumung zweier Schlafquartiere zu stören und zu dokumentieren.

 

Das erste Quartier, in welchem wie auch im zweiten keine Menschen angetroffen wurden, wurde um 09:45 ausgeräumt. Als die MA45, zuständig für „Wiener Gewässer“, um 10:00 die zweite Schlafstelle unter wohlwollender Beobachtung von Polizei und Caritas ausräumte, wurde diese von den Anwesenden massiv unter Druck gesetzt. In einem LKW sollten die Habseligkeiten und Schlafbehelfe abtransportiert werden. Immer wieder wurde das Auto blockiert und dessen Ladefläche wieder entladen. Währenddessen stellten andere Unterstützer_innen die Verantwortlichen von Polizei und Caritas permanent zur Rede.

 

Auch als von Polizei und Caritas versichert wurde, dass die Räumung abgebrochen wurde, blieben die Störenfried_innen skeptisch und gaben nicht Ruhe bis der LKW wieder großteils entladen war. Die Mitarbeiter_innen und Sozialarbeiter_innen der Caritas versuchten zu vermitteln: Es gäbe für alle Menschen auf der Donauinsel einen Schlafplatz in Institutionen und es wolle sowieso niemand im Freien schlafen. Fadenscheinig und Verlogen. Ebenso wurde von der Polizei behauptet die Schlafplätze seien verwaist – augenscheinlich ebenfalls an den Haaren herbeigezogen. Es gehe um „Hochwasserschutz“ und „Flurschadenbereinigung“ gaben Caritas mit Bezug auf die MA45 an – Wohnungslose werden also als „(Flur)schädlinge“ angesehen, anstatt deren Situation zu berücksichtigen und ernst zu nehmen. Auch der Hinweis, dass es dringend einen „runden Tisch“ mit den Betroffenen benötige, war zynisch und realitätsfern.

 

Diese eine Aktion wurde erfolgreich gestört und konnte nicht im Stillen von Statten gehen. Auch wenn die Habseeligkeiten nicht abtransportiert werden konnten, sind die Schlafquartiere zerstört. Die Menschen auf der Donauinsel werden weiterhin permanent mit Schikanen zu rechnen und zu kämpfen haben. Es heißt also nach wie vor, Augen und Ohren offen halten, Kontakt mit den Betroffenen zu suchen und Unterstützung anzubieten.

Die Verdränung von Menschen aus dem öffentlichen Raum, die ohnehin schon unter prekären Bedingungen leben, spiegelt den immer absurder werdenden Umgang der Stadt Wien mit all jenen Menschen wider, die der kapitalistischen Verwertungslogik nicht Folge leisten wollen/können/dürfen.

 

Zu Schluss ein Zitat des Einsatzleiters der Polizei: „Ihr habt es ja nicht so mit Gesetzen, weiß ich ja.“ Das können wir nur bejahen:

 

Gegen Staat, Nation und Kapitalismus!

Gegen den beschissenen Normalzustand!

 

--antifaschistische Aktion Transdanubien, Abteilung: Autonome Fahrradbrigaden--

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Solidarität mit den Insulanerpunks!

 

Bald wird's wärmer :)

von den Sozialarbeiter_innen wurde übrigens andauernd verlautbart, dass es für sie auch keine angenehme Situation gewesen sei. sie betonten aber auch, dass es genügend notschlafstellen in wien gäbe. auf eine diskussion über die zustände in denen gingen sie allerdings nicht ein. sie kooperierten zu 100% mit der stadt wien und mit der polizei! weiters wurden sie von einem arbeiter der MA45 chauffiert und zogen sich auch bald mal in das auto zurück, als ihnen unangenehme fragen gestellt wurden. Sozialarbeiter_innen kamen aus den einrichtungen JOSI (Joefstädterstraße U-Bahn) und aus der Gruft (wo übrigens auch nur Menschen mit österreischen Pass eine Notschlafstelle finden können), sowie von der CARITAS.

dont't trust them!

