"Allerlei Rechtes" heißt der Antifaschistische Jahresbericht für den Landkreis Göppingen. Seit Donnerstag kann das Dokument im Internet heruntergeladen werden. Es geht um Neonazis, aber auch um bürgerliche Rechte.
"Es gibt Übergriffe und Morddrohungen von Seiten der Neofaschisten. Die Oktoberdemos der Nazis sind daher nur die Spitze des Eisberges", sagt Johannes Schultes, Sprecher der Antifaschistischen Gruppe Göppingen. Erneut hat seine Gruppe deshalb den "Antifaschistischen Jahresbericht für den Landkreis Göppingen" erarbeitet, er kann von Donnerstag an im Internet heruntergeladen werden.
Auf 24 Seiten listen die Macher jegliche Aktivitäten der rechten
Szene aus dem vergangenen Jahr auf. Neben dem großen Naziaufmarsch im
Oktober und diversen Zwischenfällen, an denen die "Autonomen
Nationalisten" beteiligt waren, finden sich auch einer breiten
Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Vorgänge, Personen und Themen.
"Hierbei gilt: Nur Belegbares wird veröffentlicht", sagt Schultes.
"Damit wollen wir eine unabhängige Informationsquelle schaffen, die es
den interessierten Göppingern ermöglicht, sich ein Bild zu schaffen."
Berichtet wird zum Beispiel unter dem Datum 29. März: "Die musikalisch
schreckliche und inhaltlich erschreckende Musik-CD der ANGP wird von der
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert." Bei ANGP
handelt es sich um die sogenannten "Autonomen Nationalisten Göppingen",
die auch federführend die Nazidemos organisieren und diese bereits bis
2020 angemeldet haben. Am 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers,
hätten an einigen Häusern in Göppingen Reichsfahnen geweht.
Nicht nur Ereignisse, die unmittelbar im Landkreis stattgefunden haben, werden in dem Bericht erwähnt. So wird etwa über den Göppinger Wilhelm Langsam berichtet, der am 11. Mai bei einem "konspirativen Zeitzeugenvortrag" in Sachsen aufgetreten sei. Der 93-Jährige kämpfte in Rommels Afrika-Korps und trat laut einer NPD-Homepage freiwillig in die Waffen-SS ein. Auch bei der rechtsextremen Partei hat der Göppinger bereits referiert, stolz schreibt die NPD: "Seinen beeindruckenden Vortrag schloss er mit den Worten: ,Ich bin einer von Euch!". Langsam, der auch schon als Vorsitzender des Verbands "Deutsches Afrika-Korps" in Erscheinung trat, war bis 1984 in Diensten der evangelischen Kirche bei der Zeltmission tätig.
Am 25. Mai sei eine Gruppe der ANGP nach Karlsruhe zu einem Naziaufmarsch gefahren. Anders als in Göppingen, sei dort aber nicht marschiert worden: "Dieser wird jedoch verhindert, in dem die Stadtverwaltung die Karlsruher dazu aufruft, sich vor dem Bahnhof zu versammeln, damit die Nazis erst gar nicht marschieren können. Vorne bei den Protesten mit dabei sind Bürgermeister und Gemeinderäte."
Auch die Tatsache, dass ein Göppinger - der aktiv bei den ANGP mitwirkt - Landesvorsitzender der neuen Partei "Die Rechte" geworden ist, kann dem Bericht entnommen werden. Weitere Themen sind Rassismus auf dem Fußballplatz, ein Treffen türkischer Nationalisten in Ebersbach oder die Unterstützung von Göppinger Neonazis für die griechische Nazi-Partei "Goldene Morgenröte".
In ihrem Ausblick auf 2014 beklagen die Macher: "Es wird ignoriert, unter den Teppich gekehrt und verharmlost. Der Burgfrieden und das Image der Stadt ist dabei immer wichtiger als eine transparente Ehrlichkeit." Wünschenswert sei aber ein Zusammenhalt aller Nazigegner: "Die Spaltung in gute und böse Antifaschisten geht einher mit der Gleichmacherei von links- und rechtsextrem. Eine Selbstreflexion der Bürgerlichen jedoch, inwieweit in der Mitte der Gesellschaft rechtsextreme Inhalte wie Rassismus oder Nationalismus reproduziert werden, bleibt aus."
Der Antifaschistische Jahresbericht kann hier heruntergeladen werden: www.antifagp.tk