Die umstrittene Deutsche Burschenschaft hält ihr Verbandstreffen in Innsbruck ab. Doch die Stadt will die stramm rechten und völkischen Ideologen nicht dulden. Gegendemonstranten protestieren - und die Bürgermeisterin ließ den Mietvertrag für die Messehalle kündigen.
Von Oliver Trenkamp
"Dem Feinde die Stirn" - ja, mit markigen Worten wirbt die schlagende Burschenschaft Brixia Innsbruck auf ihrer Website für sich. Viel ist von Treue und Ehre die Rede, von Vaterland und Freiheit, viele große Worte.
An diesem Samstag inszenierten sich die Burschenschafter und ihr Dachverband dann nicht mehr nur im Netz als Bewahrer eherner Grundsätze, sondern auch auf der Straße: Vom Hauptquartier aus, dem "Brixenhaus", zogen rund 120 Burschenschafter durch die Stadt. Als Marsch für Meinungsfreiheit hatten sie ihren Umzug angemeldet.
Der Umzug ist die Begleitmusik für das Verbandstreffen der Deutschen Burschenschaft (DB), die mit Forderungen nach einer Art "Ariernachweis" immer wieder von sich reden machte und die in den vergangenen Jahren immer weiter nach rechts gerückt war. Liberalere Bünde haben sich mit Schrecken abgewandt, jetzt geben völkische Ideologen den Ton an.
Zu dem Verbandstreffen sollten etwa 150 Burschenschafter aus Österreich und Deutschland anreisen. Das klingt zwar nicht nach sonderlich vielen, aber die Veranstaltung zählt zu den wichtigsten Gremien des Dachverbands. Hier beraten die stramm rechten Funktionäre ihre Strategien, auch wenn es offiziell um "Jugendarbeitslosigkeit in der EU" gehen soll.
Wie sich Innsbruck gegen die Burschenschafter wehrt
So hat es in Österreich viel Aufregung um das Treffen gegeben. Die Stadt Innsbruck und ihre Bürgermeisterin haben dafür gesorgt, dass der Mietvertrag für die Messehalle gekündigt wurde. Eigentlich wollten sich die Burschenschafter dort treffen.
Die Burschenschafter wiederum inszenieren sich seitdem als Opfer und als zu Unrecht Verfolgte. Die DB "beklagt sich über das rechtswidrige Vorgehen der Innsbrucker Stadtregierung", heißt es in einer Mitteilung. Rhetorisches Sperrfeuer kommt aus der FPÖ: Ein Nationalratsabgeordneter der rechten Partei ließ sich mit den Worten zitieren, die Vertragsauflösung sei "eine Niederlage der Demokratie und Meinungsfreiheit". Der Innsbrucker Bürgermeisterin warf er einen "totalitären Zugang zu Demokratie und den Säulen einer liberalen Gesellschaft" vor.
Das erinnert an die klassische Strategie von Rechtsextremen, sich als Opfer vermeintlich linksautonomer Gegendemonstrationen oder der angeblich vorherrschenden politischen Korrektheit zu gerieren. Der Eindruck verstärkt sich durch die Einschätzung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands, das mindestens drei der in der DB vertretenen österreichischen Burschenschaften als rechtsextrem einstuft.
Ein Aktionsbündnis mit dem Namen "Innsbruck gegen Faschismus" hat zu Gegendemonstrationen aufgerufen. Der "Standard" berichtet von 1000 bis 1500 Teilnehmern, um 13 Uhr begannen die Proteste.
Dass sich Städte gegen Treffen der rechten Burschenschafter wehren, hat es auch in Deutschland schon gegeben. Die Bürgermeisterin von Eisenach, wo die DB traditionell ihren Burschentag veranstaltet, samt Fackelzug und Singen der Nationalhymne in ihrer Drei-Strophen-Fassung, würde die Burschenschafter gerne verbannen. Sie hat die Mietverträge für die Veranstaltungshalle inzwischen gekündigt, allerdings gelten sie noch bis 2018.
Die Polizei in Innsbruck hat sich auf alle Eventualitäten vorbereitet und ein Großaufgebot im Einsatz. 300 Beamte und ein Hubschrauber überwachen sowohl Burschenschafter als auch Gegendemonstranten.