 

wie schon öfters praktiziert, wird auch hier ein alternatives lebenskonzept kriminalisiert. wer an der kapitalistischen reproduktion nicht teilnimmt wird, wie auch hier brutal verräumt!

 

obdachlosigkeit ist kein verbrechen

solidarität mit den donauinselbewohnern

Anmerkung: es gibt von der Caritas auch Notschlafstellen, ausschließlich für Menschen mit NICHT - Ösi Pass.

Auch ich wurde von streetworkern am Montag über die bevorstehende Aktion verständigt, habe Rücksprache gehalten, es wurde auch versucht, die obdachlosen Leute vor Ort zu verständigen. Mein Informationsstand:

Die Wasserwerke reinigen Donauinsel einmal im Jahr. Die letzten Jahre unbemerkt wurden Obdachlose dabei immer "verscheucht" und die Sachen weggeworfen. Heuer wurde erstmals Caritas verständigt, es gab am Samstag bereits eine "Begehung". Sie haben sich darauf geeinigt, dass ein Container für einen Monat vor Ort aufgestellt wird und die Leute (über streetwork) ihr Hab und Gut wieder erhalten. Die Aktion wurde abgebrochen, da vor Ort ca. 25 AktivistInnen den Weg versperrt haben, es kam wie oben berichtet zu großem Unmut über die Aktion.

 

Es nächtigen v.a. Pärchen vor Ort, die nicht getrennt werden und in Notquartieren untergebracht werden wollen. Ein psychisch kranker Mann hat inzwischen die Unterkunft in der Gruft 2 angenommen.

Die Polizei wurde von der MA45 verständigt und sollte sich "im Hintergrund" halten.

 

Das eigentliche Problem ist, dass

 

a) angeblich die Kampierverordnung wieder eingesetzt wird und es zu Vertreibungen in einigen Bezirken kommt. Wir wollen aber in keiner Stadt leben, wo soziale Probleme mit Verdrängung und Kriminalisierung gelöst werden. Wir Grünen wollen eine Veränderung der Kampierverordnung, konnten aber den Koalitionspartner noch nicht davon überzeugen. Der öffentliche Raum gehört allen. Und es wird immer Menschen geben, die im öffentlichen Raum nächtigen, weil sie aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in ein Notquartier wollen oder können. So ist es.

b) im Winterpaket werden alle obdachlosen Menschen untergebracht, egal woher sie kommen und zwar in Kooperation mit NGOs, Caritas, Rotes Kreuz, streetwork, Samariterbund. Das ist gut. Die Zahl der „nichtanspruchsberechtigten“ Menschen steigt. Armuts- und Arbeitsmigration leider noch immer ein Tabu-Thema. Ganzjährige Angebote wären ein wichtiger Schritt. Darüber gibt’s Gespräche.

 

c) Das Ziel ist kein Rekord an Nächtigungsquartieren sondern leistbarer Wohnraum. Von „housing first“ (Projekt eigene 4-Wände und Betreuung bei Bedarf ohne „Stufen“ der Obdachlosenhilfe zu durchwandern) bis das Errichten von Arbeiterwohnhäuser bis zum leichteren Zugang zu geförderten Wohnraum. Darüber sollten wir reden.

 

Die Kritik an den SozialarbeiterInnen, die tagtäglich unterwegs sind, um obdachlose Menschen zu erreichen, finde ich heftig und an der Ursache der eigentlichen Probleme, nämlich u.a. die Kampierverordnung, vorbei gezielt.

vor ort war kein solcher container. der von polizei und ma45-mitarbeitern erwähnte "container" meinte vielmehr einen müllcontainer...

