Polizei findet kiloweise Sprengstoff
Beamte verhaften 22 Jahre alten Neonazi nach Hausdurchsuchung
Von Marco Schopferer
Weil am Rhein/Lörrach. Südbaden ist nur knapp einem Bombenanschlag entgangen. Kiloweise Sprngstoffmaterialien und Waffen stellte die Polizei am Mittwoch bei einer Hausdurchsuchung in Weil am Rhein sicher. Gegen ein 22 Jahre altes NPD-Mitglied erließ das Amtsgericht Lörrach gestern Nachmittag Haftbefehl. Die Bomben hätten in Freiburg detonieren sollen.
Laut ersten Ermittlungsergebnissen der Polizei hatte sich der 22 Jahre alte ehemalige Zeitsoldat und angehende Altenpfleger seit Monaten neben allerlei Fachliteratur zum Bombenbau auch verschiedene Chemikalien im Internet bestellt. Zudem beschlagnahmten die Ermittler Zündschnüre sowie Bauteile zum Herstellen von Rohrbomben und für Fernzündungen. In zwei bis vier Stunden hätte der junge Mann die Materialien zu einer tödlichen Bombe zusammen bauen können, erklärte gestern die Polizeidirektion in Lörrach. Der Zugriff gelang wohl in letzter Minute. Un die Wirkung hätte verheerend sein können. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Polizei gehen davon aus, dass die Sprengkraft gereicht hätte, um etliche Menschen zu verletzen oder gar zu töten.
Mutmaßliches Ziel: DGB- und ver.di-Büro
Oberstaatsanwalt Otto Bürgelin bestätigte gestern gegenüber der Presse, dass der 22 Jahre alte Neonazi wohl einen Anschlag auf das alternative Kulturzentrum KTS in Freiburg plante. Nach Informationen dieser Zeitung war auch Südbadens DGB-Bezirksvorsitzender Jürgen Höfflin als Anschlagsziel ins Auge gefasst worden. Das gemeinsame Gewerkschaftsbüro des DGB und von ver.di in Freiburg wurde ausgespäht, doch sollte auch eine Bombe im Privathaus des DGB-Vorsitzenden explodieren, wenn ein Anschlag auf die KTS nicht gelänge.
Noch will die Polizei sich nicht festlegen, ob das 22 Jahre alte NPD-Mitglied allein gehandelt hat. Aus Ermittlungsgründen gab man sich zugeknöpft. Nur soviel: Die Behörden haben eine zweistellige Zahl an militanten Neonazis im Visier. Darunter womöglich auch den NPD-Chef des Landkreises Lörrach, ein seit Jahrzehnten bekannter Neonazi aus Grenzach-Wyhlen. Er soll, so die anonyme Anzeige, die am Sonnntag bei der Staatsanwaltschaft Lörrach einging und die Razzia bei dem 22 Jahre alten Weiler erst in Gang brachte, tatkräftig beim Sprengstoffkauf geholfen haben.
Glaibt man den Schreibern der anonymen Anzeige, führen die Spuren auch zu Neonazis nach Donaueschingen, Bad Krozingen, Laufenburg, Lörrach, Rheinfelden, Ballrechten-Dottingen, Bayern und in die Schweiz. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg ist in die Ermittlungen eingeschaltet.