Aachen hat ein Naziproblem und das darf nicht weiter unter den Tisch gekehrt werden!
Am Montag, 6. Januar 2014 wurde das Autonome Zentrum Aachen von rund 20 Nazis angegriffen. In der folgenden Erklärung wollen wir zu dem skandalösen Vorgehen der Polizei infolge des Angriffs Stellung beziehen.
Der Angriff einer von vielen
Am Abend des 6. Januar 2014 wurde gegen
21 Uhr das Autonome Zentrum in der Vereinsstraße/Hackländerstraße von
etwa 20 bewaffneten und teilweise vermummten Neonazis aufgesucht. Diese
traten gegen die Tür und verschafften sich gewaltsam Zutritt zum
Eingangsbereich. Dort hinein warfen die Holzlatten und Straßenpoller,
die sie zuvor aus dem Boden der Baustelle vor dem neuen Eingang des AZ
gerissen hatten. Anschließend kam es auf der Straße zu weiteren
Angriffen mit Flaschen und Holzlatten.
Bei Eintreffen der ersten
anrückenden Polizeibeamt*innen, aus Richtung Hauptbahnhof, flüchteten
die Angreifer in Richtung Innenstadt und Theaterstraße.
Unter den
Angreifern waren Personen aus dem Umfeld der, inzwischen verbotenen,
Kameradschaft Aachener Land, sowie Mitglieder der Hooligantruppe
Westwall Aachen. Die Kameradschaft Aachener Land (KAL) war bis zu ihrem
Verbot im Sommer 2012 in Aachen und der gesamten Region federführend und
ist verantwortlich für unzählige Angriffe auf Antifaschist*innen in und
um Aachen. So wurden in den vergangenen Jahren u.a. Privatwohnungen,
das Büro der Partei 'Die Linke', das Autonome Zentrum u.a. mit
Molotow-Cocktails, Stahlkugeln, einem Drive-By-Shooting mit einer
Gaspistole, Buttersäure, einer Bombenatrappe, sowie Antifaschist*innen
vielfach auf offener Straße attackiert und bedroht. Auch der jüdische
Friedhof und die Synagoge an der Promenadenstraße wurden mit
antisemitischen und volksverhetzenden Symbolen bemalt.
Der Neonazi
und ehemalige Anhäger der KAL Falko W. wurde u.a. wegen Verstößen gegen
das Sprengstoffgesetz zu einer Haftstrafe verurteilt. Der ehemalige
KAL-Kader Denis U. Wurde erst vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen,
nachdem u.a. nach einer Hetzjagd mit anderen KAL-Mitgliedern auf einen
vermeintlichen Antifaschisten eine Haftstrafe ausgesprochen wurde.
Dies
sind lediglich ein paar Beispiele für die Militanz der KAL. Die Liste
der Nazi-Angriffe in Aachen ließe sich jedoch nahezu unendlich
fortsetzen und würde den Rahmen an dieser Stelle sprengen.
Festzuhalten
ist allerdings, dass Aachen nach wie vor eine Hochburg der rechten
Szene in NRW darstellt und das ständige, inzwischen schon routinierte
Herunterspielen dieses Problems, seitens Stadt und Polizei, auch nach
dem jüngsten Angriff kein Ende finden will.
Umstrukturierung der Naziszene nach den Verboten
Nach
dem Verbot des Nationalen Widerstands Dortmund (NWDO), der
Kameradschaft Aachener Land (KAL) und der Kameradschaft (KS) Hamm
organisierte sich ein Großteil der Autonomen Nationalisten (AN) neu und
fand sich im Schutze des Parteienrechts schnell wieder, bei der neu
gegründeten Partei Die Rechte unter Führung des Hamburger Neonazis
Christian Worch.
Auch in Aachen und Heinsberg gründete sich ein
Verband der Partei. Gesicht der Partei ist der Neonazi Andre Plum,
welcher offiziell als Kreisvorsitzender agiert. Plum wurde erst vor
wenigen Wochen vom Amtsgericht Aachen für verschiedene Delikte zu einer
einjährigen Jugendstrafe verurteilt (noch nicht rechtskräftig).
