Anschlag auf Flüchtlingsunterkunft
Im bayerischen Germering zündet ein Unbekannter das Flüchtlingsheim an. Die Polizei hat keine Hinweise auf den Täter oder zum Motiv.
GERMERING taz | Am Tag zwei nach dem Brand ermittelt ein Spezialist des Landeskriminalamts in der Germeringer Flüchtlingsunterkunft. Er untersucht, ob der Täter Benzin oder Spiritus verwendet hat, um die Fassade anzuzünden. Ein Spürhund hatte am Mittwoch zwar keine Brandbeschleuniger gewittert. Aber da die Ermittler kaum einen Hinweis auf den Brandstifter haben, schauen sie sich den Tatort eben nochmal an.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatten Fassade und Dachstuhl des Asylbewerberheims in Germering nahe München gebrannt. Ein Bewohner entdeckte das Feuer, als er gegen 4.45 Uhr in die Unterkunft zurückkehrte. Seine Mitbewohner, die in den hinteren Räumen des Gebäudes schliefen, konnte er rechtzeitig wecken. Sie retteten sich ins Freie und sind mittlerweile in ihre Zimmer zurückgekehrt. Im vorderen Teil des Gebäudes befinden sich Büros der Heimleitung, sie wurden durch den Brand zerstört. „Die Bewohner machen sich natürlich Sorgen, ob in Zukunft noch mehr passieren könnte“, sagte ein Germeringer, der die Flüchtlinge ehrenamtlich betreut.
Laut ersten Presseberichten schlossen die Ermittler ein rassistisches Motiv schon nach wenigen Stunden aus. Begründung: Auf den Wohntrakt habe das Feuer nicht übergreifen können. Das Polizeipräsidium Ingolstadt bestritt diese Darstellung am Donnerstag aber. Erstens hätte durchaus das gesamte Gebäude brennen können. Zweitens habe die Polizei bislang kein Motiv ausgeschlossen, auch kein ausländerfeindliches. „Wir haben das sicher nicht getan, wir sind nämlich komplett blank. Wir haben keinen konkreten Hinweis auf Täter oder Motiv und können daher überhaupt keine Richtung ausschließen“, sagte ein Polizeisprecher.
Einziger Anhaltspunkt seien Aussagen von Heimbewohnern. Einer von ihnen habe in der Tatnacht einen Unbekannten vor der Fassade hantieren sehen. Auch der Heimkehrer, der den Brand entdeckte, habe den Mann bemerkt. Die Polizei sucht nach der Person, die Beschreibung ist aber dürftig: 30 Jahre, 1,75 Meter und dunkel gekleidet. Rechtsextreme Schmierereien hinterließ der Täter nach Polizeiangaben nicht, in der Vergangenheit habe es in der Nähe des Heims auch keine politisch motivierten Straftaten gegeben.
Der Bayerische Flüchtlingsrat kritisierte die Ermittlungen der Polizei. „Solche Anschläge häufen sich und die Motive sollten eigentlich auf der Hand liegen“, sagte ein Sprecher der Organisation. „Aber von der Polizei heißt es immer nur: Wir haben keinen Hinweis und ermitteln in alle Richtungen.“
Serie von Anschlägen
Tatsächlich brannten in den vergangenen Monaten mehrere von Migranten bewohnte Gebäude, nicht nur in Bayern. Im brandenburgischen Luckenwalde warfen Unbekannte im August einen Molotow-Cocktail auf ein Asylheim, das Feuer erlosch aber von selbst. In Duisburg legten Brandstifter Feuer im Keller eines Hauses, das von Roma-Familien bewohnt wird. Die 42 Menschen mussten sich auf das Dach retten.
Im brandenburgischen Premnitz brannten im September Mülltonen vor dem Eingang einer geplanten Asylbewerberunterkunft. Den letzten Fall konnte die Ermittler mittlerweile aufklären. Ein 20-jähriger Anwohner habe die Tat gestanden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Gemeinsam mit einem Freund habe er den Brand gelegt, um „ein Zeichen zu setzen“.
Laut Polizei sind weder der 20-Jährige noch sein mutmaßlicher Komplize Mitglieder der rechtsextremen Szene. Der Geständige habe angegeben, dass er nicht wolle, dass in der Nähe seiner Wohnung Asylbewerber einziehen. Der Brand hatte im November keine gravierenden Folgen: Ein Sicherheitsmann war zufällig am Gebäude vorbeigekommen und rief die Feuerwehr. Sie konnten den Brand löschen, bevor das Feuer auf das künftige Heim übergreifen konnte.