In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde ein hundertjähriger Ahorn am Münchner Josephsplatz besetzt, da dieser zusammen mit einem Großteil der anderen Bäume dort einer Tiefgarage weichen soll. Mittlerweile hat sich die Besetzung auf 4 jeweils hundertjährige Bäume ausgeweitet und die Rodungsarbeiten sind vorläufig gestoppt.
Um circa 4 Uhr wurde der erste Ahorn von einigen Aktivist_innen besetzt und mit einer Schlafplattform ausgestattet. Kurz nach 7 traf die Landschaftspflege, also das Rodungsteam, ein und wütete mit einem Bagger und mehreren Motorsägen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein weiterer Baum erschlossen und ein Walkway (Verbindung zwischen 2 Bäumen, die es ermöglicht, die Bäume zu wechseln) zwischen den Bäumen gespannt. Nachdem das Rodungsteam von Anwohner_innen bei den Arbeiten behindert wurde, riefen diese die Polizei, welche Personalien aufnahm, ansonsten aber unschlüssig rumstand. Die uniformierten Polizisten zogen sich nach kurzfristigem größerem Aufgebot völlig zurück und wurden durch einige Zivilpolizisten ersetzt, die Versuchten, sich unter die Anwohner_Innen zu mischen. Gezählt wurden acht.
Innerhalb weniger Stunden wurde der halbe Platz dem Erdboden gleich gemacht und die meisten Bäume unter Protest der Anwohner_Innen gefällt. Übrig blieben sämtliche von Aktivist_innen besetzte und einige umstehende Bäume. Auch der Spielplatz wurde abgerissen. Im Laufe des Nachmittags wurde dann bekannt, dass ein Baustopp beschlossen, also die Rodung ausgesetzt wurde. Wann es weiter geht, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich ist vorher aber die Räumung der Besetzung angesetzt.
Vor Ort ist die Stimmung gut. Anwohner_innen und andere solidarische Menschen spenden Rege allerlei nützliches Material und veganes Essen. Es entwickeln sich viele interessante Gespräche über Aufwertung des Stadtteils und dadurch steigende Mieten, autofreie Städte, die längst nicht mehr tragbare Wegwerfgesellschaft usw. Mittlerweile wurde auch ein Ofen gespendet der für Wärme sorgt und Anwohner_innen bastelten derweil aus den Trümmern des von der Rodungsfirma zerstörten Spielplatzes Wippen und andere Spielgeräte. Die Polizei hat sich soweit erkennbar völlig zurück gezogen, nur am morgen des heutigen zweiten Besetzungstages war eine Art Spähtrupp bestehend aus einer Person in Zivil und einer in Uniform vor Ort.
Wer vorbei kommen will ist dazu herzlich eingeladen, jede Art von Unterstützung ist willkommen. Einfach in die U2 und am Josephsplatz aussteigen. Kommt zahlreich, bringt gute Laune und Dinge die Spaß machen mit. Ein Soundsystem und tanzfreudige Menschen wären zum Beispiel nicht schlecht. Am Nachmittag des zweiten Besetzungstages (Dienstag) wird es einen Vortrag zu veganer Ernährung und eine Lesung „radikal mutig“ von Hanna Poddig geben. Weitere Workshops, Vorträge und andere Programmpunkte für diesen und die nächsten Tage sind in Planung.