Seit
dem Jahr 2012 gibt es in Aachen ebenfalls eine weitere Hooligan-Gruppe,
die offenbar versucht im Rocker-Business Fuß zu fassen. Die Westfront
Aachen, welche sich zwar offizell als unpolitisch bezeichnet, jedoch
Raum für Neonazis und Faschisten bietet, ist organisiert als
Hooligangruppe mit klaren Hierarchien. Sie tritt im Aachener Stadtgebiet
häufig in großen Schläger-Gruppen von bis zu 30 Personen und meist in
einheitlicher Kleidung auf.
Vorgehen der Polizei gegen Antifaschistische Strukturen
Die
Aachener Justiz duldete lange Zeit das militante Auftreten der KAL und
ging nur selten gegen Neonazis in Aachen vor. So wurde nach Angriffen
auf das AZ von „rivalisierenden Jugendgruppen“ und nach Angriffen von
Neonazis und Hooligans auf die Aachen Ultras (ACU) von „verfeindeten
Fangruppen“ bei Alemannia Aachen gesprochen.
Auch nach dem Angriff des 6. Januar ist das Vorgehen der Polizei eindeutig zu werten.
Nachdem
die Auseinandersetzungen im Eingang und auf der Straße beendet waren,
umstellte die Polizei mit einer Vielzahl von Beamt*innen das Autonome
Zentrum und riegelte den Straßenverkehr zwischen Hauptbahnhof und der
Kreuzung Normaluhr ab. Alle Personen, die nach dem Empfinden der
Polizist*innen tendenziell links sein könnten, wurden von der Polizei
kontrolliert. Ein Auto wurde von der Polizei in der Innenstadt unter
fadenscheiniger Begründung angehalten und kontrolliert, während am AZ
damit gedroht wurde, die Einganstür aufzubrechen um alle Personalien,
der dort anwesenden Personen, zu kontrollieren.
Diese Belagerung des Autonomen Zentrums hielt bis ca. 0 Uhr an, erst dann rückten die Beamt*innen ab.
In
der anschließenden Pressemitteilung der Polizei war keineswegs die Rede
von einem organisierten Neonazi-Angriff auf das AZ, sondern vielmehr
von einer Personengruppe, welche „vor der Türe erschienen und [...] mit
den dort anwesenden Besuchern des AZ in Streit“ geraten sei.
Dass das Erscheinen der Neonazis kein Zufall gewesen sein kann, wurde hierbei ausgelassen.
3
der 7 anschließend festgenommenen Neonazis wurden verharmlosend als
„Rechtsaktivisten“ bezeichnet, wie auch immer das zu verstehen sein mag.
Bereits Anfang November 2013 ermöglichte die Polizei mehrere
Angriffe und Störversuche von Neonazis und Hooligans bei einer
antirassistischen Demonstration von der linksjugend 'solid.
Stellungnahme dazu: http://de.indymedia.org/2013/11/349937.shtml
SoKo gegen rechts ermittelt gegen links
Vor
wenigen Tagen erhielt nun ein Antifaschist aus Aachen Post von der
Polizei und wurde als Beschuldigter dazu aufgefordert, eine Aussage zu
den Tatvorwürfen des 6. Januar zu machen. Vorgeworfen werden ihm u.a.
Landfriedensbruch und versuchte gefährliche Körperverletzung.
Der Antifaschist wird der Vorladung jedoch nicht Folge leisten.
Skandalös
hierbei ist, dass die Ermittlungen gegen den Betroffenen von der
Sonder-Kommission REMOK geführt werden, welche von der Polizei
eigentlich ins Leben gerufen wurde, um gegen die Neonazistischen
Straftaten in Aachen vorzugehen.
Warum sie also gegen
Antifaschist*innen vorgeht und Ermittlungen führt ist für uns in keiner
Weise nachvollziehbar. Wir fordern die Aachener Justiz und die Stadt
Aachen auf, nun endlich ein für alle mal die Augen zu öffnen und nicht
weiter Antifaschistische Strukturen zu kriminalisieren, sowie die
ständige Verharmlosung rassistischer und neonazistischer Angriffe zu
beenden.
Antifaschismus ist kein Verbrechen sondern
Notwendigkeit! Den antifaschistischen Selbstschutz ausweiten! Gegen
Repression und Naziterror!
Autonomes Zentrum Aachen, 12. März 2014
http://az-aachen.de
Solidarität aus dem Allgäu!
Ähnliches passiert auch hier: https://linksunten.indymedia.org/de/node/107080