 

was die sozialarbeiter_innen betrifft: zusammen mit den repressionsbehörden die zerstörung von schlafstätten zu beaufsichtigen, ist keine parteiische arbeit im sinne der klient_innen sondern hilfe bei deren verdrängung!

ich find das bashing auf die Sozialarbeiter_innen auch ziemlich unnötig. Bin selber Sozialarbeiter in diesem Feld und möchte etwas Senf an alle abgeben, dies interessiert:

Ich war nicht vor Ort, aber ich weiß, dass die Sozialarbeiter_innen bei der Josi und der Gruft eigentlich eine ziemlich leiwande Arbeit machen und echt vielen Menschen sehr parteilich helfen.
Jetzt beschließt halt die MA2412 dass das geräumt wird und die Polizei muss da sowieso dabei sein, das überrascht mal nicht.
Und die Josi und die Gruft haben davon mitbekommen. (vermutlich erstmal die Leitungsebenen über den FSW)
Jetzt besteht die Möglichkeit Mitarbeiter_innen dorthin zu schicken und den Leuten vor Ort ein Angebot zu stellen, oder so zu tun als wisse man nichts und hoffen, dass die Leut eh irgendwie sich zurecht finden.
Mir fallt grad auf ich könnt an ganzen Roman dazu schreiben.
Die Sozialarbeit hat immer das doppelte Mandat zwischen Hilfestellung und sozialer Kontrolle.
Die Gruft Sozialarbeiter_innen waren auch sicher schon vorher dort und haben über die kommende Polizeiaktion informiert. ich mein ihr habts ja auch irgendwie schon einen Tag vorher davon gewusst, ich geh davon aus, dass zumindest ein paar Schläfer_innen dort vorab informiert wurden. Eventuell war auch deshalb dann einfach keiner da?... ich mein kanns ja auch nicht sein, dass die Radbrigade sich hier selbst das Mandat verleiht für aus unbekannten Gründen abwesende in den Kampf zu ziehen. 
Ich bin übrigens auch dafür, dass wir alle leben dürfen wie wir wollen und würd gern meine hübsche Mietwohnung gegen ein Zelt am Heustadlwasser tauschen... aber das nur am Rande.

Und die Mitarbeiter_innen vor Ort werden vermutlich ein vollkommen anderes Szenario vorgefunden haben, als ihnen für diese Aktion angepriesen wurde. Weshalb sie vermutlich auch nicht mit einer Gruppe autonomen gerechnet haben. (Ich weiß nicht, ob die Strategen im FSW die Autonome Fahradbrigade kennen).
und dann dürfen sie sich auch noch dafür rechtfertigen, dass die Notquartiere nicht gut genug sind (was im übrigen absolut stimmt, aber da können die Habschis auch nix dafür)

Ich biete dir einen Perspeltivenwechsel an: Die Sozialarbeiter_innen hätten dort die Repressionsbehörden bei der Räumung der Schlafstätten baufsichtigen können, während sie die von der Räumung Betroffenen über das (leider nur sehr beschränkt existierende) Hilfsangebot in der Stadt informiert und eventuell sogar Begleitungen dorthin angeboten hätten.

Nachdem aber anstatt der Nächtiger_innen eine Gruppe (selbsternannter?) Stellvertreter_innen anwesend war, war ihre Anwesendheit entbehrlich und sie haben sich zurückgezogen. (Womit sie sich dann doch auch irgendwie von der Polizeiarbeit distanziert haben, wenn ich das richtig verstanden habe).

Wie gesagt ich war nicht vor Ort... aber pauschal jetzt mal "don'T trust them" gegen die Sozialarbeiter_innen von Gruft und Josi zu gröhlen... ich weiß nicht... fuck Schubladendenken sag ich da nur...

jetzt bin ich müde ... würd gern noch ein paar sachen sagen, wie z.B. dass viele, die behaupten unabhängig zu sein alkoholabhängig sind und dass Liebe obsiegt, aber dass ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden...
Danke für die Aufmerksamkeit


<3


P.S. wenn alle als "anonym" posten weiß man nicht ob Kommentare von der selben Person kommen oder von verschiedenen, ich schlage anonym1,2,3 vor :)